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Aktualisiert am 11.11.2013 - 19:01 Uhrin FondsLesedauer: 3 Minuten

Carmignac-Manager: „Das ist schon frustrierend”

Carmignac-Manager Francois-Joseph Fürry
Carmignac-Manager Francois-Joseph Fürry
DAS INVESTMENT.com: Über ein Jahr liegt der Carmignac Euro-Patrimoine (ISIN: FR0010149179) mit minus 0,6 Prozent deutlich hinter seiner Benchmark (10,4 Prozent) und dem Durchschnitt der Vergleichskategorie (7,9 Prozent), warum? 
Francois-Joseph Fürry: In den vergangenen zwölf Monaten hat die unkonventionelle Geldpolitik und das politische Hin und Her die Märkte bewegt und die Sicht auf die Fundamentaldaten vernebelt. Das hat unsere Performance negativ beeinflusst. Und als Mario Draghi, Chef der europäischen Notenbank, im Sommer vergangenen Jahres den Euro als sicher erklärt hat und die Märkte wieder anzogen, hat uns das relative Performance gekostet. Über drei Jahre liegt der Fonds mit einem Plus von 13,7 Prozent allerdings über seinem Vergleichsindex und der Vergleichsgruppe.

Sie achten bei der Titelauswahl vor allem auf Fundamentaldaten. Die Märkte sind aber nach wie vor stark psychologisch getrieben. Kommen Sie wirklich noch zurecht?

Fürry: Ich würde den Job nicht machen, wenn ich nicht glauben würde, dass ich den Markt outperformen kann, indem ich die richtigen Sektoren und Titel kaufe. Es ist genau  diese Diskrepanz zwischen Wahrnehmung und Realität, die Manager wie ich nutzen. Meine Aufgabe ist es, Titel mit guten Fundamentaldaten zu finden, die den breiten Markt langfristig outperformen werden. Das mache ich inzwischen seit zwölf Jahren und es hat bisher gut funktioniert. Ich bin überzeugt, dass sich die Fundamentaldaten auf lange Sicht durchsetzen werden.

Im laufenden Jahr haben sie zwar kein Geld verloren, aber auch nicht viel verdient. Ist das ok?

Fürry: Das ist schon etwas frustrierend. Aber kurzfristig kann es immer mal nach unten oder seitwärts gehen. Wir wollen grundsätzlich beides: Kapitalerhalt und Performance. Je nach Umfeld überwiegt das eine oder andere. In den vergangenen Jahren haben wir aufgrund der Krise in der Eurozone einen sehr vorsichtigen Ansatz gewählt. Nachdem Herr Draghi sich zum Euro bekannt hat und sich die Konjunkturaussichten in Europa verbessert haben, haben wir für die kommenden Jahre ein höheres Performance-Ziel.

Wie wollen Sie das erreichen?

Fürry: Wir haben unsere Aktienquote bis knapp an das Maximum von 50 Prozent erhöht. Außerdem haben wir Sektoren ins Portfolio genommen, die von der Stabilisierung in Europa profitieren, wie etwa die Finanzbranche, der aktuell größte Sektor mit 22,8 Prozent im Portfolio.

Die Märkte werden immer volatiler. Sie investieren mindestens 75 Prozent des Portfolios in Aktien, halten die Aktienquote aber mit Hilfe von Derivatestrategien im Schnitt bei 50 Prozent. Funktioniert diese Strategie noch?

Fürry: Der Zweck unserer Derivatestrategie ist nicht kurzfristige Marktbewegungen auszunutzen, sondern den Fonds in bestimmten Stresssituationen zu schützen. Als im Sommer 2011 beispielsweise die Märkte korrigiert haben, hat die Strategie geholfen, unsere Investoren vor Verlusten zu schützen.

Laut aktuellem Herbstgutachten der führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute wächst die deutsche Wirtschaft in diesem und im kommenden Jahr weniger stark als bisher angenommen. Welche Auswirkungen hat das auf den Fonds?

Fürry: Unsere größten deutschen Positionen wie Volkswagen und Allianz sind echte Global Player und kaum von der heimischen Wirtschaft abhängig. Sie profitieren vor allem von der starken chinesischen Wirtschaft, die Stabilisierung der europäischen Wirtschaft und den besseren Aussichten in den USA.

Welche Auswirkungen hat die drohende Zahlungsunfähigkeit der USA?

Fürry: Ein Staatsbankrott in den USA ist sehr unwahrscheinlich. Das wird auch im kommenden Jahr nicht passieren. Nichtsdestotrotz beunruhigt der Haushaltsstreit aber die Märkte, weshalb flexible Fonds wie der Euro-Patrimoine einen klaren Vorteil haben.

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