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Aktualisiert am 28.01.2016 - 18:02 Uhrin FinanzberatungLesedauer: 4 Minuten

Blaudirekt-Chef Oliver Pradetto „Deutschlandrente ist wie Kirchensteuer"

Oliver Pradetto, Chef des Maklerpools Blaudirekt
Oliver Pradetto, Chef des Maklerpools Blaudirekt

Hintergrundinfo: Um Altersvorsorge für Bürger attraktiver zu machen und Altersarmut zu verhindern, schlagen Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir, Sozialminister Stefan Grüttner und Finanzminister Thomas Schäfer das Altersvorsorge-Konzept Deutschlandrente vor. Das Standardprodukt soll zum Selbstkostenpreis von einem zentralen Rentenfonds verwaltet werden. Jeder Arbeitnehmer, der nicht widerspricht, soll automatisch jeden Monat einen Beitrag in das Rentenprodukt einzahlen (Opt-Out-Modell). Der Deutschlandfonds legt das Geld an. Weitere Informationen finden Sie hier   

DAS INVESTMENT.com Halten Sie die Deutschlandrente in der Form, wie sie die drei Minister vorschlagen, für ein realistisches Modell?

Oliver Pradetto: Absolut. Alles was dazu beiträgt die Sensibilität rund um die Altersvorsorge zu erhöhen, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Die Konkurrenz durch ein staatliches Kapitaldeckungskonzept wird die Leistungsfähigkeit privater Lösungen positiv beflügeln.

Wo sehen Sie Schwachstellen des Deutschlandrente-Konzepts?

Pradetto: Wichtig ist, dass ein Opt-Out jederzeit möglich ist. Ein Deutschlandrente-Konzept darf nicht auf die Anfangsträgheit des Konsumenten setzen und dann den Bürger binden wollen. Es muss die Möglichkeit bestehen künftige Sparbeiträge in eine private Sparform zu überführen.

Und welchen Nutzen hätte das Modell im Vergleich zu bereits bestehenden Renten-Produkten wie zum Beispiel Riester-Rente?

Pradetto: Der Nutzen ist ein psychologischer: Millionen von Menschen zahlen Kirchensteuer, obgleich sie sich nicht mehr mit der Organisation Kirche verbunden fühlen. Wenn auf diese Weise mehr Leute für das Alter sparen, ist auf jeden Fall etwas gewonnen. Außerdem bekommt die Altersvorsorge-Notwendigkeit ein Preisschild. Wenn der Makler zum Kunden kommt, kann er mehr über die Qualität seines Produktes sprechen und muss dem Staat nicht länger ehrenamtlich die Aufklärungsarbeit abnehmen. Es war ja nie sein Verschulden, dass die gesetzliche Altersrente nicht ausreicht und dass der Bürger darüber im Unklaren gehalten wurde. Er musste aber den Buhmann spielen. Wenn der Staat das jetzt selbst übernimmt ist das nur fair.

>> Was Walter Riester, Namensgeber der Riester-Rente, über das Konzept denkt, erfahren Sie hier

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