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BVI-Chef Thomas Richter über Regulierung „Das Nach-unten-Delegieren muss ein Ende haben“

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Finden Sie eigentlich Gehör, wenn Sie mit Anliegen an die Öffentlichkeit treten und Stellungnahmen abgeben?

Thomas Richter: In den drei Säulen der Finanzwirtschaft – Banken, Versicherungen und Asset Manager – sind wir in der Asset-Management-Säule der mit Abstand größte Verband. Wenn wir kein Gehör fänden, würden wir unseren Job nicht gut machen.

Was haben Sie in der Vergangenheit konkret bewirkt? Nennen Sie mal Beispiele.

Thomas Richter: Ganz frisch ist das OGAW-V-Umsetzungsgesetz: Wir haben uns maßgeblich dafür eingesetzt, dass geschlossene Spezialfonds künftig Kredite vergeben und offene Spezialfonds Kredite verlängern oder restrukturieren dürfen – ohne die Einschaltung einer Bank, was bislang zusätzliche Kosten verursacht hat. Zudem haben wir in den letzten Jahren verhindert, dass der Spezialfonds und offene Immobilienfonds abgeschafft werden. Außerdem haben wir die Abschaffung der Provisionsberatung verhindert.

2015 war ein ziemlich unruhiges Börsenjahr und trotzdem gab es Rekordzuflüsse im letzten Jahr. Sehen Sie zuversichtlich in die Zukunft? Fließen die Mittel jetzt so weiter?

Thomas Richter: Ich bin zuversichtlich, glaube aber nicht, dass wir eine neue Rekordmarke erreichen. Das letzte Jahr war ein Ausnahmejahr. 122 Milliarden Euro Zuflüsse in Spezialfonds und 72 Milliarden in Publikumsfonds. Die Voraussetzungen für weitere Zuflüsse sind gut, die Kursrückgänge in den ersten Wochen des Jahres werden aber eine Bremsspur im Neugeschäft hinterlassen.

Wie erklären Sie sich den großen Zulauf im letzten Jahr?

Thomas Richter: Das liegt bei den Publikumsfonds in allererster Linie an den niedrigen Zinsen. Mit Mischfonds zum Beispiel können Anleger risikokontrolliert in renditestärkere Anlagekategorien wie Aktien und Immobilien investieren. Zudem sind die Banken aufgrund der geringen Zinsmargen stärker von Provisionen in ihrem Privatkundengeschäft abhängig und verstärken den Vertrieb von Fonds. Wichtig ist auch, dass Fonds börsentäglich verfügbare Produkte sind. Im Gegensatz zu anderen Produkten wie Kapitallebensversicherungen können sie bei Bedarf kurzfristig zurückgegeben werden.

Und woher rührt der große Zuspruch bei Spezialfonds? Hier wird eine andere Klientel bedient.

Thomas Richter: Im Spezialfondsgeschäft mit institutionellen Anlegern gibt es einen Trend zu einer stärkeren Arbeitsteilung und Professionalisierung. Die Arbeitsteilung besteht darin, dass Versicherungsunternehmen und Altersvorsorgeeinrichtungen wie Pensionskassen sowie Versorgungswerke ihre Kapitalanlage häufig an Asset Manager übertragen. Die Professionalisierung liegt darin, dass die Fondsgesellschaften für institutionelle Anleger maßgeschneiderte Dienstleistungen liefern können. Dazu gehört beispielsweise ein professionelles Reporting, um die institutionellen Anleger bei deren Meldungen an die Aufsichtsbehörden zu unterstützen.

Kommen wir noch einmal auf Mischfonds zurück: Es gab in letzter Zeit viele Stimmen, die unken, dass Mischfonds ihre besten Zeiten hinter sich haben und das Produkt an sein Ende kommt.

Thomas Richter: Die Zahlen sprechen eine andere Sprache. Mischfonds waren 2015 mit Abstand das erfolgreichste Produkt mit 38 Milliarden Euro Zuflüssen. Sie haben damit die Bestmarke aus dem Vorjahr übertroffen, als sie 24 Milliarden Euro eingesammelt haben.

Wenn Sie heute bei Wolfgang Schäuble einen Wunsch freihätten – was würden Sie sich wünschen?

Thomas Richter: Herr Minister, bitte keine höhere Steuerbelastung für Fondsanleger.

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