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Christopher Nichols über Anlagestrategien „Der risikogewichtete Ansatz gibt uns Luft zum Atmen“

Markt in China: Mit den Konsumaktien den Marktschwankungen in China trotzen. (Bild: Getty Images)
Markt in China: Mit den Konsumaktien den Marktschwankungen in China trotzen. (Bild: Getty Images)
2012 und 2013 waren britische Small Caps mit jeweils rund 40 Prozent Performance eine äußerst lukrative Anlage. 2014 lieferten sie zwar auch noch ein Plus, Anleger aus dem Euroraum fuhren in dem Jahr mit US-Aktien jedoch deutlich besser - oder auch mit britischen Anleihen, die sie 2012 und 2013 eher hätten meiden sollen. „Kunden wollen konsistente Ergebnisse, aber der Markt liefert Chaos“, fasst Christopher Nichols das Dilemma der Assetmanager zusammen.

Ideal wäre es sicherlich, das Anlagevermögen einfach in den jeweiligen Gewinner des Jahres zu stecken, meint der Investment Direktor im Bereich Multi Asset Investing bei Standard Life Investments (SLI). Nur, wie soll man vorher wissen, welche Asset-Klasse sich am besten entwickeln wird? Einige Manager versuchen dies zu prognostizieren, indem sie die Wirtschaftszyklen beobachten. Davon hält Nichols nicht viel: „Zyklen verlaufen nicht so gleichmäßig, wie man es gern hätte. Selbst wenn es gelingt, die aktuelle Phase des Zyklus zu erkennen, weiß man nicht sicher, wie und mit welcher Geschwindigkeit der Zyklus sich weiterentwickelt.“

Klassische Absicherung ist zu teuer

Eine Alternative, um stete Erträge zu generieren, wäre eine Anlage in risikoreiche Assets wie Aktien plus eine Absicherung mittels Optionen, die Verluste begrenzt. Auch hier ist Nichols skeptisch. Zu teuer, lautet sein Urteil. Für den US-Aktienindex S&P 500 hätte seit Anfang der 90er Jahre eine Verlustbegrenzung auf 5 Prozent in drei Monaten im Schnitt 1,7 Prozent pro Quartal gekostet. „Zudem ist gerade in volatilen Zeiten die Absicherung besonders teuer“, gibt Nichols zu bedenken.

Die einzige langfristig verlässliche Methode, um eine möglichst konsistente Performance zu erzielen, ist für Nichols die Diversifikation über Asset-Klassen und Anlageideen. Allerdings hält er eine traditionelle Kombination aus Aktien und Anleihen für zu einfach. „Ein Blick auf eine solche Mischung durch die Risikobrille zeigt, dass das Risiko des Portfolios fast ausschließlich auf der Aktienseite liegt und eine tatsächliche Diversifikation nicht gegeben ist“, so Nichols.

Diese sei besser bei diversifizierten Wachstumsportfolios, die in den vergangenen zehn Jahren zum Beispiel in Großbritannien verstärkt im Angebot sind. Sie mischen eine Vielzahl von Risiko-Anlageklassen wie Aktien, Unternehmensanleihen, Emerging Markets Bonds oder Rohstoffe. „Risiko-Anlageklassen liefern das Potenzial für hohe Erträge. Die Gelder sind auf mehrere Risiken verteilt, und die Summe der Einzelrisiken wird durch diese Streuung reduziert“, erklärt Nichols. Doch auch hier sieht er eine Gefahr: „Gerade in Krisenzeiten, wenn man die Diversifikation braucht, schwindet sie. Denn die Korrelationen steigen.“

Diversifikation muss auch in Krisenzeiten erhalten bleiben

SLI nutzt daher für eine Reihe ihrer Fonds einen weiter entwickelten Ansatz. Dieser soll sicherstellen, dass auch in unsicheren Zeiten, eine Diversifikation im Portfolio gegeben ist. Der SLI-Ansatz ergänzt risikoreiche Assets um Anlagen, die negativ mit diesen korrelieren. Das sind zum Beispiel marktneutrale Relative-Value-Trades oder Strategien, die auf Zinsen oder Währungen setzen.

Der Schlüssel zum Erfolg: Statt konventioneller Portfoliosteuerung kommt ein risikobasierter Ansatz zum Einsatz. Beim konventionellen Modell werden die strategischen Anteile verschiedener Asset-Klassen am Portfolio festgelegt und Grenzen bestimmt, in denen die taktische Allokation agieren kann. „Solche Regeln brauchen wir nicht. Der risikogewichtete Ansatz gibt uns vielmehr Luft zum Atmen“, sagt Nichols.

Für jede Anlageidee wird das Risiko gemessen. Ein Beispiel: Liegt die Volatilität für ein bestimmtes Investment bei 20 Prozent und es hat einen Portfolioanteil von 10 Prozent, beträgt der Risikobeitrag 2 Prozent. Statt Grenzen für Asset-Klassen gibt es Regeln für höchste Risikobeiträge. Beim bekanntesten Fonds der Gesellschaft, dem SLI Global Absolute Return Strategies (GARS), soll die Summe der Einzelrisiken etwa in Höhe des Aktienmarktrisikos liegen. Beim aggressiveren SLI Global Focused Strategies (GFS) können die Einzelrisiken bis zu 180 Prozent des Marktrisikos ergeben.

Das tatsächliche Portfoliorisiko ist jedoch deutlich geringer. Die erwartete Volatilität liegt beim GFS zwischen einer Hälfte und zwei Drittel der Aktienmarktvolatilität. Zu verdanken ist dies dem Diversifikationseffekt. „Wir versuchen ein Portfolio aufzubauen, das immer diversifiziert ist, auch wenn unsere Markterwartungen nicht eintreten“, so Nichols. „Wichtig ist lediglich, dass wir langfristig ein bisschen mehr richtig als falsch liegen.“ Rund 60 Prozent der Anlageideen entwickeln sich positiv, 40 Prozent negativ.

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