Bric-Analyse: Asiens Giganten auf Erholungskurs
Von einer harten Landung der chinesischen Wirtschaft wollte er schon vor einem Jahr nichts wissen – auch nichts von einer weichen: „Wir haben die Auffassung vertreten, dass China überhaupt nicht landet, sondern mit soliden Raten weiterwächst.“ Mit Devisenreserven von mehr als 3 Billionen US-Dollar sei die chinesische Regierung fraglos in der Lage, die Wirtschaft bei Bedarf anzukurbeln – und so die Basis für steigende Aktienmärkte zu legen.
Indiens Wirtschaft schwächelt, Korruption blüht
Während Investoren weltweit Chinas Konjunkturdaten fest im Blick haben, spielt Indien nur eine Nebenrolle. Auf dem Subkontinent leben zwar fast ebenso viele Menschen wie in China, die Wirtschaftsleistung pro Kopf ist in China aber dreimal so hoch. Der Abstand erhöht sich zurzeit, denn Indien leidet viel stärker als der mächtige Konkurrent. In den vergangenen drei Jahren hat sich hier die Wachstumsrate von knapp 10 auf unter 5 Prozent halbiert.
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Korruptionsskandale erschüttern immer wieder das Land. Aktuell haben sie Indiens Nationalsport Cricket erreicht. Und im Gegensatz zu China kämpft Indien immer noch mit einer hohen Inflationsrate, die im April allerdings das erste Mal seit langem wieder unter die 5-Prozent-Marke gefallen ist. Die indische Notenbank hat den Leitzins bereits in mehreren Schritten gesenkt – zuletzt im Mai.
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Reformprogramm sorgt für Optimismus, Bürokratie bremst
Zudem hat die Regierung im September vergangenen Jahres ein Reformprogramm gestartet, das den indischen Markt für ausländisches Kapital weiter öffnen soll. Das Reformtempo hält sich allerdings in Grenzen. „Die Bürokratie ist Indiens größtes Problem. Die Regierungspolitik ist, wie die Inder selbst gern scherzhaft sagen, für Wachstum eher Hemmnis als Motor“, urteilt Mobius.
Er bemängelt, dass zwischen den Ambitionen der Regierung und der Bereitschaft der Bürokraten, sie bei erreichen ihrer Ziele zu unterstützen, Welten lägen. Ein Beispiel: „Der Ministerpräsident und der Finanzminister setzen sich aktiv für mehr ausländische Investitionen ein. Doch wenn die Investoren das Geld ins Land bringen wollen, sind bürokratischen Hürden oft zu hoch“, so Mobius.
In Bezug auf Corporate Governance habe sich allerdings schon viel gebessert, und Anleger sollten Indien auf dem Radar haben. „Indien verfügt über einen dynamischen Aktienmarkt mit Tausenden börsennotierter Unternehmen und einer starken, von Unternehmergeist und Investition geprägten Kultur.“
Leitzinssenkungen treiben die Aktienmärkte
Die wichtigsten Aktienindizes sind der Sensex, der die 30 größten Unternehmen der Börse in Mumbai zusammenfasst, sowie der Nifty, der die 50 größten Firmen der Börse in Delhi enthält. Vor rund einem Jahr machte sich der indische Aktienmarkt auf den Weg nach oben. Nach einem starken zweiten Halbjahr folgte jedoch ein enttäuschendes erstes Halbjahr 2013. HSBC Asset Management hält aber an seine positiven Beurteilung des Marktes fest, dabei bevorzugt Asien-Spezialist Adams klar die zyklischen gegenüber den defensiven Branchen.
Das Reformprogramm, eine stabile bis fallende Inflation sowie eine anhaltende Phase der geldpolitischen Lockerung sorgen für Optimismus. „Leitzinssenkungen treiben die Aktienmärkte weiter nach oben und dürften der Wirtschaft helfen, auf ihr hohes Wachstum von jährlich 8 Prozent und mehr in den kommenden zwei bis drei Jahren zurückzukehren“, so Adams, der weitere positive Überraschungen seitens der indischen Regierung erwartet.
Laut Analysedienst Craytheon ist der Nifty zurzeit weder überkauft noch überverkauft. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis liegt etwa bei 3. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) pendelt seit über einem Jahr um das 18-fache. Zu teuer sei der Markt erst ab einem KGV von 22.
Finanzprofessor und Value-Investor Sanjay Bakshi hat die Bewertung der Nifty-Aktien und ihre Performance in den nachfolgenden drei Jahren untersucht. Ab einem KGV von 22 wiesen die Aktien eine negative Drei-Jahres-Performance auf. Bei einem KGV von 18 bis 20 erreichte der Index immerhin noch ein Plus von rund 50 Prozent.