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Aktualisiert am 01.09.2015 - 16:15 Uhrin MärkteLesedauer: 3 Minuten

Charlemagne-Spezialist warnt Nigeria ist mit Vorsicht zu genießen

Stefan Böttcher, Fondsmanager bei Charlemagne Capital
Stefan Böttcher, Fondsmanager bei Charlemagne Capital
Nigerias Zentralbankgouverneur Emefiele hat alle Hände voll zu tun. Er ist nicht nur Präsident der Notenbank der größten Volkswirtschaft Afrikas, sondern hat momentan außerdem das Monopol sämtlicher finanzwirtschaftlicher Angelegenheiten im Land.

Nigeria ist einer der weltweit größten Frontier-Märkte mit einer Gewichtung im MSCI Frontier Markets Index von knapp 14 Prozent und ist damit nach Kuwait der zweitgrößte Markt. Allerdings ist die politische und wirtschaftliche Lage in diesem 160-Millionen-Einwohner-Land momentan sehr schwierig.

Der Markt was relativ euphorisch, als im Mai Präsident Goodluck Johnathan vom Oppositionskandidaten Muhammadu Buhari nach einem demokratischen Volksentscheid abgelöst wurde. Hoffnung auf eine verbesserte innere Sicherheit, ein Ende der Korruption, fiskalpolitische Konsolidierung und Wirtschaftsreformen beflügelten die Fantasie der Investoren. Nun sind allerdings mehrere Monate vergangen und es ist Buhari nicht gelungen, eine Regierung zu bilden. Im Gegenteil, kürzlich erklärte er, dass ein Kabinett nicht vor September bekanntgegeben wird.

„Wir beten, dass es keine Engpässe geben wird“


Die Probleme im Land sind allerdings eher gewachsen. Nigerianische Exporte kommen zu etwa 90 Prozent aus dem Ölsektor, fallende Ölpreise bedeuten somit direkte Verluste in Bezug auf Deviseneinnahmen. Dies wiederum erhöhte in den letzten Wochen den Druck auf die Währung. Und so klaffte eine Lücke von bis zu 25 Prozent zwischen dem offiziellen Naira-Wechselkurs (nigerianische Währung, 100 Naira = 0,45 Euro, die Red.) und dem grauen Markt.

Als Reaktion hat die Zentralbank kurzerhand quasi Währungskontrollen eingeführt – nach dem Motto: „Alles was Nigeria selbst produzieren könnte, soll nicht mehr importiert werden.“ Kurzerhand blockierte die Zentralbank Devisen für 41 Importprodukte, darunter auch Reis, Seife, Geflügel sowie weitere Konsumprodukte und Baumaterialien. Des Weiteren dürfen Kreditinstitute keine kurzfristigen Deviseneinlagen mehr annehmen.

Wird es Engpässe geben? In einem Interview mit einem britischen Finanzblatt erklärte der Gouverneur: „Wir beten, dass es keine Engpässe geben wird.“ Er erklärte, dass seiner Meinung nach die Währung zum jetzigen Zeitpunkt fair bewertet ist, allerdings erbat er sich, über den Ausblick in einigen Monaten nicht sprechen zu wollen.

Der nigerianische Aktienindex hat sich seit Jahresanfang erstaunlich stabil gehalten und verzeichnet bis Anfang August nur einen Rückgang von etwa 9 Prozent in lokaler Währung (minus 7 Prozent in Euro). Die Unternehmen im Markt sind teilweise immer noch sehr hoch bewertet. So notiert beispielsweise eine Nestle Nigeria mit dem 30-Fachen der prognostizierten Gewinne 2016, Unilevers KGV 2016 liegt bei etwa dem 60-Fachen und Nigerian Breweries, die größte Brauerei, ist mit dem 24-Fachen bewertet. Es gibt allerdings auch einige potenzielle „Schnäppchen“ im Bereich des Zementsektors und im Finanzbereich.

Diese Frontier Markets haben viel zu bieten

Der Charlemagne Magna New Frontiers Fund hat es allerdings in den letzten Monaten vorgezogen, den Markt vollständig zu meiden. Wir sind zur Zeit mit 0 Prozent in Nigeria gewichtet – die Risiken sind im Rahmen der globalen Frontier-Märkte weiterhin zu hoch.

Dagegen sind viele Frontier-Märkte weiterhin sehr interessant. Sie bieten hohes Wachstum, attraktive Bewertungen und eine geringe Korrelation zu den globalen Märkten. Aktienmärkte wie Vietnam und Ägypten erscheinen uns zur Zeit als besonders attraktiv.

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