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Aktualisiert am 20.06.2018 - 09:58 UhrLesedauer: 7 Minuten
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Capital Group Digitalisierung und China treiben Welthandel voran

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Etablierte Lieferketten sind nur schwer zu ändern

Die internationalen Lieferketten sind heute gut etabliert und lassen sich daher nicht leicht ändern. Ein sehr gutes Beispiel ist Apple, mit Zulieferern in 30 Ländern. Das Unternehmen ist ein Meister darin, dies zu nutzen und Zulieferer zu finden, die kostengünstig Bauelemente produzieren, ohne die hohen Qualitätsstandards von Apple zu verletzen. Grundlage der Apple-Strategie ist die Notwendigkeit, Lieferkettenrisiken zu erkennen und zu steuern – und nicht einfach nur auf die Kosten zu achten. Vielleicht wird Apple seine Beschaffung weiter diversifizieren und in Länder verlagern, die näher an den Endkunden sind. Dann könnten auch einige Fabriken in die USA verlagert werden.

Hinzu kommt, dass viele Unternehmen mit der Globalisierung der Lieferketten eine Spezialisierung und Skalierbarkeit erreicht haben, die sich kaum kopieren lässt. Beispielsweise beherrscht die Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC) Teile des Markts für Computerchips. Es ist nahezu unmöglich, solche Chips nachzubauen. Broadcom wiederum ist Marktführer bei Smartphone- Chips. Visa und MasterCard beherrschen den Markt für Kredittransaktionen nahezu weltweit. Und auf drei Unternehmen – Novartis, Amgen und Roche – entfällt die Hälfte des weltweiten Umsatzes mit Krebsmedikamenten. Angesichts ihrer Dominanz nennen wir diese Unternehmen Global Champions.

In manchen Branchen sind Unternehmen bereit, teuer zu produzieren, weil die langfristigen Vorteile der Präsenz in bestimmten Ländern wichtiger sind als mögliche kurzfristige Einsparungen. Caterpillar, General Motors und Ford sind Beispiele für große US-Unternehmen, die nach eigener Aussage an ihren Restrukturierungsplänen festhalten werden. Dazu zählt auch die Verlagerung eines Teils der Produktion nach Mexiko, das sich im Laufe der Jahre zum führenden Standort für Automobilhersteller und ihre Zulieferer entwickelt hat. Etwa 90 der weltweit wichtigsten 100 Automobilzulieferer unterhalten hier Fabriken. Sie konzentrieren sich auf fünf Bundesstaaten, um die Transportkosten zu senken. Mexiko hat Handelsverträge mit Ländern weltweit und daher Zugang zu den meisten wichtigen Märkten.

Chinas Bedeutung für die Weltwirtschaft steigt

Chinas Aufstieg zur Wirtschaftsmacht in den letzten beiden Jahrzehnten beeinflusst den Welthandel noch immer maßgeblich. Die Rolle des Landes als der größte Hersteller der unterschiedlichsten Güter ist allgemein bekannt, und die rasche Urbanisierung hat zu einem Immobilienboom geführt. Entsprechend groß ist Chinas Bedeutung für den Rohstoffzyklus. Im vergangenen Jahrzehnt wurde das Land auch der größte Wachstumsmarkt für viele Branchen – von Robotik und Autos bis zu Flugzeugen und Smartphones. 2016 entfielen zum Beispiel 30 Prozent des weltweiten Robotik-Absatzes auf China. Nirgendwo wächst Starbucks schneller als in China, wo die Kaffeekette im Jahr 2021 insgesamt 5.000 Läden betreiben will. Trotz nachlassendem Wachstum ist China noch immer das Land, das am stärksten zum Umsatz- und Gewinnwachstum vieler Unternehmen weltweit beiträgt. Um den internationalen Erfolg vieler Unternehmen zu prognostizieren, müssen wir daher ihre Chinastrategie verstehen. Entsprechend groß sind unsere Ressourcen dafür, vor Ort in China wie weltweit.

Weiterhin wichtig sind die Handelsgespräche zwischen China und den USA. Chinas Beziehungen zu den USA sind vielschichtig und eng, mit vielen gegenseitigen Abhängigkeiten. Die US-Administration hat ein großes Thema daraus gemacht, dass sie das Handelsbilanzdefizit mit China verringern will. 2017 betrug es 375 Milliarden US-Dollar, bei 130 Milliarden US-Dollar Exporten und 505 Milliarden US-Dollar Importen. Ein Großteil der Importe entfällt auf Industrieunternehmen, die in China produzieren. China wiederum braucht Hochtechnologieprodukte, die ausschließlich in den USA gefertigt werden. Mit einer eigenen Halbleiterindustrie und elektronischen Bezahlsystemen soll diese Abhängigkeit verringert werden. Aber das braucht Zeit. Auch im Finanzbereich sind die Verflechtungen groß. China hält für über eine Billion US-Dollar US-Staatsanleihen. Zugleich werben chinesische Unternehmen an den US-Finanzmärkten Kapital ein, durch Börsengänge und die Emission dollardenominierter Offshore-Anleihen.