LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in MärkteLesedauer: 4 Minuten

„Bleiben die Märkte instabil, wird es zur Transferunion kommen“

Seite 2 / 2


DAS INVESTMENT.com: Ist der Schuldenschnitt für Griechenland von den Banken zu stemmen?

Vöpel: Die Zusage des Bankenverbandes ist für einzelne Banken nicht bindend. Insofern ist nicht klar, ob die vereinbarten 50 Prozent auch tatsächlich eingehalten werden.

Aber selbst wenn: Für einige Banken wird es zu Problemen kommen, die dann – sofern systemisch relevant – durch den Rettungsschirm rekapitalisiert werden müssten. Auch national wird der Druck auf die Banken sehr unterschiedlich sein – für Griechenland und Frankreich wohl höher als für Deutschland.

DAS INVESTMENT.com: Reicht den Griechen ein Schuldenschnitt von 50 Prozent, um an die Kapitalmärkte zurück zu kehren?

Vöpel: Der Schuldenschnitt reduziert zunächst die Finanzierungslast enorm. Der entstandene finanzpolitische Spielraum muss jetzt für Investitionen zur Überwindung der Rezession und zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit genutzt werden. Geschieht das nicht, stehen wir bald vor den gleichen Problemen. Das gilt auch für andere Länder wie Italien.  

DAS INVESTMENT.com: Wird es unter dem neuen Präsidenten Mario Draghi zu einer Kehrtwende der EZB-Geldpolitik kommen?

Vöpel: Das ist nicht zu erwarten, auch wenn der Beginn einer Amtsperiode für die Bildung der Reputation immer sehr wichtig ist. Die Situation lässt im Moment nichts anderes als eine expansive Geldpolitik zu.

Dass die EZB ihrer Rolle als „Kreditgeber der letzten Zuflucht“ nachkommt, ist vollkommen richtig. Eine dauerhafte Reparaturfunktion der EZB mit Stützungskäufen von Staatsanleihen auf dem Sekundärmarkt und der Monetisierung von Staatsausgaben wäre allerdings fatal.

DAS INVESTMENT.com: Wo wären Sie in den kommenden Jahren am liebsten Chefvolkswirt der Zentralbank? Europa, China oder den USA? Und wo wären Sie am liebsten Sparer?

Vöpel: In den USA – dort sind der geldpolitische Spielraum und wirtschaftspolitische Einfluss als Zentralbanker am größten. Auch als Sparer dürften die USA derzeit am bequemsten sein – zwar gibt es auch dort einen enormen Konsolidierungsbedarf, die Steuer- und Abgabenlast ist aber (noch) relativ niedrig und das verfügbare Netto-Einkommen (noch) hoch.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion