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Aktualisiert am 23.08.2011 - 12:08 Uhrin MärkteLesedauer: 6 Minuten

Berenberg Lux Invest: Das Emittentenrisiko bei Zertifikaten wird nicht immer gerecht vergütet

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Doch die hatte Lehman auch, und zwar bis zum 15. September 2008, dem Tag, an dem sich die Investmentbank unter Kapitel 11 des amerikanischen Insolvenzgesetzes stellen ließ. Das Beispiel der Lehman-Insolvenz hat gezeigt, dass die Ratingagen turen mit ihren Einstufungen häufig hinter der Tagesaktualität herhinken. Die Schieflage der USBank wurde von den Agenturen glatt verpasst. Sie glichen ihre Bonitätsnoten erst der Realität an, als das „Kind bereits in den Brunnen gefallen war“ und die Zertifikate-Anleger einen herben Verlust erlitten hatten. Kreditratings wegen ihrer Schwerfälligkeit komplett außen vor zu lassen, wäre allerdings übertrieben. Immerhin repräsentieren sie die auf Fakten beruhende Kreditwürdigkeit der Banken und geben einen schnellen Überblick über die Bilanzkennzahlen und Geschäftsentwicklung. Sensiblere Daten, die im Vergleich zu Kreditratings schneller und näher am Puls der Märkte liegen, stellen die sog. Credit Spreads dar. Sie geben an, welchen Risikoaufschlag Unternehmen im Vergleich zu risikofreien Staatsanleihen zahlen müssen. Sie werden börsentäglich gehandelt und sind ein Maß dafür, für wie risikoreich Marktteilnehmer den Emittenten halten. Der Kapitalmarkt äußert ein hohes Ausfallrisiko in hohen CDS-Spreads. Das offizielle Kreditrating von Lehman war bis zum 15. September 2008 makellos. Der Credit Spread dagegen war schon zuvor auf über 600 Basispunkte in die Höhe geschnellt. Ein erstes Anzeichen für eine schwächelnde Kreditwürdigkeit. Ein Blick auf die aktuellen Daten verrät schnell, wie unterschiedlich der Markt die Risiken bei verschiedenen Emittenten beurteilt. Europäische Banken weisen derzeit aufgrund der Verschuldungskrise höhere Spreads aus. Dabei birgt ein Emittent in der Regel erhöhte Risiken, wenn er regional eingeschränkt oder einseitig tätig ist, wie z.B. Landesbanken oder reine Investmentbanken. Spitzenreiter im negativen Sinne ist aktuell die WestLB. Ihr Credit Spread liegt bei knapp 300 Basispunkten. Einschränkend muss jedoch berücksichtigt werden, dass Credit Spreads wie auch Aktien den Emotionen der Marktteilnehmer unterliegen und nicht unbedingt die aktuellen Fakten widerspiegeln. Sie geben jedoch frühere und bessere Warnsignale als Ratings.
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