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Columbia Threadneedle-Fondsmanager im Interview Welches war Ihre beste Wette, Herr Jeanmaire?

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Wie gehen Sie dann genau vor?

Jeanmaire: Wir sehen uns bei der Analyse jede dieser fünf Kräfte an und vergeben einen Wert. Dann sehen wir, welches Unternehmen und welche Sektoren besonders gut abschneiden. Nach „Porters Five Forces“ vergeben wir ein „High“, „Medium“ oder „Low“. Wir haben im Laufe der Zeit herausgefunden, dass Unternehmen, die hier gut abschneiden, sich besser am Aktienmarkt behaupten.

Welches war die beste Wette, die Sie jemals eingegangen sind?

Jeanmaire: Dafür gehe ich mal einen Schritt zurück: Der Markt geht allgemein davon aus, dass es gute und weniger gute Branchen gibt. Gute Branchen zeichnet nach allgemeinem Verständnis aus, dass sie Aktionären über einen langen Zeitraum gute Renditen bringen. Das Gesundheitswesen ist demnach eine gute Branche, auch Anbieter von Basiskonsumgütern gehören dazu. Einige Branchen werden tendenziell kritisch gesehen, zum Beispiel Versorgungsunternehmen: Denn dort sind staatlicher Einfluss und Regulierung eher möglich. Trotzdem können diese Branchen attraktiv sein, etwa weil sie günstig bewertet sind. Ich habe im Laufe meiner Karriere festgestellt: Wenn ich eine Idee finde, die mit meinen Kriterien übereinstimmt, die aber in einer teils als kritisch geltenden Branche angesiedelt ist, dann ist das die beste Investmentidee überhaupt.

Zum Beispiel?

Jeanmaire: Zum Beispiel ein französisches Telekom-Unternehmen namens Iliad. Vor fünf Jahren galt die Telekombranche als problematisch. Telefonieren wurde immer billiger. Aber plötzlich sahen wir Iliad am Markt, ein neues Unternehmen mit geringen Kosten und einem einfach gehaltenen Angebot. Der Ansatz brachte den Aktionären unglaubliche Renditen ein. Der Wert des Unternehmens hat sich in zwei Jahren verdreifacht. Eine andere gute Idee war Ryanair. Airlines werden eher kritisch gesehen, auch aufgrund des Wettbewerbs. Ryanair hatte einen neuen Ansatz: niedrige Kosten. Das war in der Branche ein einzigartiges Geschäftsmodell. Auch das brachte den Anlegern überdurchschnittliche Renditen. Insofern lohnt es sich, auch auf kritisch betrachtete Branchen zu schauen.

Zu Jahresbeginn 2016 hat es am europäischen Aktienmarkt einen deutlichen Rücksetzer gegeben. Auch der Threadneedle Pan European Focus Fund blieb davon nicht verschont. Welche Länder und welche Sektoren sind 2016 Ihre Favoriten? Haben Sie einen Tipp?


Jeanmaire: Wir investieren in Anlageideen, von denen wir überzeugt sind. Insofern wechseln wir nicht ständig und jedes Jahr. Zudem ist interessant, dass die ökonomischen Daten durchaus positive Signale senden, während die generelle Marktstimmung negativ ist. Dazu gehörten etwa der Ifo-Index und der Einkaufsmanagerindex PMI für die Eurozone, die M3-Geldmengendaten, die private Kreditvergabe und der schwache Euro. Vor diesem Hintergrund denken wir, dass Basiskonsumgüter momentan sehr attraktiv sind, zum Beispiel Unilever. Unilever passt gerade sein Geschäftsmodell an: Der Fokus soll künftig stärker auf Pflege- und Hygieneartikeln liegen und weniger auf  Lebensmitteln.

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