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Brexit „Aktienmärkte sind zu gelassen, was mögliche Folgen angeht“

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Schwächeres Europa weltweit Auswirkungen auf die politische Lage Ein Szenario sehen wir darin, dass die britische Wirtschaft weitgehend ungeschoren davonkommt und sich die Auswirkungen auf die Gewinne britischer und kontinentaleuropäischer Unternehmen in engen Grenzen halten. Dies wäre ein deutliches Signal, dass die Folgen eines EU-Austritts nicht so gravierend sind wie vielfach behauptet, und würde die Tür dafür öffnen, dass weitere Mitgliedstaaten ein Referendum abhalten, bei dem die Befürworter eines EU-Austritts gewinnen. Dies ist das Szenario, in dem der europäische Markt allmählich zerfällt, was letztlich auch das Ende der Eurozone bedeuten würde. Als Alternativszenario kommt eine einschneidende Konjunkturverlangsamung in Frage – ausgelöst durch eine Rezession in Großbritannien – die allerdings auch nicht positiv ist. Es wäre zwar ein abschreckendes Beispiel für andere Austrittswillige. Der Rückgang der Nachfrage aus Großbritannien hätte aber mit Sicherheit auch in der Eurozone geringeres Wachstum zur Folge. Die Wahrscheinlichkeit einer chaotischen Trennung Großbritanniens von der EU würde in diesem Szenario zweifellos zunehmen, was für die Stimmung und Stabilität an den europäischen Märkten insgesamt nicht gut wäre. Und auch wenn wir verstehen, dass sich die Ereignisse diesseits des Atlantiks nicht direkt auf US-Aktien auswirken, gehen wir doch davon aus, dass ein schwächeres Europa weltweit Auswirkungen auf die politische Lage haben wird. Da US-Aktien immer noch teuer und die Unternehmensgewinne weiterhin niedrig sind, ist nicht nachvollziehbar, warum man diese Zunahme der politischen Risiken gänzlich außer Acht lassen sollte. Risiko aus dem Portfolio nehmen Unterdessen sind wir bei Robeco Investment Solutions dabei, den Risikogehalt seines Multi-Asset-Portfolios durch Aufhebung der bisherigen Übergewichtung von Aktien zu reduzieren, bis klarer wird, in welche Richtung die Entwicklung gehen wird. Wir haben zudem Leerpositionen im Pfund Sterling aufgebaut, wobei Derivate zur Absicherung gegen eine weitere Abwertung des Pfunds eingesetzt werden. Dieses ist gegenüber dem US-Dollar und dem Euro bereits auf seinen niedrigsten Wert seit 31 Jahren gefallen. Zuletzt haben wir europäische Aktien verkauft, und wir sind jetzt dabei, unser Aktienengagement insgesamt zu reduzieren. Ferner haben wir eine Leerposition im Pfund gegenüber dem Dollar aufgebaut, weil die britische Währung unserer Meinung nach die logische Stellgröße ist, über die Großbritannien den wirtschaftlichen Schaden mildern kann. Großbritanniens Leistungsbilanzdefizit beläuft sich aktuell auf knapp sechs Prozent vom BIP, und die EU ist der größte Handelspartner des Landes. Und Schließlich haben wir auch eine Leerposition im Euro gegenüber dem Dollar aufgebaut. Denn wegen der im Vergleich zur Eurozone besseren Fundamentaldaten erwarten wir, dass die US-Währung stärker wird.


Grafik: Reaktion der Aktienmärkte während und nach dem Referendum. (Quelle: Bloomberg, Robeco.)

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