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Certified Financial Planner: „Die Branche braucht mehr Prozesskompetenz“

Arndt Stiegeler, FPSB
Arndt Stiegeler, FPSB
DAS INVESTMENT.com: Die Ausbildung zum Certified Financial Planner gibt es in Deutschland seit 1997, derzeit haben rund 1.200 Berater ein CFP-Zertifikat. Wodurch unterscheidet sich das Konzept von anderen Fortbildungen?

Arndt Stiegeler: Die berufsbegleitenden Studiengänge, die zum CFP führen, umfassen viele Inhalte, die sonst in den Berufsbildern kaum gelehrt werden. So beleuchten sie unter anderem rechtliche und steuerliche Themen disziplinübergreifend. Auch die Produktwelten sind viel umfassender, als es etwa ein Bankkaufmann in seiner Ausbildung lernt. Und wir fordern Prozesskompetenz und Transferleistungen: Ist jemand in der Lage zu verstehen, wie ein Produkt in Verknüpfung mit anderen Produkten funktioniert?

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: Wer macht die CFP-Prüfung?

Stiegeler: Wir haben etwa zu 60 Prozent Banker und zu 40 Prozent freie Finanzdienstleister, die damit im Vergleich zum Markt deutlich überrepräsentiert sind. Das liegt daran, dass viele freie Berater ein Qualifikationsmerkmal besitzen wollen, um sich im Konkurrenzkampf behaupten zu können. Derzeit schaffen jedes Jahr etwa 100 Berater die Prüfung.

DAS INVESTMENT.com: Woher kommen die freien Berater?

Stiegeler: Das sind vor allem unabhängige Makler, Einzelkämpfer und kleinere Vertriebseinheiten, die das Markenzeichen CFP für ihre Firmenphilosophie nutzen. Ich selbst zum Beispiel arbeite bei ZSH in Heidelberg, einem Vertrieb im Maklerstatus, der sich hauptsächlich an Akademiker wendet. Von unseren 50 Mitarbeitern haben über 20 ein CFP-Zertifikat. Bei MLP werden es demnächst auch bis zu 20 Prozent sein. DAS INVESTMENT.com: CFPs dürfen sowohl Provisionen als auch Honorare annehmen. Könnte man von einem Finanzplaner nicht ein klares Bekenntnis zum Honorarmodell erwarten?

Stiegeler
: Nach unseren Standesregeln sind Mischmodelle zulässig. Ein CFP muss aber genauestens darlegen, welches Modell er mit welchem Kunden bestreitet, und dies klar voneinander trennen. Natürlich leben wir wie die gesamte Branche von Provisionen, aber die Finanzplanung stellt den Kundennutzen in den Vordergrund und klammert mit einem nachhaltigen Beratungsansatz den Einzelproduktverkauf und die damit verbundenen Risiken aus. Vergütungsstrukturen sollten frei sein. Voraussetzung ist, dass der Kunde weiß, wer den Berater bezahlt. Dann werden auch mögliche Interessenkonflikte deutlich. Davon abgesehen gibt es in der Branche auch Missbrauch bei Honoraren.

DAS INVESTMENT.com: Wie stellen Sie die fortlaufende Qualifizierung der CFPs sicher?

Stiegeler: Um seine Lizenz zu behalten, muss jeder CFP alle zwei Jahre 30 Credits einreichen. Dazu muss er entsprechende Fortbildungsveranstaltungen besuchen. Diese prüfen wir und legen ihre Wertigkeit fest. Nicht alles ist creditfähig, reine Werbe- und Produktveranstaltungen etwa zählen nicht.

DAS INVESTMENT.com: Der Titel ist weltweit verbreitet. Kann ein deutscher CFP in die USA auswandern und sofort dort als Anlageberater arbeiten?

Stiegeler
: Nein, angesichts der unterschiedlichen steuerlichen und juristischen Ausgestaltungen der Märkte gibt es keine Möglichkeit, dies sicherzustellen. Wir können jedoch sogenannte Reziprozitätsabkommen schließen. Die Lizenzorganisation FPSB International stimmt ab, welche Unterschiede zwischen den einzelnen Märkten herrschen und welche Inhalte bei einem Wechsel in ein anderes Land nachqualifiziert werden müssen. Im Fall Österreichs ist das bereits möglich, für die Schweiz gibt es entsprechende Planungen.

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