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Manager des BNY Mellon Global Real Return im Gespräch „Darum sind wir bei Unternehmensanleihen skeptisch“

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In welche Richtung bewegen Sie sich momentan: Gehen Sie zurzeit eher ins Risiko oder reduzieren Sie es?

Pataki: 2015 und im ersten Halbjahr 2016 haben wir das Risiko in unserem Portfolio stark heruntergefahren. Wir haben Aktienpositionen verkauft und die Hedging-Positionen erhöht. Kurz nach der Brexit-Entscheidung haben wir einigen Gewinn aus unseren Sicherheitspositionen mitnehmen können. Einigen Profit haben wir auch über unsere Goldminen-Titel mitgenommen – überhaupt mit Investments, die mit dem Goldpreis zusammenhängen.

Substanziell haben wir aber das Risikoprofil des Fonds nicht geändert. Wir haben ein wenig mehr zyklisches Risiko hineingenommen, weg von defensiven zu mehr zyklischen Titeln, die potenziell von der unorthodoxen Geldpolitik profitieren. Die Netto-Aktien-Gewichtung auf Fondsebene ist allerdings ungefähr gleich geblieben. Wir haben also nicht mehr Aktien ins Portfolio geholt, sondern eher eine leichte Umgewichtung vorgenommen und  Profit über Versorgungsunternehmen und Healthcare-Unternehmen mitgenommen. Zudem haben wir Profit von Unternehmen erhalten, die ein stabiles Cashflow-Profil haben, weil die Bewertung solcher Unternehmen sehr stark nach oben gegangen ist. Sie haben eine starke Rally hingelegt. Nach dem Referendum in Großbritannien haben wir in einige interessante Gelegenheiten im Bereich „Binnenkonsum“ investiert.

Ausgerechnet in Großbritannien, das durch das Votum doch bei vielen Anlegern als unsicherer Kandidat gilt?

Pataki: Es gab sehr viele Sorgen um die Zukunft im britischen Konsumbereich. Einige Titel sind um 20 Prozent gefallen. Wir haben Unternehmen identifiziert, die sehr günstig bewertet waren. Ein anderer Bereich des Aktienmarkts, wo wir gute Gelegenheiten sehen, sind Unternehmen, die von Infrastruktur-Ausgaben profitieren. Baufirmen oder Baustofffirmen. Das sind die Unternehmen, die auch durch wirtschaftsstimulierende Maßnahmen potenziell gewinnen können.

Und auf Anleihe-Ebene: Es ist heutzutage anspruchsvoll, hier Rendite zu generieren. Wie gehen Sie da vor?

Pataki: Wir müssen zwischen Unternehmensanleihen und Staatsanleihen unterscheiden. Unternehmensanleihen sind bei uns Teil des nach Rendite strebenden Kerns. Unser Exposure dort liegt bei nur etwa 3,5 Prozent. Das ist vergleichsweise niedrig. Nach der Bankenkrise hatten wir schon einmal etwa 20 Prozent Unternehmensanleihen im Portfolio. Momentan haben wir sie schwach gewichtet, da wir uns um den Kreditzyklus sorgen. Die verstärkte Kreditvergabe wurde diesmal nicht durch Banken, sondern durch die Kapitalmärkte befördert. Finanzinstitute haben individuelle Kredite zu Paketen geschnürt, in ETFs zum Beispiel, und haben sie an ein großes Publikum verkauft. Das kann zu Liquiditätsproblemen führen. Das ist der Grund dafür, dass wir bei Unternehmensanleihen skeptisch sind – wir suchen sie sehr genau aus.

Was Staatsanleihen betrifft: Wir haben nach dem Brexit-Votum unseren Anteil an lang laufenden US-Anleihen heruntergefahren. Auch unser Exposure gegenüber Treasuries mit fünfjähriger Laufzeit haben wir zurückgenommen. Die Instrumente hatten sehr gut abgeschnitten vor dem Hintergrund sinkender Zinsen.

Glauben Sie an einen baldigen Zinsanstieg?

Auch wenn es auf Zinsebene in den letzten Wochen ganz moderate Normalisierungstendenzen gibt: Alle Länder der Welt sind hoch verschuldet. Daher sehen wir die Zinsen von Staatsanleihen nicht sehr viel vom heutigen Niveau aus steigen. Ein Zinsanstieg hätte negative Folgen für die Wohnungsmärkte und würde allgemein der Wirtschaft schaden. Das würden Politiker nicht wollen. Unserer Ansicht nach gibt es eine Begrenzung nach oben, bis zu der Zinsen maximal steigen können.

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