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Aktualisiert am 01.04.2020 - 13:30 Uhrin MärkteLesedauer: 2 Minuten

Chinesische Devisenreserven Nicht nur Griechenland, auch China bedroht europäische Anleihen

In den ersten drei Monaten dieses Jahres haben die chinesischen Devisenreserven ihren stärksten Quartalsrückgang aller Zeiten erlitten, und der Yuan-Kurs befindet sich so nahe an seinem fairen Wert wie seit 2010 nicht mehr, berichtet Goldman Sachs. Das bedeutet, dass aus China, dem größten Kreditgeber der Welt, weniger Nachfrage nach Anlagewerten in Dollar und Euro kommt.

Im Lauf der letzten zehn Jahre hat die chinesische Regierung Devisenreserven von 3,73 Billionen Dollar (3,34 Billionen Euro) angehäuft, um den Wert des Yuan niedrig zu halten und die Wettbewerbsfähigkeit der Exporteure des Landes zu stützen. Doch inzwischen hat die Regierung in Peking ihre Taktik geändert und fördert die Inlandsnachfrage, um das Wachstum zu stützen. Das dürfte die europäischen Anleihemärkte ebenso stark beeinflussen wie die Bemühungen Griechenlands, von seinen Geldgebern bessere Konditionen zu erhalten.

„Es ist ziemlich klar, dass die chinesischen Fremdwährungsreserven nicht mehr so weiter wachsen können wie vorher,“ sagte Li Jie vom Forschungszentrum für Devisenreserven an der Finanz- und Wirtschaftsuniversität in Peking. „Es werden immer weniger Mittel aus China für europäische Staatsanleihen zur Verfügung stehen.“

Die chinesische Zentralbank kündigte am Sonntag an, ihren einjährigen Ausleihesatz um einen Viertel-Prozentpunkt auf 5,1 Prozent zu senken - ein weiteres Anzeichen für eine Schwerpunktverschiebung.

Die zehnjährigen Kreditkosten Deutschlands haben sich in den letzten drei Wochen fast vervierfacht, während sich die Investoren gegen negative Renditen wehrten, und die von italienischen und spanischen Papieren durchbrachen am 7. Mai erstmals in diesem Jahr die Zwei-Prozent-Marke. Selbst als die EZB mit ihrem 1,1-Billionen-Euro-Kaufprogramm für Anleihen vorpreschte, fielen die Notierungen von Anleihen.

In Spanien, wo der Risikoaufschlag auf zehnjährige Anleihen von 85 Basispunkten im März auf 141 Basispunkte in der letzten Woche anstieg, beobachten Vertreter der Finanzinstitutionen neben den Gezerre um Griechenland auch die Entwicklungen in Asien. „Wir achten genau darauf, wie sich die großen chinesischen Investoren entwickeln,“ teilte Jose Abad, Chefvolkswirt an der staatlichen spanischen Entwicklungsbank Instituto de Credito Oficial, per E-Mail mit. „Griechenland ist zwar ein Punkt, den alle auf dem Radar haben, aber es ist nicht groß genug, um den Ausstieg aus allen Märkten von Bunds bis hin zu Peripheriepapieren zu bewirken.“

Laut Daten der Zentralbank vom 14. April sind die chinesischen Devisenreserven im ersten Quartal um 113 Milliarden Dollar geschrumpft - der dritte Quartals-Rückgang in Folge.

Der Yuan wurde seit April mit durchschnittlich 6,20 Dollar gehandelt, bei einem fairen Wert von 6,58 Dollar, so Schätzungen von Goldman Sachs. Die Differenz von 38 Cent ist die geringste seit September 2010. Das Wall Street Journal berichtete am 3. Mai, dass der Internationale Währungsfonds kurz davor stehe, die chinesische Währung für fair bewertet zu erklären. „Sie müssen ihre Devisenreserven nicht mehr weiter aufstocken, weil der Yuan praktisch frei floatet,“ so Abad.

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