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Blase in Sicht Vorsicht auf dem Hochzinsanleihenmarkt

Wolfgang Juds, Geschäftsführer von Credo Vermögensmanagement in Nürnberg
Wolfgang Juds, Geschäftsführer von Credo Vermögensmanagement in Nürnberg
Als gängige Vergleichsgröße für die Messung der Risikobereitschaft der Marktteilnehmer dient der Markit iTraxx Europe Crossover Index. Mit ihm lassen sich die vom Markt eingepreisten Ausfallrisiken für das High-Yield-Segment in Form eines Risikoaufschlags oder Spreads messen.

Aktuell beträgt dieser Spread nur noch umgerechnet etwa 2,2 Prozentpunkte und liegt damit weit unter seinem historischen Durchschnitt von etwa 5 Prozent.

Aufgrund der fehlenden Alternativen im Bereich der „sicheren“ Anleihen zeigen sich die Anleger sehr risikofreudig. Insbesondere nach der jüngsten EZB-Entscheidung haben sich die Spreads noch einmal deutlich eingeengt. Seit März dieses Jahres, wo der Spread noch bei über 3 Prozent lag, kam es zu einem Rückgang des Risikoaufschlags um 0,8 Prozent.

Für den Anleger setzt sich seine Gesamtverzinsung aus der Rendite für sichere Anleihen für eine bestimmte Laufzeit - zum Beispiel für fünf Jahre - und dem Risikoaufschlag für das mögliche Ausfallrisiko zusammen.

Worin bestehen die Risiken für die Investoren?


Das größte Risiko besteht zweifellos darin, dass der Anleiheschuldner zahlungsunfähig wird und die Anleihe nicht zurückzahlen kann. Darüber hinaus besteht aber auch das Risiko von Kursverlusten während der Laufzeit, wenn entweder die Zinsen für die risikolosen Anleihen steigen und beziehungsweise oder die Spreads sich ausweiten.

Um das Risiko eines Ausfalls zumindest abzufedern, ist es sinnvoll eine möglichst breite Risikostreuung vorzunehmen und Fonds einzusetzen, die sich durch ein hervorragendes Risikomanagement auszeichnen. Nicht die Fonds mit den höchsten absoluten Renditeergebnissen auf kurze Sicht, sondern diejenigen mit den besten risikoadjustierten Erfolgen auf lange Sicht sollten die Anleger bevorzugen.

„Die Flut hebt alle Boote, auch die Ollen“, sagt eine alte Börsenweisheit. In einem Umfeld, das in erster Linie durch die Liquidität der Notenbank bestimmt wird, treten fundamentale Betrachtungen naturgemäß in den Hintergrund. Die Bewertung nahezu aller Anlageklassen ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen.

Teilweise sind die Kurssteigerungen aufgrund von steigenden Unternehmensgewinnen bei Aktien oder einer verbesserten Eigenkapitalausstattung und einer geringeren Verschuldung bei Unternehmensanleihen gerechtfertigt.

Auf der anderen Seite müssen die Risiken bezahlt werden - und dieser Aspekt gerät zunehmend aus dem Gleichgewicht. Die Prämien sind meines Erachtens inzwischen zu niedrig, um die Risiken aufzufangen.

Was können Investoren tun?


Eine mögliche Strategie kann es sein, Risiken noch stärker zu mischen und andere Anlageklassen zu berücksichtigen. Beispielsweise kann es Sinn machen, dividendenstarke Aktien und Wandelanleihen im Depot zu haben. Damit erhält das Depot in seiner Gesamtstruktur bereits ein anderes Chance-Risikoprofil als ein stark rentenlastiges Depot.

Es gibt aber noch einen weiteren Weg, der bislang noch von wenigen Marktteilnehmern beschritten wird. Wenn die Risiken deutlich höher als die Chancen sind, ist eine der besten Möglichkeiten, Liquidität zu halten und abzuwarten.

Die bestehenden Positionen können an guten Tagen reduziert werden und Risiken können abgebaut werden. Je höher die Kurse steigen, desto mehr Liquidität wird gehalten. Wenn dann die Rückschläge kommen, ist genügend Geld auf dem Konto, um die künftigen Chancen wahrnehmen zu können.

Erinnern wir uns an die letzte Finanzkrise? Der Altmeister Warren Buffett konnte billig einsteigen, weil er Liquidität besaß - diejenigen Investoren, die bereits investiert waren, mussten wieder warten, bis die Märkte sich erholt hatten.

Das aktuelle Marktumfeld bietet genügend Möglichkeiten für Gewinnmitnahmen und anschließender Kassenhaltung, denn an Gewinnmitnahmen ist noch niemand gestorben.

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