LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
Lesedauer: 3 Minuten

Bitcoin Digitalgeld ist Ecuadors Sparplan für den Dollar

Das Parlament hat im Juli ein Gesetz erlassen, das die Einführung einer digitalen Währung vorsieht, die neben dem Dollar - dem offiziellen Zahlungsmittel in Ecuador - existieren soll. Sobald das Gesetz unterzeichnet ist, könnte diese noch namenlose Währung bereits im Oktober an den Start gehen. Zur Regulierung des neuen Geldes, das von “liquiden Vermögenswerten” gedeckt wird, soll eigens eine Währungsbehörde aufgebaut werden.

Weniger als sechs Jahre nach der Zahlungsunfähigkeit, bei der Forderungen von 3,2 Mrd. Dollar in Auslandsschulden nicht bedient wurden, sieht sich Ecuador mit schwindenden Ölreserven, Leistungsbilanzdefiziten, die Dollar aus der Wirtschaft abziehen, und einem rekordträchtigen Finanzierungsbedarf konfrontiert.

Zwar könnte virtuelles Geld zur Bezahlung der Staatsbediensteten und Auftragnehmer helfen, die Barbestände zu bewahren. Das Digitalgeld könnte Correa jedoch auch zu noch mehr Ausgaben verleiten. Und das würde nach Einschätzung von Landesbank Berlin Investments die Fähigkeit des Staates untergraben, die langfristigen Anleihen zurückzuzahlen.

“Das ist normalerweise der Beginn von Wertminderung, Inflation und Abwertung”, sagt Lutz Röhmeyer, der sich bei der Landesbank Berlin um etwa 1,1 Mrd. Dollar an Schwellenmarkt- Vermögenswerte kümmert, darunter auch Schuldtitel aus Ecuador.

Röhmeyer, der seit mehr als 15 Jahren in Ecuador investiert und die letzten zwei Zahlungsausfälle korrekt vorhergesagt hat, will seine Bestände an Staatsanleihen des Landes verringern. Die Firma hält 2 Mrd. Dollar an Anleihen, die Ecuador im Juni begeben hatte.

Ecuador entwickelt sein eigenes elektronisches Geld, während sich digitale Währungen wie Bitcoins einer zunehmenden Akzeptanz als Tauschmittel erfreuen. Anders als in Ecuador wurden die meisten virtuellen Währungen allerdings als Alternative zu den von Staaten begebenen Banknoten und Münzen entwickelt.

Correa braucht Geld, um die Staatsausgaben zu finanzieren, die sich seit seiner Machtübernahme im Jahr 2007 mehr als verdreifacht haben. Seine Ausgaben für öffentliche Bauprogramme und soziale Initiativen zur Bekämpfung von Armut reißen ein Loch in das Staatsbudget: Für dieses Jahr rechnet die Regierung in Quito mit einem Haushaltsdefizit von 4,5 Mrd. Dollar. Das Finanzministerium schätze im November, dass Ecuador bis 2017 wohl etwa 35 Mrd. Dollar an Schulden aufnehmen müsse.

Damit eine Dollar-Verknappung nicht die öffentlichen Ausgaben einschränkt, hat die Regierung mehr als die Hälfte ihrer Goldreserven als Sicherheit eingesetzt, um im Mai einen Kredit im Umfang von 400 Mio. Dollar von Goldman Sachs Group Inc. zu erhalten. Im selben Monat lieh China dem Land 2 Mrd. Dollar - im Gegenzug für die künftige Ölförderung.

Im Juni begab der Staat dann Anleihen im Wert von 2 Mrd. Dollar. Dabei half wohl auch der zweithöchste Zinssatz unter ähnlich eingestuften Dollar-Bonds, die dieses Jahr emittiert wurden, zeigen von Bloomberg zusammengestellte Daten.

Trotz alledem wandte sich Correa einen Monat später hilfesuchend an den Lateinamerikanischen Reservefonds, bekannt als Flar, um die Zahlungsbilanz mit einem 618 Mio. Dollar schweren Rekordkredit auszupolstern.

Ecuador hat in jedem der vergangenen vier Jahre ein Defizit in der Leistungsbilanz aufgewiesen, was der Wirtschaft Dollar entzieht. Die US-Währung ist seit 2000, als Ecuador den Sucre aufgab, das bislang einzige gültige Zahlungsmittel im Lande.

Die Verlockung, die Rechnungen schließlich mit der neuen Währung zu bezahlen, wird zunehmen, wenn die Regierung ihre Dollarquellen aufgebraucht hat, meint Ökonom Jose Mieles vom Analysehaus Cordes. in Quito. “Problematisch wäre, wenn sie ihre heimischen Gläubiger” mit der neuen Währung bezahlten. “Sie könnten diese Ressource benutzen, um sofort Liquidität zu erhalten.”

Die Analysten wollen erstmal abwarten, wie das neue System überhaupt realisiert wird, erklärt Juan Lorenzo Maldonado, ein Ökonom für Lateinamerika von Credit Suisse Group AG.

“Wenn sie einen Weg finden, die elektronische Währung effizient zu nutzen, um nur bestimmte Arten von Zahlungen zu leisten und um einige Prozesse einfacher und schneller zu gestalten, und wenn sie sich selbst an einen verantwortungsvollen Umgang halten, dann könnte das eine gute Sache sein”, sagt er.

Die Ecuadorianer dürften jedoch versuchen, ihre Ersparnisse aus dem Land zu bringen, um zu vermeiden, mit virtuellem Geld ausbezahlt zu werden, meint Ökonom und Portfoliomanager Steffen Reichold von Stone Harbor Investment Partners LP.

“Ich würde eine Konvertierung in eine neue Währung nicht wollen, um die sich eine unerprobte Zentralbank kümmert”, konstatiert Reichold. Eine Währung aufzulegen sei “nicht unkompliziert, selbst wenn man ein Land mit einer perfekten Erfolgsbilanz bei der Steuerung der Wirtschaft ist. Und ich denke nicht, dass Ecuador in diese Kategorie fällt.”

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen