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China Ausblick 2015 „New Economy wird sich weiter überdurchschnittlich entwickeln“

Xing Hu, Leiter Aktien China bei Edmond de Rothschild Asset Management
Xing Hu, Leiter Aktien China bei Edmond de Rothschild Asset Management
Das Interview wurde uns freundlicherweise von Edmond de Rothschild Asset Management zur Verfügung gestellt.

Frage: Was erwarten Sie 2015 für die chinesische Wirtschaft?


Xing Hu: Wir rechnen damit, dass das chinesische Bruttoinlandsprodukt um 7,2 Prozent wächst, das ist mehr als der Markt erwartet. Die Regierung strebt ein Wachstum von 7 Prozent an. Wir glauben nicht, dass neue starke Anreize nötig sind, um ein Ergebnis über den Markterwartungen zu erzielen. Vielmehr gehen wir davon aus, dass die Regierung ihre gezielten stimulierenden Maßnahmen fortführt. Dazu zählen auch neue Instrumente wie Standing Lending Facility (SLF), Medium-Term Lending Facility (MLF) und Pledged Supplementary Lending (PSL), über die die Zentralbank kurz- und mittelfristige Liquidität zur Verfügung stellt. Zudem gibt es Unterstützung von fiskalpolitischer Seite. Der Genehmigungsprozess für weitere Projekte der Staatlichen Kommission für Entwicklung und Reform wurde beschleunigt. Zum Beispiel hat die Kommission seit Mitte Oktober 16 neue Eisenbahn- und fünf Flughafenprojekte für insgesamt 693 Milliarden Renminbi genehmigt. Außerdem sollten sich auch der Konsum und die Investitionen erholen, sobald sich der Immobilienmarkt mithilfe des im September verkündeten Wohnungsmarkt-Stimulus stabilisiert hat.

Wo sehen Sie für Chinas Wirtschaft die besten Wachstumschancen?

Wir sehen die besten Wachstumsaussichten für Chinas „New Economy“. Dazu zählen Sektoren, die auf Technologie und Fachkräfte angewiesen sind. Sie werden typischerweise von Produktinnovationen und neuartigen Geschäftsmodellen angetrieben. Die „Old Economy“ hingegen ist von Kapital und ungelernten Arbeitern abhängig und leidet tendenziell unter Überkapazitäten und Überschuldung. Es ist offensichtlich, dass Chinas Wirtschaft sich im strukturellen Wandel befindet. Im vergangenen Jahr hatte der Dienstleistungssektor mit 46 Prozent zum ersten Mal einen größeren Anteil an der Wirtschaftsleistung als der industrielle Sektor mit 44 Prozent. Der tertiäre Sektor sollte auch künftig stärker wachsen als der Sekundär- und der Primärsektor.

New-Economy-Industrien stehen im Einklang mit den Bestrebungen der Regierung, die wirtschaftliche Neustrukturierung zu unterstützen, indem sie Innovationen und Unternehmen, die in der Wertschöpfungskette aufsteigen, fördern. Für die Old Economy hingegen erwarten wir in nächster Zeit grundsätzlich keine starke politische Unterstützung und auch keine fundamentale Trendwende. Die Reform der Staatsunternehmen könnte allerdings eine Ausnahme sein.

Unsere Portfolios sind zu rund 75 Prozent in Unternehmen der New Economy investiert. Die Schwerpunkte liegen auf Umweltschutz und neuen Energien, dem Gesundheitswesen, Konsum und neuem Lebensstil sowie auf IT- und Technologie-Innovation. Aus der Old Economy bevorzugen wir Unternehmen aus traditionellen Branchen, die jedoch technologische Innovationen eingeführt oder den Aufstieg in der Wertschöpfungskette in ihr Geschäftsmodell integriert haben.

Was erwarten Sie in geldpolitischer Hinsicht?

Wir gehen von einer weiterhin lockeren Geldpolitik aus, die die nötige Unterstützung für die Wirtschaft liefert. Die chinesische Zentralbank ist bereits aktiver geworden und nutzt neue Instrumente wie die gezielte Senkung von Mindestreservesätzen, SLF, MLF, PSL und Offenmarktgeschäfte, um eine zielgerichtete Lockerung zu erreichen.
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