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„Chinas Reformen könnten zu Neubewertungen führen“

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DAS INVESTMENT.com: Emerging Markets haben dieses Jahr allgemein geschwächelt, zwischenzeitlich sogar die Wachstumslokomotive China. Was muss China in Zukunft besser machen?


Adams: Wirtschaftsreformen sind notwendig, um die Qualität des chinesischen Wirtschaftswachstums auf die nächste Stufe zu heben. Dank des bisherigen Verzichts der USA, ihre ultralockere Geldpolitik zu drosseln, und den günstigen Wirtschaftsdaten konnte sich der Aufschwung am chinesischen Aktienmarkt fortsetzen. Entscheidend wären jedoch tatsächliche Reformen.

Denn China kann sich nicht mehr auf seine massiven Infrastrukturprogramme verlassen, um das angestrebte Wachstumsziel für das Bruttoinlandsprodukt zu erreichen. Was das BIP betrifft muss die Volksrepublik zweierlei verbessern: Die Mischung – hin zu Konsum und Dienstleistungen – und die Qualität, durch höhere Effizienz und mehr Umweltschutz. Das kürzlich abgehaltene Plenum mündete in ein ehrgeiziges und bedeutsames Reformprogramm, das vom Markt grundsätzlich gut aufgenommen wurde.

Es sieht eine Fülle an Reformen quer durch die Wirtschaft vor. Leitbilder sind eine größere Deregulierung und marktgetriebene Preisbildung. Das Programm ist aufgelegt, nun besteht die Herausforderung in der Umsetzung. Im Erfolgsfall wird dies dazu beitragen, die strukturellen Herausforderungen für die Wirtschaft anzugehen und einen neuen Wachstumskurs festzulegen.

DAS INVESTMENT.com: Wie hat das Ihre Investment-Entscheidungen für China beeinflusst?

Adams: Aufgrund der attraktiven Bewertung des chinesischen Marktes behalten wir unsere Übergewichtung vorerst bei. Wir erwarten, dass einerseits Privatfirmen aus den von den Reformen betroffenen Bereichen die Nutznießer sein könnten. Zuletzt bewerteten wir Titel aus dem Sektor Erneuerbare Energie positiv, aber auch private Automobilhersteller und ausgewählte Konsumtitel.

Andererseits könnte die Finanzreform die Profitabilität des Bankensektors durch wachsende Konkurrenz und Margendruck in den kommenden Jahren weiter verschlechtern. Die Auswirkungen auf Finanztitel bleiben daher ungewiss.

DAS INVESTMENT.com: Wer im Herbst an den Börsen in Indien und China dabei war, hat also alles richtig gemacht. Was erwarten Sie darüber hinaus für die Investmentregion Asien?

Adams: Kurzfristig zeigt sich ein gemischtes Bild. Einerseits deuten die volkswirtschaftlichen Daten auf keine eindrucksvolle Wachstumssteigerung hin. Die Erwartungen hinsichtlich der Unternehmensgewinne für 2013 und 2014 haben sich zwar stabilisiert, eine deutliche Verbesserungstendenz ist jedoch nicht erkennbar.

Andererseits bleiben die Bewertungen trotz der Kursgewinne der vergangenen beiden Monate für Investoren attraktiv. Auf Länderebene sind wir für Südkorea und Indien positiv gestimmt, hier sind wir im Portfolio übergewichtet. Hongkongs Aktienmarkt hat dagegen kürzlich starke Kursschwankungen gezeigt. Wir sind derzeit untergewichtet, obwohl die Aussichten für eine Jahresendrally unterm Strich gut sind, nicht zuletzt wegen der US-Geldpolitik.

Mit Blick auf China sollten sich Anleger vor Augen führen, dass durchgreifende Reformen, wie sie die Parteiführung bereits signalisiert hat, zu einer Neubewertung des Marktes führen könnten, aber auch zu Enttäuschungen.

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