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Aktualisiert am 06.04.2020 - 16:12 Uhrin Märkte verstehen, Chancen nutzenLesedauer: 3 Minuten
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Blackrock-Stratege „Aktien sind derzeit nicht teuer“

Martin Lück ist Chef-Kapitalmarktstratege bei BlackRock Deutschland
Martin Lück ist Chef-Kapitalmarktstratege bei BlackRock Deutschland

DAS INVESTMENT: Die Fed hat die Zinsen erhöht und will ihre Bilanz schrumpfen. Die Europäische Zentralbank kauft seit April Anleihen für nur noch 60 statt für 80 Milliarden Euro. Stehen die Finanzmärkte vor einer entscheidenden Wende?

Martin Lück: Aus Sicht der EZB ist der Schritt von 80 auf 60 Milliarden Euro nur eine Normalisierung, kein Einstieg in den Ausstieg. Das Programm war ja mit 60 Milliarden pro Monat gestartet und dann auf 80 Milliarden ausgeweitet worden. Insofern gehen wir nicht von massiven Auswirkungen aus, wenn man jetzt auf den alten Wert zurückgeht.

Doch scheint das Ende der Zeiten extrem niedriger Zinsen eingeleitet. In welchen Anleihesegmenten sollte man künftig vorsichtig sein

Lück: Vermutlich befinden wir uns bereits mitten in der Zinswende, und die tiefsten Renditen liegen hinter uns. Insofern gilt es, Durationsrisiken zu reduzieren. Viele Anleger haben bereits ihren Schwerpunkt auf kürzere Laufzeiten verschoben. Auch empfehlen wir, Zinsänderungsdurch Kreditrisiken zu ersetzen – also länger laufende Anleihen von Top-Emittenten eher unterzugewichten und kürzer laufende Bonds von Unternehmens- und Schwellenländern zu bevorzugen.

Rechnen Sie mit Inflation?

Lück: In Europa war der starke Anstieg der Inflation um die Jahreswende durch Basiseffekte getrieben. Die Kerninflationsrate zeigte kaum Bewegung – und jetzt, da die Basiseffekte verschwinden, werden wohl auch die Inflationserwartungen wieder etwas abbröckeln. Richtung Jahresmitte rechnen wir mit einer Stabilisierung, danach mit einer Annäherung an den Zielwert.

Die Aktienmärkte sind in den vergangenen Jahren sehr gut gelaufen. Sehen Sie noch Potenzial?

Lück: Wir glauben nicht, dass Aktien derzeit teuer sind. Die Weltwirtschaft wächst stärker als erwartet, die Aussicht auf Unternehmensgewinne bleibt positiv. Vor diesem Hintergrund sollten sich neue Bewertungsspielräume ergeben. Das ist wichtig vor allem für Anleger, die die aktuellen Preisniveaus für zu hoch halten.

Nach der ersten Euphorie über Trumps Politik ist am US-Aktienmarkt jedoch etwas Ernüchterung eingetreten.

Lück: Der Bullenmarkt wurde durch Trumps Versprechen nicht ursächlich bedingt. Eher schon wirkte die Wahl in den USA als eine Art Katalysator für die fundamentale Verbesserung, die in der zweiten Hälfte 2016 sichtbar wurde, bestehend aus einer synchronisierten Wachstumsbeschleunigung in verschiedenen Teilen der Welt und einer echten Aussicht auf normalere Inflationsdaten. Sollte sich der „Trump Trade“ als heiße Luft erweisen, würden die Aktienpreise zwar korrigieren, das wäre aber aus unserer Sicht nicht notwendigerweise der Beginn eines Bärenmarkts.

Europäische Aktien waren vor allem 2016 wenig beliebt. Kommt hier der Sinneswandel?

Lück: Die Stimmung bezüglich europäischer Aktien hat zuletzt spürbar gedreht. Und für viele Anleger ist schon lange ersichtlich, dass europäische Aktien günstiger bewertet sind als amerikanische. Nun holt in Europa das Wachstum auf, und die EZB erklärt die Schlacht gegen Deflationsgefahren für gewonnen. Sobald sich jetzt auch noch die dunklen Wolken um die französische Präsidentschaftswahl verziehen, dürften auch außereuropäische Investoren wieder Mut fassen.

Welche weiteren Aktienmärkte sind jetzt attraktiv für Anleger?

Lück: Wir sehen in Japan und den Schwellenländern Aufholpotenzial in puncto Bewertung. Auch sind in diesen Märkten die Unternehmen zu finden, deren Gewinne von einer Beschleunigung des weltweiten Makrowachstums am stärksten Profitieren.

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