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Daimler, Deutsche Bank, Siemens und Volkswagen am besten Flossbach-von-Storch-Studie: Dax-Konzerne sind unglaubwürdig

Betrugsskandale wie Zinsmanipulationen oder kosmetische Korrekturen von Abgaswerten haben Spuren hinterlassen: Immer mehr deutsche Unternehmen versprechen ihren Kunden und Anlegern eine von „Integrität“ geprägte Unternehmenskultur zu leben: Das Unternehmen handele integer, halte sich also stets an einmal gemachte Aussagen und befolge festgelegte Grundsätze.

Ist das ein bloßes Versprechen – oder sind solche Aussagen Ausdruck eines Wertewandels? Wann können sich Anleger wirklich darauf verlassen, dass nicht einfach mit Trendbegriffen jongliert, sondern auch entsprechend gehandelt wird? Immerhin vertrauen Anleger ihr Geld lieber einem Unternehmen an, das seine einmal gemachten Versprechen und Leitlinien in guten wie in schlechten Zeiten einhält.

Eine Untersuchung aus dem Hause Flossbach von Storch hat die 30 Dax-Unternehmen unter die Lupe genommen und analysiert, ob, wie häufig und wie konkret ausgeführt der Anspruch von „Integrität“ in den Geschäftsberichten auftaucht.  

24 von 30 Dax-Unternehmen erkären sich für integer

Integrität ist Voraussetzung für Transparenz und Vertrauen und notwendig für die maximale Leistung von Unternehmen, zitiert Studienautor Philipp Immenkötter den Harvard-Professor Michael C. Jensen. Die großen deutschen Konzerne scheinen das begriffen zu haben – einige vermutlich jedoch nur auf dem Papier.

Während im Jahr 2000 das Wort „Integrität“ in Geschäftsberichten der Dax-Unternehmen noch keine Rolle spielte, identifiziert die Studie einen entsprechenden Trend seit dem Jahr 2006. 2015 taucht das Wörtchen in den Geschäftsberichten von 20 der 30 Dax-Konzerne auf. Von 2000 bis heute hat es bei 24 Unternehmen Erwähnung gefunden. Vor allen Dingen in Berichten zur Unternehmensführung, in Lage- und Imageberichten ist es zu finden.

Und wie verlässlich ist die Aussage? Die FvS-Studie legt als Maßstab vier Punktean. Erst wenn ein Geschäftsbericht zu allen Stellung beziehe, komme die Botschaft auch auf den Kapitalmärkte an und könne Anlage-Entscheidungen beeinflussen, setzen die Autoren voraus.
  1. Der Begriff sollte im Geschäftsbericht nicht allein verwendet, sondern auch näher definiert werden.
  2. Es sollte zum Ausdruck kommen, dass das Unternehmen seinen Mitarbeitern Anreize setzt, integer zu handeln.
  3. Die Umsetzung der Maßnahmen sollte überprüft werden.
  4. Die Überprüfung sollte Konsequenzen haben: bei Befolgung positive – bei Nichtbefolgung negative.
Von 24 Dax-Konzernen, die seit dem Jahr 2000 Integrität als Wertebild in ihren Geschäftsberichten erwähnt haben, hätten nur vier Unternehmen ein wirklich starkes Signal gesendet, das allen vier definierten Punkten genüge, stellt die Studie fest. Ganz konkret seien es VW, Daimler, Deutsche Bank und Siemens gewesen – und damit eben jene Konzerne, die in der jüngeren Vergangenheit durch besonders imageschädigende Skandale aufgefallen sind. Alle anderen Unternehmen hätten nach Maßgabe der Studie eher Worthülsen verwendet, die ohne konkrete Umsetzungsmaßnahmen nicht überzeugend wirkten. 

Angeschlagene Konzerne beschwören ihre Integrität

Ein angekratztes Firmenimage, schließt die Studie, veranlasse Unternehmen, seinen Anlegern eine ethische Kehrtwende zu signalisieren. Kein einziger der 30 Dax-Konzerne habe ohne Not, also ohne einen handfesten Skandal im Nacken, ganz konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der „Integrität“ im Unternehmen angestoßen.

Der Umkehrschluss, also auf fehlende Integrität bei Unternehmen zu schließen, die „Integrität“ nicht ausdrücklich im Geschäftsbericht erwähnen, sei indessen nicht möglich, so die Autoren.

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