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Carsten Riehemann von der Albrecht, Kitta & Co. Vermögensverwaltung „Gold hat vorerst ausgedient“

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Selbst als Krisenwährung scheint das Edelmetall zurzeit nicht dienen zu können. Der Preis hat 2014 auf die Konflikte und Bürgerkriege in der Ukraine und im Nahen Osten kaum oder gar nicht mehr reagiert. Gleichzeitig regulieren Länder ihre Bestände. Die Ukraine verkauft Gold, um Schulden an Russland zurückzuzahlen; Russland verstärkt seine Reserven.



Zu einem echten Game Changer könnte Indien avancieren. Der Subkontinent fördert bislang jährlich nur drei Tonnen Gold. Wenn die Bürokratie die Minengesellschaften nicht derart drangsalieren würde wie bisher, könnte das Land bis zu 300 Tonnen pro Jahr produzieren. Das wären mehr als 10 Prozent der weltweiten Minenproduktion. Bis dahin ist es allerdings ein langer Weg. Noch dauert es bis zu zehn Jahre, bis eine Minengesellschaft in Indien eine Abbaulizenz erhält.

Ende der Fahnenstange möglicherweise erreicht

Es gibt aber auch zaghaft positive Nachrichten vom Goldmarkt. Die entscheidende Nachfrage aus China scheint momentan stabil. Gleichzeitig haben die Verkäufe der großen Gold-ETFs, also mit dem Edelmetall unterlegte Indexfonds, spürbar nachgelassen. Diese hatten 2013 noch 880 Tonnen auf den Markt geworfen. Im vergangenen Jahr haben sich die Abflüsse in etwa auf ein Zehntel reduziert. Der Abgabedruck hat also spürbar nachgelassen.

Das spekulative Moment ist definitiv raus aus dem Goldpreis. Außerdem hat Gold zumindest gegen Jahresende profitiert, als die Anleger angesichts der eskalierenden Wirtschaftskrise in Russland in Sicherheiten flüchteten. Als Wertspeicher funktioniert Gold weiterhin, wenn auch nur eingeschränkt. Charttechnisch ist das Edelmetall deutlich überverkauft. Das bietet irgendwann auch wieder Chancen. Wir werden Gold weiterhin intensiv beobachten und gegebenenfalls taktisch opportunistisch kaufen.

Palladium – einen Schritt voraus

Palladium ist zurzeit das einzige Edelmetall, das im Gesamtjahr an Wert zugelegt hat. Nach deutlichen Kursgewinnen bis Anfang Oktober befindet sich die Notierung in einem stark schwankenden Seitwärtstrend. Die Charttechnik spricht momentan eher für als gegen das Edelmetall. Auch fundamental sieht die Lage eigentlich nicht schlecht aus. Denn weltweit besteht ein jährliches Angebotsdefizit von schätzungsweise 1,6 Millionen Unzen. Palladium wird vor allem zur Herstellung von Auto-Katalysatoren benötigt. Ein Blick auf den Chart zeigt: Palladium ist Gold einen Schritt voraus.

Klar ist: Unter den Rohstoffen kommt die größte Bedeutung sicherlich dem Ölpreis zu, da er sich spürbar auf das Wachstum der Weltwirtschaft auswirkt. Die politischen Implikationen seines Absturzes in Ländern wie Venezuela, Nigeria, dem Iran, aber vor allem in Russland sind kaum absehbar. Das könnte sich auch auf den Goldpreis auswirken. Die Lage an den Rohstoffmärkten bleibt weiter spannend.

Zum Autor: Carsten Riehemann ist Geschäftsführer von der Albrecht, Kitta & Co. Vermögensverwaltung

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