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Björn Drescher über Christoph Bruns: „Der Anwalt der Aktienanlage“

Björn Drescher
Björn Drescher
Der ehemalige Leiter des Aktienfondsmanagements der Union Investments und heutige Frontmann der Vermögensverwaltung Loys AG scheut keine Auseinandersetzung und nutzt jede Gelegenheit für Aktienplädoyers, sei es nun anlässlich unseres Investmenttalks „Tacheles“ oder der „Sauren Fonds Awards“. Bruns Credo: Wir wollen uns später nicht fragen lassen, was wir in der Baisse getan und welche Chancen wir verpasst haben. „Aktien als Sachanlage sind langfristig das Sinnvollste und heute alternativloser denn je. Die Konzentration der Anleger auf den Euro und Staatspleiten sind eine Aufmerksamkeitsanomalie.“

Die Staatsschuldenkrise ist mit Blick auf die Aktienmärkte in Bruns Augen sogar positiv zu bewerten. Schließlich waren es bisher vor allem die öffentlichen Schuldner, die als Hauptkonkurrenten um das Anla¬gekapital der Investoren auftraten. Das könnte sich in der Zukunft ändern. Und es ist nach seiner Ansicht nicht das erste Mal, dass der Vorteil der Aktie, die hohe Liquidität und Fungibilität, sich in bewegten Zeiten zunächst als vermeintlicher Nachteil darstellt, später aber auszahlt.

Stockpicker mit Herz und Hand

Bruns ist Stockpicker mit Herz und Hand, Einschätzungen der konjunkturellen Wetterlage und Markt-Timing- Strategien überlässt er gerne anderen. Und auch Krisen können ihn nicht schrecken. Die aus ihnen resultierenden Kursanomalien ziehen ihn eher an: zum Beispiel BP im Zuge der Deepwater-Horizon-Katastrophe. Während sich die Märkte von dem Titel fluchtartig abwenden, wägt Bruns mögliche Schadensersatzzahlungen und den inneren Wert des Unternehmens ab und greift zu. Für ihn typisch, etwas zu früh, aber langfristig mit Erfolg. Die Aktie ist heute noch im Portfolio.  

„Gleichwohl“ ist Bruns keineswegs einseitig in seinen Argumentationen oder gar kopflastig in seinem Anlagestil. Beispielsweise trommelte er nach zweijähriger Hausse Ende 2010 zum Ausstieg und zur Gewinnmitnahme, hielt im Loys Global noch im Juli 2011, als er keine unterbewerteten Titel mehr fand, 30  Prozent Kasse und griff erst wieder zu, als die Kurse in der Folgezeit abschmierten: zum Beispiel Deutsche Post, BASF, Hugo Boss und Wacker Chemie. Alles, wie üblich, mit 30-prozentigem Sicherheitsabschlag auf die „fairen Werte“ der Unternehmen erworben. Derzeit werden Bereiche wie zum Beispiel Software, Einzelhandel und Personaldienstleister favorisiert. Schwerpunkte des Portfolios liegen auf dem europäischen, insbesondere deutschen Aktienmarkt (25 Prozent). Investments in den USA (10 Prozent) und Südkorea (12 Prozent) runden neben anderen ausgewählten globalen Titeln das Depot ab. Und auch an Bruns Aversion gegen Finanzwerte mag man ablesen, dass er vorausschauend und prinzipiengetreu agiert. „Es ist zu viel Unsicherheit im Spiel. Banken haben zu wenig Eigenkapital und zu wenig Substanz.“

Der Performanceerfolg für diesen Strategieansatz kann sich sehen lassen: Der rund 360 Millionen Euro große Loys Global (LU0107944042) bescherte seinen Anteilsinhabern in den vergangenen drei Jahren 55 Prozent Gewinn und konnte die Verluste in 2011 auf – 5,4  Prozent begrenzen.

Und wie ein Blick auf den schon vor Jahren aufgelegten Single-Hedgefonds Loys Global MH (DE000A0H08T8) belegt, sind die Loys-Verantwortlichen keineswegs nur Long-Only interessiert. Denn wer sich an der Bewer¬tung von Unternehmen orientiert, weiß nicht nur, was billig ist, sondern auch, was zu teuer erscheint und kann Gegenpositionen beziehen.

Nun kommt auch noch ein Long-Short-Publikumsfonds hinzu: der Loys Global L/S. Der neue Fonds versteht sich als Erweiterung des bestehenden Ansatzes des Loys Global MH, der als Single-Hedgefonds relevanten Investorengruppen nicht zugänglich ist oder von ihnen gemieden wird. Schließlich können Single-Hedgefonds nicht von allen Vertriebswegen vermittelt werden, sind sie in bestimmten Lagerstellen aufgrund der besonderen rechtlichen Anforderungen nicht verwahrfähig und stoßen sich wieder andere schlicht an der Anlageform als solcher.

Loys reagierte und bringt nun einen Publikumsfonds, der in der Strategie etwas variiert und damit liquider (täglich handelbar), transparenter und pragmatischer gehandelt werden kann. Den Preis, um den diese Vorteile erworben werden, stellen synthetische statt physische Leerverkäufe, geringere Hebelkräfte und ein weniger komprimiertes Portfolio als im Loys Global MH dar. Wollte man es positiver formulieren, könnte man auch sagen: „kleinerer Hebel“ und „breitere Risikostreuung“.

Fazit: Christoph Bruns, der seine Fondsmanagerkommentare gerne mit „Ihr Mitinvestor“ unterschreibt, ist ein Vollblutbörsianer, wie er im Buche steht. Mit seiner nachhaltigen Outperformance gegenüber dem MSCI verkörpert er ein überzeugendes Beispiel für den Mehrwert, den aktives Fondsmanagement leisten kann und fungiert als lebendes Argument gegen den Einsatz von ETF. Wählen Sie zwischen Bruns „Long-only“, „Absolut-return-hedge“ und „Long-short-im Publikumsfondsmantel“.

Zur Person: Björn Drescher ist geschäftsführender Gesellschafter und Mitbegründer der Drescher & Cie, einer Gesellschaft für Wirtschafts- und Finanzinformationen. Zudem ist er Verleger der Börsenbriefe "Fonds-Scout" und "Fonds im Visier" sowie Veranstalter von Seminaren rund um das Thema "Investmentfonds".

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