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Bert Flossbach stellt sich Ihren Fragen: "Wir können unser Geld abschreiben"

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Leserfrage: Was sagen Sie zu „Expertenmeinungen", die nicht nur ein Scheitern des gesamten Euro, sondern auch einen Niedergang der Marktwirtschaft in der Form wie wir sie kennen vorhersagen? Mehr als nur Verkaufsshow für Börsenbriefe et cetera?

Flossbach: Dass das Euroexperiment gescheitert ist, steht außer Frage. Aber auch die Marktwirtschaft hat großen Schaden genommen: Die Regierungen haben kollektiven Rechtsbruch begangen, die Notenbanken greifen in Marktprozesse ein und manipulieren mit ihrer Politik des leichten Geldes die Zinsen.

Der Brüsseler Bürokratenapparat nutzt die Eurokrise, um immer mehr Kompetenzen zu zentralisieren. Mit einer marktwirtschaftlich verfassten Wirtschaftsordnung sind die Entwicklungen der beiden letzten Jahre nicht wirklich zu vereinbaren.

Leserfrage: Wie sollen die nationalen Währungen zurückgerechnet werden? Die Umwandlung in Euro war 2001 ja ganz einfach.

Flossbach: Im Idealfall sollten sich die Umrechnungskurse an den Marktgegebenheiten orientieren. Die Einführung nationaler Parallelwährungen würde automatisch dafür sorgen, dass sich marktkonforme Wechselkurse gegenüber dem weiter umlaufenden Euro einpendeln. Die Politiker müssten sich dann nicht die Köpfe über die „richtigen“ Umstellungskurse zerbrechen.

Letztendlich werden die Umstellungsmodalitäten aber politisch, das heißt am Verhandlungstisch, entschieden. Dabei besteht natürlich die Gefahr, dass ökonomische Notwendigkeiten von machtpolitischen Interessen in den Hintergrund gedrängt werden.

Leserfrage: Was passiert mit einem Danish Mortgage Bond Fund beim Zerfall des Euro? Die dänische Krone (DKK) ist ja an den Euro gekoppelt. Ist dann künftig die DKK an eine neue D-Mark gekoppelt?

Flossbach: Dänemark befindet sich in einer ähnlichen Situation wie die Schweiz. Angesichts der ungelösten Eurokrise steht die Dänische Krone unter hohem Aufwertungsdruck. Mit Interventionen am Devisenmarkt versucht die Notenbank den Wechselkurs zwar in der vorgegebenen Bandbreite zum Euro zu halten; der Stress im Euroraum wird die Flucht der Anleger in Alternativwährungen wie die Krone aber sicher nicht abreißen lassen. Es ist also bestimmt kein Schaden in Dänischer Krone investiert zu sein.

Wenn es nach einem Zerfall der Eurozone tatsächlich zur Wiedereinführung nationaler Währungen kommen sollte, würde es angesichts der Handelsverflechtungen ökonomisch durchaus Sinn machen, dass Dänemark seine Währung an eine „neue“ D-Mark anbindet. Allerdings glaube ich nicht, dass der Euro komplett von der Bildfläche verschwinden wird. Wahrscheinlich wird sich in den nächsten Jahren eine Kerneurozone herausbilden, in der auch Dänemark seinen Platz haben sollte.

Auf der kommenden Seite geht es um die Auswirkung der Euro-Krise auf die Anlagepolitik und die Produkte von Flossbach von Storch.
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