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Chinas Börsenkatastrophe – vor der Wende zum Besseren?

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Börsenillusion und schwache Corporate Governance enttäuschen Anleger

Doch von Selbstkritik aus den Reihen der westlichen Börsenpropheten ist nichts zu hören. China, so die gängige Losung, sei der größte und dynamischste Wachstumsmarkt in Asien, bald in der ganzen Welt. Da müsse man einfach dabei sein. Und immer wieder wird die landläufige, dennoch nicht minder falsche Gleichung wiederholt: Wirtschaftswachstum = potentieller Börsenerfolg.

Anleger, die in China investieren wollen, finden sich zudem mit einem weiteren Problem konfrontiert: Unzuverlässige Unternehmenskennzahlen, undurchsichtige Geschäftspraktiken, Betrug. Auch im 21. Jahrhundert gilt weiterhin, dass China im Allgemeinen und viele Unternehmen im Besonderen, sich nicht an internationale Geschäftsregeln halten. Noch immer sind zahlreiche Klagen zu hören, dass vor allem ausländische Investoren bestenfalls als lästig oft aber eher als willkommene naive Opfer betrachtet werden.

Anleger, die in Singapur oder auch an deutschen Börsen gelistete chinesische Titel gekauft haben, können ein Lied der Enttäuschung singen. Strenge Corporate Governance – eine ordentliche und transparente Unternehmensführung – wird immer noch vergleichsweise klein geschrieben. So finden sich denn auch unter alten Börsenhasen in Asien manche, die hervorheben, dass sie ganz bewusst einen großen Bogen um chinesische Aktien machen.

Kräftige Kurserholungen statt langfristiger Trendumkehr

Einige Marktbeobachter befürchten bereits japanische Verhältnisse. Japan galt ja in den 80er Jahren als dynamischste Wirtschaftsnation, die sich anschickte, die ganze westliche Welt zu überrunden. Ende 1989 machte der japanische Aktienmarkt etwa 40 Prozent der Welt-Börsenkapitalisierung aus. Vom ehemaligen Glanz ist nicht viel geblieben. Das Wirtschaftswachstum sank über viele Jahre Richtung Null und die Börse steht heute bei minus 60 Prozent gegenüber damals.

Nun, ein solch dramatischer Rückgang der Wirtschaftsentwicklung ist für China in den nächsten Jahren kaum zu erwarten. Zwar dürften die Zeiten zweistelligen Wachstums wohl vorbei sein, doch ist die Aufholjagd des Drachen weiterhin in vollem Gange. Bleibt die politische Situation stabil, so sollte die grundsätzliche Wirtschaftsdynamik anhalten. Ob dies allerdings den negativen langfristigen Kurstrend an den Börsen umzudrehen vermag bleibt fraglich.

Doch dies muss die Anleger nicht unbedingt schrecken. Das Beispiel Japan zeigt, dass auch in langjährigen Seitwärts-Abwärtsbewegungen Phasen extremer Aufschwünge – zum Beispiel 2003 bis 2007 und 2009 bis 2013 jeweils über 100 Prozent – möglich sind. Solche kräftige Kurserholungen werden wir auch in China in der Zukunft immer wieder sehen.

Bis zu 15 Prozent Renditevorsprung für Value-Aktien in China

Bleibt die Frage, wie sich erfolgreich durch diese kräftigen Auf und Ab in chinesischen Titeln navigieren lässt. Die Antwort dürfte unsere Leser eigentlich nicht mehr überraschen: Auch in China, dem Wachstumsmarkt überhaupt, schlagen Anlagestrategien nach Value Kriterien die deutlich beliebteren Growth Strategien um Längen.

Unsere Analysen über den Zeitraum von 1996 bis 2003 zeigen: Dividendenstarke Titel erzielen durchschnittlich eine um 5,5 Prozent höhere jährliche Rendite als dividendenschwache Aktien. Beim Kurs-Buchwert-Verhältnis liegt der Renditevorsprung bei über 10 Prozent jährlich zu Gunsten der unterbewerteten Aktien. Und sehr schwankungsarme Aktien schlagen volatile Beteiligungen gar um 15 Prozent – pro Jahr wohlgemerkt.

Wem dieser Durchschnittswert nicht reicht und wer Timing auf keinen Fall lassen will, dem möchten wir folgende These für den Einstieg mitgeben: Je schlechter die Nachrichtenlage, desto größer die mittelfristigen Chancen auf einen Aufschwung an den Börsen.

Insofern haben sich die Erfolgsaussichten für China mittlerweile deutlich verbessert im Vergleich zur Situation vor zwei oder drei Jahren. Damals wurden die Wirtschaftsaussichten noch euphorisch kommentiert. Vielleicht zählt China auf Sicht der nächsten Jahre ja erneut zu den Überraschungskandidaten. Diesmal mit positiven Vorzeichen.

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