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Boom or Bust – wohin mit meinem Geld 2014?

Thomas Böckelmann
Thomas Böckelmann
Plus 18 Prozent ist die Performance seit Jahresbeginn für Anleger, die in den deutschen Aktienindex DAX investiert haben. Der 6.000 Unternehmen umfassende Weltaktienindex MSCI Welt liegt seit Jahresbeginn beeindruckende 16 Prozent vorn. Als Gründe für die Kursanstiege werden oft Alternativlosigkeit und überbordende Liquidität genannt. Letzteres wird durch das historisch einmalige Experiment der weltweit bedeutendsten Notenbanken in Tokio, New York und Frankfurt untermauert.

Zahllose Unsicherheiten und negative Nachrichten stellten in 2013 keine Belastung für die Aktienmärkte dar – im Gegenteil. Je schlechter die volkswirtschaftlichen Rahmendaten, so entschlossener traten die Notenbanken auf. Während in der Vergangenheit die Notenbanken für die Kapitalmärkte ein Sicherheitsnetz spannten, scheinen sie in der aktuellen Zeit das Benzin für steigende Preise bei Aktien und Immobilien zu liefern. Umso verständlicher waren die heftigen Marktverwerfungen in Mai und Juni, als Äußerungen der US-Notenbank als Abkehr von der Liquiditätspolitik gedeutet wurden.

Die DAX-Performance 2013 verstellt den Blick auf die mit Aktien generell einhergehenden Risiken. So haben seit Jahresbeginn Schwellenländeraktien – gemessen am MSCI Index -10 Prozent verloren. Aber auch DAX & Co. hatten im Jahresverlauf einige Schwächephasen zu überstehen, zum Beispiel während der ‚Tapering‘ Debatte von Mitte Mai bis Ende Juni verlor der DAX zehn Prozent. Dies unterstreicht, dass einer Aktienrendite immer auch eine signifikante Portion Risiko gegenübersteht.

Zu den großen Verlierern des Jahres gehörten neben Gold nahezu alle Zinspapiere in Erwartung weiter steigender Zinsen. Aufgrund des immer noch sehr niedrigen Zinsniveaus (10 Jahre Laufzeit Bund 1,8 Prozent nach 1,2 Prozent Ende April, 10 Jahre Laufzeit USA 2,9 Prozent nach 1,6 Prozent Ende April) sind die festzustellenden Zinsanstiege in der absoluten Höhe zwar gering, in der relativen Entwicklung bedeuten diese aber ein mittlerweile 50 Prozent höheres Zinsniveau. Jüngste Daten zur Inflationsentwicklung vermochten die Erwartung weiter steigender Zinsen bisher nicht umkehren, bei einem sich weiter stabilisierenden Weltwirtschaftswachstum drohen Reaktionen der Notenbanken in Form steigender Zinsen – so die Theorie. In der Praxis scheinen wir von weiter deutlich steigenden Zinsen noch eine Weile entfernt – zu groß ist die Notwendigkeit, schuldengebeutelte Länder mit künstlich niedrigen Zinsen zu helfen und auf einen Schuldenabbau über den Inflationsanstieg hinzuarbeiten.

Rahmenbedingungen 2014 durchwachsen bis positiv…

Eine Mischung aus scheinbar endlos verfügbarem Geld, Alternativlosigkeit und Wachstumshoffnung hat in diesem Jahr die meisten Aktienkurse getrieben. Zinssteigerungsängste und Deflationsgefahren haben hingegen zu Einbrüchen bei anderen Anlageklassen geführt. Am Umfeld hat sich auch für 2014 wenig verändert – nur sind Aktien mittlerweile nicht mehr günstig und Zinsen bis auf weiteres nicht attraktiv. Die Suche nach Rendite wird daher zu verstärkten Engagements in risikobehafteten Anlageklassen führen, gleichzeitig steigen die Gefahren für Wertschwankungen und Rückschläge signifikant.

Die Situation wird im kommenden Jahr nicht einfacher. Noch sind die Zinsen zu niedrig, um für die Risiken zu entlohnen. Bei Aktien ist mit stärkeren Wertschwankungen zu rechnen. Schlussendlich bleibt das individuelle Risikomanagement für die Positionierung entscheidend. Allerdings ist zu erwarten, dass Anleger ihre Risikobereitschaft erhöhen werden.

Ausblick auf die Anlageklassen

Aktien

Das laufende Jahr ist das erste Jahr seit Beginn der mehrjährigen Hausse, in denen die Kurse deutlicher steigen als die Gewinnzuwächse der Unternehmen. Börsianer sprechen von einer Multiple-Expansion, Anleger sind bereit für Gewinne mehr zu zahlen als zuvor, Kennzahlen wie z.B. das Kurs-Gewinn-Verhältnis steigen an. Nun deuten diese Kennzahlen im historischen Vergleich noch nicht darauf, dass die Aktienmärkte zu teuer sind. Sie signalisieren lediglich, dass die Luft nach oben auf Basis historischer Daten etwas dünner wird. So sind entweder deutlich steigende Unternehmensgewinne in 2014 erforderlich oder eine weitere Ausweitung der Kennzahlen durch gezielte Umschichtungen aus anderen Anlageklassen in Aktien. Gewinnanstiege in 2014 werden von Analysten je nach Region zwischen minus fünf bis plus 15 Prozent geschätzt. Insbesondere die USA und China setzen positive Impulse für die Weltwirtschaft, auch der Abschluss der Welthandelsorganisation WTO ist beachtenswert. Dazu kommen das Wachstum unterstützende Energiepreise, nicht zuletzt durch Fracking in den USA und die evtl. Rückkehr Irans als Ölexporteur.

Vor diesem Hintergrund sehen wir durchaus weiteres Kurspotential für globale Aktien, wenn auch nicht so stark wie in 2013 und unter deutlich größeren Wertschwankungen.

Anleihen

Nach nahezu 30 Jahren sinkender Zinsen ist in diesem Jahr die Zinswende greifbar. Die relativen Zinsanstiege in den sicheren Häfen wie Deutschland, USA und Japan sind mit mehr als 50 Prozent  für langfristige Anlagezeiträume ab 10 Jahren signifikant. Gleichzeitig besteht aber seitens der Notenbanken die Notwendigkeit, reformabhängige Schuldenstaaten mit Niedrigzinsen weiter zu unterstützen und auch die verhaltene Inflationserwartung spricht nicht für dramatisch steigende Zinsen.

Wir sehen noch Potential im Hochzinssegment, bei nachrangig besicherten Anleihen und in Schwellenländern. Auch die Europeripherie bietet Chancen, die politischen Risiken sind jedoch kaum zu bewerten.

Gold


Gold ist keine Anlageklasse, sondern eine Ersatzwährung oder eine Versicherung gegen den Zusammenbruch des Weltfinanzsystems. Wie eine Gebäudeversicherung gehört daher auch Gold in jede Vermögensstruktur. Wer sich an teils dramatischen Wertschwankungen nicht stört, hat zum Beispiel mit fünf Prozent seines Vermögens in physischem Gold einen langfristigen Stabilitätsanker.

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