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Dabeisein ist alles Das gefährliche Spiel mit dem griechischen Feuer

Henning Vöpel ist Direktor und Mitglied der Geschäftsführung von Hamburgisches Weltwirtschaftsinstitut
Henning Vöpel ist Direktor und Mitglied der Geschäftsführung von Hamburgisches Weltwirtschaftsinstitut
Die Bundesregierung hält vor dem Hintergrund eines möglichen Wahlsiegs des griechischen Linksbündnisses „Syriza“ erstmals einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone für denkbar. Tatsächlich dürften die systemischen Ansteckungsrisiken durch die bisherigen Stabilisierungsmaßnahmen wie zum Beispiel den Euro-Rettungsfonds und die Bankenunion mittlerweile deutlich geringer sein als noch zu Beginn der Eurokrise, als das Szenario der dominoartigen Ansteckung den Austritt Griechenlands unmöglich zu machen schien.

Ein Austritt ist aber nach wie vor bedenklich und äußerst riskant. Bedenklich ist er insofern, als seine Ankündigung als Drohung und somit Einmischung in die souveräne Entscheidung der griechischen Bevölkerung verstanden werden könnte. Riskant bleibt ein Austritt insofern, als eine Art „politische Ansteckung“ in der Eurozone droht.

Mag ein politischer Schwenk Griechenlands noch unbedenklich sein. Wenn sich aber in den stabilitätskritischen Ländern Frankreich und Italien der Wind gegen den Reformkurs drehen sollte, dürfte auch Merkels Rettungsstrategie ins Wanken geraten. Wenn die Märkte sehen, dass entgegen bisheriger Rhetorik der politische Zusammenhalt Europas mittelfristig nicht gewährleistet ist, würde sich die Politik am Rande der Glaubwürdigkeit und somit am Ende ihrer Wirksamkeit bewegen.

Ob dann selbst ein Anleihe-Aufkaufprogramm der Europäischen Zentralbank noch helfen könnte, die Eurozone zu stabilisieren, ist fraglich. Der erneute Fall Griechenlands zeigt indes, wie weit die Eurozone institutionell noch von einer nachhaltigen Lösung der Eurokrise entfernt ist. Weder die Option eines geordneten Austritts noch eine Verlagerung von fiskalischen Kompetenzen nach Brüssel sind institutionell auf den Weg gebracht worden.

Die glaubwürdige Verpflichtung der Politik auf einen mittelfristigen Stabilisierungspfad wäre der richtige Weg. Dieser würde einen optimalen Konsolidierungspfad einschließen, der die Möglichkeit schaffte, wachstumswirksame öffentliche Investitionen zu tätigen, die nicht nur die gesamtwirtschaftliche Nachfrage stützen, sondern auch das Wachstumspotenzial der Krisenländer und somit die Tragfähigkeit ihrer Schulden erhöhen.

Auch für Griechenland selbst wäre ein Austritt fatal. Wer glaubt, die griechische Wirtschaft könnte sich mit einem Schuldenschnitt außerhalb der Eurozone erholen, unterschätzt die Folgen eines Staatsbankrotts für eine Volkswirtschaft. Der Zugang zu den Kapitalmärkten ist - das zeigt die Erfahrung - in solchen Fällen auf Jahre hinaus beschränkt.

Ein Austritt zum jetzigen Zeitpunkt wäre die falsche Entscheidung. Die Reformen zeigen bereits erste Wirkungen. Außerhalb der Eurozone würde das Land erneut in die Depression stürzen. Mit dem Austritt Griechenlands leichtfertig zu spielen - auch als Drohkulisse -, bleibt daher gefährlich.

Mag ein Austritt Griechenlands mittlerweile auch denkbar sein, weil sich die systemischen Risiken deutlich verringert haben. Die Folgen könnten sowohl für Griechenland als auch für die Eurozone fatal sein. Jetzt auf halbem Weg die politische Rhetorik zu ändern, könnte die Eurozone über eine „politische Ansteckung“ der stabilitätskritischen Länder Frankreich und Italien gefährden und damit die bisherige Euro-Rettungsstrategie ins Wanken bringen.

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