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Co-Finanzierungen im Crowd-Investing Sind Crowd-Investing und Venture Capital kompatibel?

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Die meisten Verträge laufen mindestens 7 Jahre

Ebenfalls von Bedeutung für VC-Investoren ist die Vertragslaufzeit. Üblicherweise gilt in der VC-Branche das „First in, last out“-Prinzip, wonach derjenige Investor, der zuerst investiert hat, als letztes sein Geld wiederbekommt. So wollen VCs verhindern, dass Kapital vor einem Exit aus dem Start-up abfließt. Daher achten sie auch bei crowdfinanzierten Start-ups sehr stark darauf, dass die Vertragslaufzeit lang genug ist, um mit dem Kapital zu planen. Die meisten Verträge laufen mindestens sieben Jahre. Das gibt auch späteren Investoren die Planungssicherheit, die sie brauchen.

Auch der Zweifel an der Eignung der Crowdinvestoren konnte kürzlich entkräftet werden, wie aus einem Bericht der FAZ hervorgeht. Demnach verfügt der durchschnittliche Investor auf Companisto laut einer Umfrage über Investmenterfahrung mit Unternehmensbeteiligungen. „70 Prozent sagten […], dass sie langjährig oder regelmäßig investierten, einige wenige (3,4 Prozent) bezeichneten sich gar als Investment-Experten.

Mehr als 60 Prozent investieren auch in Aktien, deutlich weniger in Fonds, mehr noch in Tagesgeld – vermutlich als Zwischenparkplatz“, so die Einschätzung der FAZ. Die Fachkenntnis der Crowdinvestoren bestätigt auch ein weiterer FAZ-Bericht, wonach crowdfinanzierte Start-ups bisher eine niedrigere Insolvenzquote aufweisen als der Branchendurchschnitt.

Crowd und VCs: Kooperation statt Konkurrenz

Crowdinvesting tritt nicht in Konkurrenz zu den klassischen Wagniskapitalgebern, sondern ergänzt die Branche um eine Alternative in der Frühphasenfinanzierung. Durch die Anpassung der Verträge haben die Plattformen die Weichen gestellt, um beide Finanzierungsformen kompatibel zu machen. Das zeigt sich in der steigenden Zahl von Co- und Anschlussfinanzierungen.

Ein weiterer Aspekt, der für eine gestiegene Akzeptanz des Crowdinvesting bei Profi-Investoren spricht, sind Anschlussfinanzierungen. So fungiert die Crowd inzwischen oft als Wagniskapitalgeber der ersten Stunde. Namhafte VCs scheuen vielleicht das Risiko einer Early-Stage-Finanzierung, steigen jedoch nicht selten zu einem späteren Zeitpunkt in das jeweilige Start-up ein.

Auf Companisto sind beispielsweise über 85 Prozent aller Start-ups co-finanziert und etwa 42 Prozent anschlussfinanziert sind. Als Co-Finanzierung versteht man dabei jede Form der Finanzierung, die kurz vor oder während einer Crowdinvesting-Kampagne stattfindet. Eine Anschlussfinanzierung bezeichnet dagegen nur eine Finanzierung, die nach Abschluss der Kampagne stattfindet. Bekannte Beispiele für Anschlussfinanzierungen durch professionelle Investoren sind die Payment-App Cringle (Axel Springer) und sowie das Medizintechnik-Start-up EBS Technologies (Earlybird & High-Tech Gründerfonds).

Venture-Capital-Branche hat strukturelles Problem

Mit Hinblick auf Deutschland haben die nun vermehrt auftretenden Co- und Anschlussfinanzierungen noch einen weiteren Grund. Die Venture-Capital-Branche hierzulande hat ein strukturelles Problem. VC-Gesellschaften stehen unter einem enormen Renditedruck, um die Erwartungen ihrer Investoren zu erfüllen. Diesen reichen sie in der Regel an die Start-ups weiter, in dem sie schnelles Wachstum zu jedem Preis fordern. Zugleich zeigen aktuelle Untersuchungen, dass die Exit-Erlöse in Deutschland weiter hinter denen in den USA zurückbleiben. In den USA liegen Renditen aus einem Exit mitunter um den Faktor 50 über den hiesigen.

Diese Tatsache trifft auf einen generellen Mangel an Wagniskapital. In Deutschland wurden im letzten Jahr nur noch 1,9 Milliarden Euro in Start-ups investiert, wie aus Zahlen des Bundesverbands Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften e.V. (BVK) hervorgeht. Im Jahr zuvor waren es noch 3,6 Milliarden Euro. Die Kooperation zwischen klassischen VC-Investoren und Crowdinvesting-Plattformen erscheint vor diesem Hintergrund als logische Konsequenz einer Branche, die sich weiterentwickeln muss, wenn Deutschland auf Dauer wettbewerbsfähig bleiben will.

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