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Berenberg-Manager über US-Aktien US-Aktienmarkt wird durch Trump beflügelt

Till Budelmann, Fondsmanager des Berenberg Systematic Approach – US-STOCKPICKER Fund
Till Budelmann, Fondsmanager des Berenberg Systematic Approach – US-STOCKPICKER Fund

Nach seiner Wahl im November trat Donald Trump am 20. Januar das Amt zum 45. Präsidenten der USA an. Er hat in Abstimmung mit Paul Ryan  -dem Sprecher des Repräsentantenhauses - ein umfassendes Programm angekündigt, mit dem er die Vereinigten Staaten „wieder groß machen will“. Auf seine Wahl hatten die Aktienmärkte – wider Erwarten – positiv reagiert. Wie geht es nun am US-Aktienmarkt weiter? Analysiert werden müssen hierzu vier wichtige Faktoren: Das gesamtwirtschaftliche Umfeld (Makro), die Unternehmenslandschaft (Mikro), die technische Situation sowie die Anlegerstimmung.

Makro-Blick: Massiver Wachstumsschub 2018

Steuersenkungen, weniger Regulierung und fiskalische Anreize über Infrastrukturausgaben zählen zu Trumps Wahlversprechen. Einige Neuerungen können wahrscheinlich schon bis zum Spätsommer sichtbar werden. Das Maßnahmen-Paket wird das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) befeuern. Vor allem die bislang eher schwächeren Investitionen müssten massiv profitieren. Berenberg schätzt die Entwicklung sehr positiv ein. Für 2017 erwartet der Markt ein BIP-Wachstum von 2,3 Prozent, Berenberg rechnet mit 2,4 Prozent. Allerdings dürften die meisten Maßnahmen erst nächstes Jahr richtig fruchten. Für 2018 liegt die hauseigene Prognose mit 2,9 Prozent deutlich über dem Konsens von 2,3 Prozent. Das starke Wirtschaftswachstum wird sich positiv auf die Unternehmensgewinne und somit auf den US-Aktienmarkt auswirken, vor allem wenn es höher ausfällt als erwartet.

Mikro-Sicht: Unternehmensgewinne drehen ins Positive

Trotz des lange währenden Bullenmarktes sind US-Aktien nicht zu teuer. Zwar liegen sowohl das Trailing-Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), das auf die Gewinne der vergangenen vier Quartale abzielt, als auch das auf künftige Gewinne gerichtete Forward-KGV über dem historischen Durchschnitt. Man muss die Werte aber auch im Verhältnis zum Zinsniveau und der Attraktivität von Anlagealternativen sehen. Daher sind die erhöhten KGVs nicht besorgniserregend. Das gilt umso mehr, da eine Wende bei den Unternehmensgewinnen erwartet wird. Für 2017 wird nach zwei Jahren Flaute erstmals wieder ein satter Zuwachs von 8 bis 10 Prozent erwartet. Jetzt beginnt der Übergang vom zinsgetriebenen Bullenmarkt zu einem vom Unternehmensgewinnen getriebenen Bullenmarkt. In dieser Situation sind sinkende KGVs absehbar, da die Gewinne stärker als die Kurse anziehen werden.

Wie schon 2016 sieht er Value- vor Growth-Aktien. Innerhalb des Value-Bereichs werden zyklische gegenüber defensiven Werten bevorzugt. Zum zyklischen Value gehören vor allem Finanz- und Energietitel sowie Industriewerte. Das sind auch genau die Bereiche, die von Trumps Politik profitieren. Vor allem Finanztitel stehen als deutliche Gewinner da. Sie profitieren von sinkenden Steuern, weniger Regulierung, mehr Wachstum und den damit verbundenen höheren Zinsen. Klarer Verlierer ist hingegen der in vergangenen Jahren stark gelaufene Gesundheitssektor, speziell Pharmaunternehmen. Trump macht bereits Druck auf die Medikamentenpreise.

Technik und Sentiment: Luft nach oben bei besserer Stimmung

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Neben der Makro- und der Mikro-Lage spricht auch die technische Situation am US-Aktienmarkt für einen weiteren Anstieg der Kurse. Der Aktienindex S&P 500 ist schon seit Jahren auf dem Weg nach oben, zuletzt hat die Dynamik etwas nachgelassen. Anfang 2016 kam es zur Bewährungsprobe. Die relevante Unterstützungslinie bei 1.810 Indexpunkten hat damals gehalten. Den hartnäckigen Widerstand bei 2.130 Punkten konnte der Index im Sommer 2016 überwinden. Seitdem ist Luft nach oben. In den vergangenen 71 Tagen ist der Index - trotz der politischen Stressphasen – nicht ein einziges Mal mit ein Prozent Verlust oder mehr aus dem Handel gegangen. Das ist die längste Serie im gesamten Bullenmarkt seit 2009.

Interessant sind die Korrelationen der einzelnen Sektoren. Nach der Wahl im November sind sie zurückgegangen. Sektoren wie Finanzen und Basiskonsum sind zum Beispiel seitdem negativ miteinander korreliert. Jetzt ist daher die Zeit für aktives Management.

Auch das Sentiment liefert Unterstützung für steigende Kurse. Seit der US-Wahl hat sich die Anlegerstimmung für die US-Börse verbessert. Von Hochstimmung kann aber keine Rede sein. Wir sind aber noch lange nicht in der letzten Phase eines Bullenmarkts, in der die Stimmung in Euphorie umschlägt und der Markt oft nach oben überschießt.

Risiken: Überhitzungsgefahr statt Wirtschaftskollaps

Die aktuell weit verbreitete Angst vor einem Handelskrieg muss man ernstnehmen, ein wenig übertrieben ist sie allerdings schon. Zu erwarten ist ein gewisser Widerstand aus dem Kongress. Zu viele einflussreiche Republikaner sind Kämpfer für den Freihandel. Auch eine Gefahr, dass die Wirtschaftsentwicklung abknickt und die Unternehmensgewinne sich doch nicht positiv entwickeln, ist nicht zu sehen. Die größere Sorge ist, dass der Markt zu viel Fahrt aufnimmt. Die US-Wirtschaft läuft schon jetzt nicht schlecht, Trumps zusätzlicher Antriebsmotor könnte womöglich zu einer Überhitzung und letztlich dann zum Ende des Bullenmarkts führen. Hier muss die Notenbank Fed rechtzeitig reagieren. Aus jetziger Sicht ist für 2017 mit zwei bis drei Zinserhöhungen zu rechnen.

Eine Überhitzung ist jedoch nicht das Basisszenario von Berenberg. Vielmehr ist davon auszugehen, dass die politische Dynamik zu einem stärkeren Wachstum als erwartet führen wird, was sich in den Unternehmensgewinnen zeigt. Dies werde den Bullenmarkt weiter befeuern und eine weitere Normalisierung des Marktes einleiten.

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