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Aktualisiert am 31.03.2020 - 11:13 Uhrin MärkteLesedauer: 3 Minuten

Bis zu 84 Millionen Euro Ex-Deutsche-Bank-Banker klagt wegen zu hoher Boni

Yves Paturel, der im Zuge der Untersuchungen zur Libor-Manipulation gefeuert wurde, klagt gegen seinen einstigen Arbeitgeber in London. Er wirft der Bank vor, in den Jahren 2008 und 2009 großzügige Boni an leitende Kollegen ausgezahlt zu haben, während er selbst sich mit 4,3 Millionen Euro zufrieden geben musste. Wenn der für die Bank erzielte Gewinn eingerechnet werde, bliebe sein Bonus weit hinter denen dieser Kollegen zurück, erklärte Paturel den Gerichtsunterlagen zufolge.

Im Gefolge der Finanzkrise gingen Politiker und Aufsichtsbehörden gegen überzogene Bankervergütungen vor und zogen einen Schlussstrich unter Belohnungen, wie sie in der Klage von Paturel beschrieben werden. Dennoch bietet dieses Verfahren einen guten Einblick in die Vergütungen in der Bankenwelt, bevor die Branche im Sumpf immer neuer Skandale versank.

„Diese Boni stellen ein einmaliges Szenario dar“, sagt Jason Kennedy, Chef des Stellenvermittlers Kennedy Group in London. „So etwas wird es in unserer Generation nicht noch einmal geben.“

Paturel wurde im April gefeuert, als die Bank mit Sitz in Frankfurt die Rekordstrafe von 2,5 Milliarden Dollar zahlen musste, um Untersuchungen ihrer Rolle bei der Manipulation des Londoner Interbankensatzes in den USA und in Großbritannien beizulegen.

In seinem Vertragsverletzungsverfahren bemüht sich Paturel um bis zu 5 Millionen Pfund an Bonuszahlungen. Er hatte das Verfahren ursprünglich gemeinsam mit einem anderen Händler eingereicht, dieser sprang jedoch ab.

Auf die Einschränkung der Boni durch die Aufsicht folgte eine Welle von Klagen - die Ergebnisse waren unterschiedlich. Paturel hat den Unterlagen zufolge Andrew Hochhauser als Anwalt gewinnen können, der schon 104 Dresdner-Kleinwort-Banker in einer Klage gegen die Commerzbank vertreten hatte. Er erstritt 50 Millionen Euro im bislang größten Bonusverfahren in Großbritannien.

Paturel zufolge hat der Deutsche-Bank-Händler Christian Bittar, der auch in die Libor-Untersuchungen verwickelt ist, für 2008 einen Bonus von 84 Millionen Euro erhalten und für 2009 noch 63 Millionen Euro. Carl Maine, der Paturel zufolge den gleichen Rang eines Directors wie er selbst innehatte, erhielt demnach für 2008 einen Bonus von 38 Millionen Euro.

Die Deutsche Bank weist die Vorwürfe zurück und erklärte zu ihrer Verteidigung, dass Maine und Bittar 2008 und 2009 keine Ermessens-Zahlungen erhalten hätten. Stattdessen habe ihre Vergütung auf anderen Metriken basiert, die sich nach „vertraglichen Vereinbarungen“ richteten. Diese Zahlungen, die auf einer Beteiligung am Gewinn basierten, wurden nach dem Jahr 2009 eingestellt, erklärte die Bank.

Paturel sei aufgrund einer Anweisung des New York Department of Financial Services bezüglich der Interbankensätze entlassen worden, erklärte die Deutsche Bank in einer Stellungnahme per E-Mail. Seine Forderung weiterer Vergütungen, die auf Informationen basiere, die inakkurat und unverifiziert seien, sei gegenstandlos, und die Bank werde dagegen vorgehen.

Der Klageschrift zufolge wurden Paturel für 2008 rund 1,3 Millionen Euro zugestanden - das entspricht etwa einem Prozent der 133 Millionen Pfund, die er für das Jahr erwirtschaftet hatte. Ihm wurde gesagt, dass alle Mitglieder im Bereich Geldmarkt-Derivate gleich behandelt worden seien und er solle froh sein, dass er nicht den Rang eines Managing Directors innehabe, denn bei diesen seien die Einschnitte noch größer ausgefallen.

Bittar war zu dem Zeitpunkt Managing Director und erhielt wohl elf Prozent des von ihm erwirtschafteten Gewinns, erklärte Paturel.

Paturels Anwalt konnte auf Anfrage per E-Mail und Telefon nicht für eine Stellungnahme erreicht werden. Ein Anwalt Bittars konnte ebenfalls nicht für eine Stellungnahme erreicht werden. Auch Maine konnte nicht kontaktiert werden.

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