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Börsen in Barbados & Co. Exotische Mal-Kurse

Börse auf Afrikanisch: Ein Händler läutet die Schlussglocke an der Börse in Uganda. Mit neun gelisteten Wertpapieren zählt sie zu den kleinsten Handelsplätzen der Welt (Foto: Bloomberg)
Börse auf Afrikanisch: Ein Händler läutet die Schlussglocke an der Börse in Uganda. Mit neun gelisteten Wertpapieren zählt sie zu den kleinsten Handelsplätzen der Welt (Foto: Bloomberg)
8 Quadratmeter, zwei alte Desktop-Computer. So sieht Börse in Tansania aus. Jeden Mittwochmorgen ist sie für eine halbe Stunde geöffnet. „Wer außerhalb dieser Zeit handeln will, muss sich vorher telefonisch anmelden. Sonst wird das nichts“, erzählt Carlos von Hardenberg, Mitglied im Schwellenländer-Team von Mark Mobius und zuständig für den Templeton Frontier Markets Fund.

Als der Handelsplatz 1996 in der tansanischen Metropole Dar es Salaam gegründet wurde, passierte erst mal – nichts. Das erste Unternehmen wurde im April 1998 gelistet: Tanzania Oxygen, ein Produzent von Industriegasen.

Inzwischen tummeln sich vier Firmen aus Tansania an der Dar es Salaam Stock Exchange, kurz DSE: neben Oxygen auch die Brauerei Tanzania Breweries, der Zigaretten-Hersteller Tanzania Cigarette und die Tee-Firma Tanzania Tea Packers.

Richtige Kontakte senken das Risiko

Tansania zählt zu den ungewöhnlichsten Börsenplätzen, die von Hardenberg bisher untergekommen sind. Und der gebürtige Hamburger kommt mit seinem Team viel herum. „Einen Großteil unserer Zeit, 30 bis 40 Prozent, verbringen wir in Afrika.“

Rund sechs Monate im Jahr ist er auf Reisen. Da es in diesen Märkten noch viele Ineffizienzen gebe, fließen über die klassischen Quellen kaum Informationen. „Man muss hinfahren und Kontakte knüpfen, um an die zuverlässigen Leute ranzukommen“, so von Hardenberg.

Sonst falle man leicht auf die guten Redner herein, die sich später als schlechte Lieferer entpuppten. Von Hardenberg: „Die Märkte sind riskant, aber mit den richtigen Kontakten sinkt das Risiko deutlich.“

Das Faszinierende sei, mit welcher Geschwindigkeit sie sich entwickelten. Von Hardenberg und sein Team sind nicht nur Investoren. Sie arbeiten auch mit den Börsen und Regierungen zusammen, um die exotischen Handelsplätze für ihresgleichen attraktiv zu machen.

Von Hardenberg: „Wir werden oft um Hilfe gebeten.“ So sei Franklin Templeton derzeit auch mit der Regierung von Tansania im Gespräch, um die rechtlichen Rahmenbedingungen für ausländische Investoren zu gestalten. Angola wolle sich ebenfalls für Ausländer öffnen, Saudi-Arabien bereits in der zweiten Hälfte dieses Jahres.

„Es gibt noch große Teile der Volkswirtschaft, an die wir nicht herankommen, weil eine Vielzahl von Firmen nicht an der Börse gelistet und damit nicht investierbar ist“, so von Hardenberg.

Grenzmärkte, Schwellenländer mit unterentwickelten Finanzmärkten, werden ein immer beliebteres Reiseziel für Investoren. „Alleine in diesem Jahr haben wir über eine Milliarde Dollar eingesammelt“, sagt Rami Sidani, Manager des Schroder ISF Frontier Markets Equity.

„Wir mussten den Fonds für neue Investoren schließen.“ Auch der Templeton Frontier Markets hat bereits ein Soft Closing. „Die Frontier Markets performen besser als alles andere auf der Welt“, fährt Sidani fort und erklärt, warum: „Investoren haben in der vergangenen Dekade viel Geld mit den klassischen Schwellenländern verdient.

Jetzt suchen sie nach der nächsten Wachstumswelle.“ Die Frontier Markets stünden da, wo die heutigen Schwellenländer vor 20 bis 25 Jahren standen. Die Volkswirtschaften wachsen im Schnitt mehr als 6 Prozent pro Jahr, die Bevölkerung ist jung, ein Großteil hat bis vor Kurzem noch gar nicht am Konsum teilgenommen.

Das ändert sich Sidani zufolge aber unglaublich schnell. In rasendem Tempo entstehen Binnenmärkte. „Die kommen von so einem niedrigen Level, dass das Wirtschaftswachstum in den kommenden zehn Jahren allein deshalb schon weiter steigen wird“, so der Schroders-Manager.

BSE steht nicht für Rinderwahn


Die Welle reiten dürften in Tansania derzeit sicher mehr Touristen als Investoren. Noch zählt das Land nicht zu den offiziellen Grenzmärkten. Ebenso wenig wie etwa Barbados oder die Kapverden und unzählige andere Mini-Börsen in paradiesischer Umgebung.

Doch warum sollte man nicht auch mal Wertpapiere handeln, wo andere Urlaub machen. Oder sich zumindest schon mal umsehen. Zum Beispiel dort, wo die Abkürzung BSE nicht für Rinderwahn steht, sondern für die 1987 gegründete Barbados Stock Exchange.
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