Chinas Börsen: Der Zusammenhang zwischen Börsengängen und der Entwicklung des Marktes
Dies geschieht aber nicht aufgrund irgendeiner Voreingenommenheit. Wenn Unternehmen, die aus dem den Börsengang vorbereitenden Prozess herausfallen, über eine gute Qualität verfügen und im vergangenen Jahr einfach nur einen Abwärtstrend erlebten, können sie auch andere Finanzierungskanäle finden, zum Beispiel die Ausgabe von Anleihen oder eine Börsennotierung im Ausland oder sogar außerbörsliches Eigenkapital.
Der Kapitalmarkt dürfte Unternehmen mit besseren Dynamiken auch automatisch höhere Bewertungen zusprechen. Das öffentliche Vertrauen wurde erschüttert. Wir denken daher, dieser Prozess wird letztlich den Markt stärken und Anleger zurückgewinnen.
Der Zusammenhang zwischen Börsengängen und der Entwicklung des Marktes
Eine neue Welle von Börsengängen könnte wiederum dazu führen, dass die Zweitmärkte leiden. Doch ist es so gut wie unmöglich vorauszusagen, wie der Markt sich entwickeln wird. Dies ist insbesondere der Fall, wenn man den chinesischen Markt für lokale A-Aktien mit dem für H-Aktien vergleicht. Diese Märkte divergieren zwar mitunter vorübergehend.
Doch glauben wir nicht, dass einer der Märkte dauerhaft und radikal den anderen übertreffen wird solange ihnen die gleichen wirtschaftlichen Fundamentaldaten zugrunde liegen. Der Markt für A-Aktien entwickelte sich dieses Jahr aufgrund von Meldungen und Gerüchten (zum Beispiel Genehmigungsstopp für Börsengänge) zwar zeitweise besser, aber aller Wahrscheinlichkeit nach wird es in beiden Märkten Phasen eines besseren beziehungsweise schlechteren Verlaufs geben.
In einem Klima globaler quantitativer Lockerungen haben die Aktienmärkte sich in den vergangenen Monaten generell gut entwickelt. Das Anlegerinteresse an Werten mit höherem Risiko beziehungsweise an Werten mit einer historisch höheren kurzfristigen Volatilität wurde geweckt.
Wir können nicht sagen, wie lange dieser Trend noch andauern wird. Angesichts dessen, wie schnell die Anlegerstimmung sich ändern kann, erwarten wir jedoch einen volatilen Markt, obwohl die langfristigen Aussichten für die globalen und die chinesischen Aktienmärkte günstig bleiben. Ein konkreterer Ausblick durch das Unternehmensmanagement nach Bekanntgabe der Umsatzzahlen könnte zu einem Ausbruch nach oben führen.
Wir sind allerdings der Ansicht, dass die chinesischen Aktienmärkte noch über die nächsten drei bis sechs Monate verwundbar bleiben. Grund sind die hohen Erwartungen auf eine schnelle Erholung der chinesischen Wirtschaft und der Erwartung, dass die Regierung nach dem Volkskongress im März schnell Reformen voran treiben wird.
Die Bewertungen vieler Titel im Markt für A-Aktien erscheinen uns derzeit allerdings angemessen und werden unserer Ansicht nach gegenüber vergleichbaren H-Aktien mit einem Abschlag gehandelt, insbesondere in den Sektoren Banken und Fahrzeugbau. Während wir uns auch weiterhin auf die Fundamentaldaten einzelner Unternehmen konzentrieren und unser Portfolio von Grund aus aufbauen, sehen wir derzeit Chancen in den Bereichen Bankwesen, Fahrzeugbau, Gesundheitswesen und Pharmazie, die wir für recht attraktiv halten.
Die Zukunft Chinas
Wir sind hinsichtlich der Aussichten für China auch weiterhin optimistisch und werden unsere Suche nach langfristigen Anlagemöglichkeiten aus einer Reihe von Gründen fortsetzen. Wir rechnen damit, dass mit steigendem verfügbarem Einkommen der chinesischen Mittelschicht mehr Privatvermögen in Spareinlagen und Kapitalanlagen fließen könnte.
Viele chinesische Konsumenten profitieren von jährlichen Lohnsteigerungen um 20 Prozent oder mehr. Außerdem schreitet die Urbanisierung rasch voran. Die Regierung steckt mehr Ressourcen in Infrastruktur und sozialen Wohnungsbau, aber auch in den Ausbau von Sozialleistungen, Bildung und medizinischer Versorgung von Zuwanderern in die Städte.
Der chinesische Präsident Xi Jingping scheint außerdem ein umfangreiches Reformprogramm mit festen Zeitplänen und Zielen aufzulegen. Eine kürzlich gestartete Kampagne zur Korruptionsbekämpfung läuft auf vollen Touren. Wie es aussieht, müssen in manchen Regionen Staatsvertreter wohl in den nächsten ein, zwei Jahren ihre Vermögensverhältnisse offenlegen. Die neue Führung strebt auch effizientere Entscheidungsprozesse an.
Die Umsetzung von Chinas 12. Fünfjahresplan sollte auch die Wirtschaft motivieren, denn er fordert ein ausgewogeneres Wirtschaftswachstum in China, das verstärkt auf Binnenkonsum und Reform des Finanz- und Sozialsystems setzt. Insgesamt sind wir der Ansicht, dass sich die Aussichten für Chinas Aktienmarkt, trotz der Herausforderungen und Schwankungsintensivität, positiv gestalten.