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BVI: „Wir brauchen Waffengleichheit mit Lebensversicherungen“

Thomas Richter
Thomas Richter
DAS INVESTMENT.com: Für die zurückliegende Dekade hat sich angesichts der Einbrüche bei Aktienfonds eingebürgert, vom „verlorenen Jahrzehnt“ zu sprechen. Benutzen auch Sie den Begriff?

Thomas Richter: Nein. Die Frage ist doch, verloren für wen? Wenn jemand Anfang 2001 investiert hat, ist die Rückschau natürlich unerfreulich. Ich sehe es aber als problematisch an, wenn man nur vom damaligen Höchststand der Aktienmärkte ausgeht und alles darauf bezieht, als ob alle Anleger zu diesem Zeitpunkt eingestiegen wären. So ist es ja nicht. Wenn wir uns über Altersvorsorge unterhalten, dürfen wir uns ohnehin nicht auf einen 10-Jahres-Zeitraum beschränken. Bei 20- oder 30-Jahreszeiträumen liegt sogar noch zum Zeitpunkt der Lehman-Pleite 2008 der durchschnittliche Wertzuwachs von Aktienfonds bei über 5 Prozent.

DAS INVESTMENT.com: Dennoch wird ein Sparplan im Schnitt nur acht Jahre gehalten, wenn man statistischen Erhebungen glaubt.

Richter: Wie belastbar diese Erhebungen sind, sei dahingestellt. Es gibt bei einem großen Marktteilnehmer eine aktuelle Auswertung, die eine durchschnittliche Fondssparplan-Haltedauer von 15 Jahren belegt. Natürlich gibt es Zielkonflikte zwischen langfristiger Altersvorsorge und kurzfristigem Konsumsparen. Wenn jemand bei seiner Altersvorsorge nach der Hälfte der Zeit aussteigt, verhält er sich wie ein Marathonläufer, der nach 20 Kilometern der Versuchung der Erfrischungspause erliegt und einfach aufhört. Wenn ich nur ein paar Jahre spare, um dann Konsumausgaben zu tätigen, unterliege ich natürlich stärker der Volatilität der Märkte, in die ich investiert bin, als bei langfristigem Sparen. Der Wertpapierfonds ist börsentäglich fungibel. Das ist einer seiner großen Vorteile. Aber so kann der Anleger natürlich auch jeden Tag der Versuchung erliegen, das Ersparte zu konsumieren. Zum Zweck der privaten Altersvorsorge sollten wir auch über Fonds nachdenken, die nicht täglich liquidierbar sind.

DAS INVESTMENT.com: Meinen Sie, dass der Finanzberater da etwas ausrichten kann und sollte?

Richter: Bestimmt, aber noch mehr kann der Gesetzgeber ausrichten. Wir haben derzeit die Situation, dass kurzfristiges Anlegen steuerlich genauso wie langfristiges Sparen behandelt wird. Das ist volkswirtschaftlich unklug: Was heute nicht gespart wird, zahlt später der Staat als staatliche Transferleistung. Private Altersvorsorge muss daher im Interesse des Staates gefördert werden. Wir brauchen Waffengleichheit mit der Lebensversicherung. Nur so wird die Vorsorgesituation in Deutschland besser werden. Bei Riester ist das so. Ergebnis: Der Wettbewerb funktioniert, und über 14 Millionen Bürger sorgen bereits mit einer Riesterrente für das Alter vor.
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