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Bert Flossbach über die Griechenland-Krise: Rettet den Euro?

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Kurzfristig scheinen die heute verkündeten Maßnahmen zu wirken. Der Euro steigt, Gold fällt und die Anleiherenditen der Wackelkandidaten sinken. Dies könnte sich schon bald ändern, wenn die Investoren die Konsequenzen dieser erneut „alternativlosen“ Hilfe zu erkennen beginnen.

Die USA haben es mit dem Ankauf von US-Staatsanleihen und vor allem dem Kauf von immobilienbesicherten Anleihen der quasi staatlichen Institute Fannie Mae und Freddie Mac vorgemacht. Die Bilanzsumme der Fed ist innerhalb von wenigen Monaten von 900 Milliarden Dollar auf 2.300 Milliarden explodiert und der Dollar hat von November 2008 bis November 2009 mehr als 20 Prozent an Wert verloren.

Jetzt machen wir es den USA nach, allerdings unter schlechteren Voraussetzungen, denn der Euro ist noch keine 9 Jahre alt und ringt noch immer um das Vertrauen der Bürger. Hinzu kommt, dass die Wirtschaftsstruktur und die Fiskalpolitik in der Eurozone wesentlich heterogener sind als in den USA, wie das Beispiel Griechenland zeigt.

Griechenland wird auch bei noch so wohlwollender Unterstützung durch den IWF und die EZB nicht in der Lage sein, seinen Schuldenberg abzubauen. In der nachfolgenden Grafik haben wir die voraussichtliche Entwicklung des Schuldenstands im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt berechnet. Die grüne Linie reflektiert die volle Umsetzung aller vom IWF geforderten Maßnahmen, ohne dass damit ein starker Konjunktureinbruch verbunden wäre. Wir haben sie zwar als „Best Case“ bezeichnet, der allerdings sehr unwahrscheinlich ist. So enthält der IWF-Plan 10,85 Milliarden Euro noch nicht näher identifizierte Maßnahmen (Luftbuchungen) und einige Ungereimtheiten, wie extrem optimistische Einnahmekalkulationen aus dem Lotterie- und Wettgeschäft (die wir auch im Gespräch mit der teilstaatlichen Lotteriegesellschaft Opap nicht klären konnten). Selbst wenn das gesamte neue Maßnahmenpaket von 30 Milliarden Euro umgesetzt werden kann, würde die Verschuldung zunächst auf 131 Prozent des BIP steigen, um dann bis 2014 auf 119 Prozent zurück zu gehen.

Das realistischste Szenario (rote Linie) führt zu einem Schuldenanstieg auf über 140 Prozent. Hierbei haben wir Einsparmaßnahmen und Mehreinnahmen von insgesamt rund 23 Milliarden Euro (inkl. der im März angekündigten Maßnahmen von 10 Milliarden Euro) und einen Rückgang des BIP von 10 Prozent bis 2011 angenommen. Das Zinsniveau für neue Griechenanleihen haben wir mit durchschnittlich 4,8 Prozent berechnet und dabei eine Komplettfinanzierung durch EU- und IWF Gelder unterstellt.

Die EU und damit vor allem Deutschland haben eine Patronatserklärung für einen Pleitekandidaten abgegeben, weil die Politik den Euro mit der europäischen Einigung verknüpft und ihn deshalb unter allen Umständen zusammen halten möchte. Einen Plan B hat es nie gegeben. Jetzt stolpert man durch die Krise.

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