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Chefvolkswirt von Allianz Global Investors über die Deflationsspirale „Steigende Inflationsraten aufgrund eines Basiseffekts beim Ölpreis“

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Bundesbankpräsident Jens Weidmann weist darauf hin, dass Verbraucher und Unternehmen durch den gesunkenen Ölpreis fast 25 Milliarden Euro mehr in der Tasche hätten. Das würde die Wirtschaft ankurbeln, ist Weidmann überzeugt. Daher ist für ihn eine Deflationsspirale vom Tisch. Stimmen Sie ihm zu?

Hofrichter:  Das kann man so sehen. Zwar ist eine negative Inflationsrate nicht identisch mit Deflation, und die Konjunkturdaten halten sich. Aber der Einkommenseffekt über den schwachen Ölpreis hilft, ebenso die Fiskalpolitik (weniger Austerität), und die expansive Geldpolitik. Allerdings: der schwache Ölpreis hat einen Grund, nämlich schwaches Wachstum in Asien und China. Jedoch deuten Daten darauf hin, dass die Ausstrahlwirkung von China auf Europa begrenzt ist.

Ölpreis ist für viele Experten die Lösung: Ziehen die Preise für Rohstoffe an, steigt auch die Inflation. Die Frage ist nur, wann der Ölpreis steigen wird. Was schätzen Sie?

Hofrichter: Das ist extrem schwer zu antizipieren. Wir erwarten aber eher einen Anstieg der Ölpreise, da die Angebotsseite, insbesondere in den USA, entsprechend reagiert und Kapazitäten reduziert hat.

Wie würde sich eine nachhaltige und signifikante Deflation auf die Anlageklassen Aktien, Anleihen, Immobilien, Gold und Cash auswirken und wie sollten Investoren, die von einem solchen Szenario ausgehen, ihre Asset Allocation gestalten?

Hofrichter: In dem von Ihnen beschriebenen Szenario dürften Staatsanleihen aufgrund fallender Inflationsraten und der Erwartung weiterhin extrem expansiver Geldpolitik profitieren, wohingegen der Ausblick bei Unternehmensanleihen wegen vermutlich schwächeren Gewinnwachstums weniger positiv wäre. Aktien dürften sich wegen des schwachen Gewinnwachstums und Rückgang der KGV schwach entwickeln. Aktien-KGV sind am höchsten in Zeiten soliden nominalen Wachstums, aber niedrig bei sehr niedriger und zu hoher Inflation. Gold ist ein Hedge gegen Deflation, da es keine Forderung gegenüber Dritten darstellt.

Wann rechnen Sie damit, dass die Inflation in Europa wieder zumindest in die Näher der EZB-Zielmarke von 2 Prozent herankommen wird?

Hofrichter: Wir erwarten, dass die Inflation Anfang/Mitte nächsten Jahres aufgrund von Basiseffekten der Zielmarke deutlich näher sein wird. Dies setzt aber auch voraus, dass der Ölpreis nicht weiter fällt.

„Dividenden sind der neue Zins“ - stimmen Sie dieser Aussage zu?

Hofrichter: Dividenden sind schon immer eine stabile Quelle von Aktienerträgen gewesen. Wir halten an unserer Präferenz für Dividendenwerte fest. Allerdings sollte nicht nur auf die Höhe der Dividendenrendite schauen, sondern auf Dividendenwachstum und -stabilität achten.

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