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Boutiquen in der Asset-Management-Industrie „Derzeit läuft alles auf eine Monokultur hinaus“

Roundtables zum Thema Fondsboutiquen (von links): Holger Leppin, Michael Kohlhase, Ottmar Heinen, Patrick Linden, Stephan Modler, Johannes Hirsch, Eduardo Mollo Cunha, Dirk Zabel, Christoph Benner. Foto: © Florian Sonntag
Roundtables zum Thema Fondsboutiquen (von links): Holger Leppin, Michael Kohlhase, Ottmar Heinen, Patrick Linden, Stephan Modler, Johannes Hirsch, Eduardo Mollo Cunha, Dirk Zabel, Christoph Benner. Foto: © Florian Sonntag
DAS INVESTMENT: Zählen Vermögensverwaltungen wie Carmignac Gestion oder Flossbach von Storch, einst selbst als kleine Asset Manager gestartet, überhaupt noch zu den Boutiquen?

Eduardo Mollo Cunha: Für mich nicht. Immerhin messen sich die beiden mittlerweile nicht mehr mit kleinen Boutiquen, sondern mit den großen Asset Managern. Ein Blick auf technische Daten wie Assets under Management, Mitarbeiterzahl und Unternehmensstruktur unterstützt das.

Johannes Hirsch: Wesentlich ist doch, dass der Inhaber für eine Meinung steht. Nicht nur nach innen, sondern auch nach außen. Nehmen Sie einen Edouard Carmignac. Der nimmt zu Themen, die ihm wichtig sind, Stellung und veröffentlicht ganzseitige Anzeigen in Pariser Zeitungen. Bei einem Deutsche-Bank-Konzern wäre das wohl kaum vorstellbar. Größe bei den Kundengeldern oder Mitarbeitern mögen ja Indikatoren sein, wichtiger finde ich jedoch, wie ein Unternehmen und wie ein Unternehmer agiert. Und da gibt es dann bei den beiden Genannten doch erhebliche Unterschiede zu Konzernen.

Christoph Benner:
Letztlich fragen Sie nach dem Wesen von Fondsboutiquen. Eine abschließende Definition gibt es aber bekanntermaßen nicht. Für mich sind zwei Kriterien maßgeblich. Zum einen, dass die Boutique auf eine Asset-Klasse oder einen Investmentstil spezialisiert ist. Zum anderen, dass die Inhaber noch operativ tätig sind, im Alltag die Zügel in der Hand halten. Von Letzterem kann man auch bei Flossbach von Storch ausgehen, allerdings natürlich mit einem ganz anderen Unterbau als bei einer Boutique mit 10 oder 20 Mitarbeitern.

Ottmar Heinen: Für mich ist die Größe der Organisation zwar ein Aspekt. Entscheidend ist aber die Fokussierung. Es gab in der Vergangenheit Versuche, mit einer kleinen Truppe von 10 bis 20 Köpfen mehrere, sogar bis zu zehn Anlagethemen zu bedienen. Das Scheitern steht dann von vornherein fest. Fokussierung bedeutet nämlich, dass man zu einem Thema Know-how aufbaut und darin einen Mehrwert gegenüber dem Markt anzubieten hat.

Stephan Modler:
Bei der Fokussierung dürfte es sich meist um ein Nischenthema handeln. Mainstream-Themen findet man bei Boutiquen eher selten, die passen nicht zur Grundidee. Das hängt mit den Ausgangsfragen zusammen, die sich jeder Gründer einer Boutique zumindest anfangs stellt: Was tue ich, wofür stehe ich überhaupt? Die Antwort darauf ist die Überzeugung, seinen eigenen Weg zu gehen, und das konsequent.

Dirk Zabel: Genau. Letztlich ist es wichtig, dass Strategie, Geschäftsmodell sowie Expertise und Persönlichkeit der Beteiligten zusammenpassen. Die Größe, auch im Falle Carmignacs oder Flossbach von Storchs, ist dann zweitrangig und muss ins Paket passen. Bei einem globalen Aktienfonds wird das betreute Volumen sicherlich größer sein können als bei anderen, spezielleren Themen.

Dennoch kann die Fondsausrichtung aufgrund des Investmentstils so speziell sein, dass man zu Recht von einem Boutiquen-Ansatz bei einem globalen Aktienfonds spricht. Der Begriff Fondsboutique klingt aber erst mal nach einer Spezialität, und die sollte ein solches Haus auch aufzeigen können.

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