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China, Elektroauto, IT-Konkurrenz Diese Trends bewegen die Automobilindustrie

Oliver Maslowski managt den JB German Value Fund der Fondsgesellschaft GAM in Zürich.
Oliver Maslowski managt den JB German Value Fund der Fondsgesellschaft GAM in Zürich.
Exportmärkte: Herr Maslowski, die deutschen Autohersteller spüren Gegenwind aus China. Welche Hersteller sind von der sinkenden Nachfrage besonders betroffen? Oliver Maslowski: Der Reihenfolge nach sind das VW, BMW und Daimler. Doch nicht nur die Nachfrage sinkt, erschwerend kommt hinzu, dass Chinesische Konkurrenten wie SAIC, Dongfeng, Brilliance und Great Wall auf ihrem Heimatmarkt Marktanteile gewinnen.

Das Premium-Segment hat durch die Anti-Korruptionsmaßnahmen besonders gelitten; wie steht es um die Chancen deutscher Hersteller auf dem chinesischen Massenmarkt? Im Massenmarkt kann nur VW mit einer erfolgreichen Produktpalette mit den chinesischen Herstellern konkurrieren. BMW und Daimler müssen in diesem Segment das Produktangebot erweitern. Besonders das Billigsegment im Bereich SUV scheint sich einer hohen Nachfrage zu erfreuen. Bisher konnten die deutschen Automobilkonzerne in China vor allem aufgrund des starken Wachstums im Premiumsegment größere Marktanteile gewinnen und ihre Produktion stärker erhöhen als die chinesischen Wettbewerber.

Ein anderer wichtiger Auslandmarkt ist Russland, doch das Land unterliegt Sanktionen, die Wirtschaft steckt in der Rezession. Wie bewerten sie die Auswirkungen auf deutsche Automobilhersteller? Der Absatz dürfte abermals deutlich zurückgehen. Man sagt, dass Russland besonders für VW im Premiumsegment ein wichtiger Markt ist. Zuliefererindustrie:
Werfen wir einen Blick auf das Geschäft der Automobil-Zulieferer: Trifft sie die nachlassende Nachfrage in den Schwellenländern ebenfalls? Die deutschen Automobilhersteller bevorzugen Zulieferer aus dem eigenen Land. Eine schwächere chinesische Nachfrage trifft deshalb tendenziell auch die deutschen Zulieferer. Der Vorteil dieser Zulieferer besteht aber gerade darin, dass auch die lokalen chinesischen Autobauer Komponenten von ihnen beziehen. Ferner sollten die deutschen Zulieferer auch deshalb ein deutlich höheres Umsatzwachstum als ihre Konkurrenten generieren können, weil sie global agieren und von den deutschen Automobilherstellern als Lieferanten bevorzugt werden.

Welche Rolle spielen die Zulieferer bei der Entwicklung von Systeme für das „Autonome Fahren“? Wer sind die führenden Hersteller? Von der Elektrifizierung des Autos profitieren besonders Continental, Infineon, Bosch und ZF Friedrichshafen. Das ‚autonome Fahren‘ wird zum einen dazu führen, dass die Entwicklungsrisiken und die Fertigungstiefe bei den Zulieferern weiter zunehmen. Zum anderen wird sich das Kerngeschäft der Automobilhersteller dadurch von der Fertigung stärker auf Markenbildung, Design und Servicestrategien verlagern. Aber: Autonomes Fahren ist vorerst eine Zukunftsvision. Trotz des momentanen Hypes um das Thema sollte man die Realität nicht aus den Augen verlieren. Selbst bei standardisierten Transportprozessen wie etwa bei Zügen, Straßenbahnen oder U-Bahnen erfolgt das Fahren immer noch nicht autonom. E-Mobilität:
Ein weiteres Megathema – zumindest wenn es nach dem Willen der Bundesregierung geht – ist das Elektroauto: Die Regierung will bis 2020 eine Million Elektroautors auf deutschen Straßen haben. Die Realität sieht anders aus: Bis Mitte dieses Jahres wurden weniger als 10.000 E-Autos zugelassen – außerdem macht der niedrige Ölpreis den Umstieg auf E-Autos wieder teurer. Wie bewerten Sie die Entwicklung – sind das für die Konzerne Sunk Costs Zukunftsinvestitionen? In Deutschland gibt es keine Marktanreize für Kunden ein Elektroauto zu kaufen. Die Einhaltung der Vorgabe der Bundesregierung erscheint ohne Subventionen, zum Beispiel Kaufprämien, illusorisch. Für die Automobilhersteller sind Elektro-Technologien dennoch ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg die Emissionsregulierung für 2020 einzuhalten. Außerdem erschließen sich die Hersteller mit den E-Technologien neue Kunden-und Marktsegmente. Der fallende Benzinpreis spielt aber nicht die ausschlaggebende Rolle: Für diese Käufer steht primär die Differenzierung im Vordergrund.
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