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Das Euro-Endspiel naht - nicht nur auf dem Rasen

Stephan Albrech
Stephan Albrech
Wochenlang haben die Investoren auf Griechenland gestarrt wie das Kaninchen auf die Schlange. Den Elefanten im Raum haben sie dabei fast übersehen: Spanien, mit einer Wirtschaftsleistung von 1,1 Billionen Euro sechs Mal so gewichtig wie Hellas, bricht unter der Banken- und Schuldenkrise und sehr hohen Zinskosten zusammen. Doch die Probleme der Iberer sind eine Nummer zu groß für die politisch „bewährten“ Rettungsschirme. Daher beginnt in Sachen Euro nicht nur auf dem Rasen das Endspiel. Auch die Währung kommt unter Beschuss, denn institutionelle Investoren verabschieden sich zunehmend aus dem Euro - zunächst in den Dollar, doch auch in Sachwerte.

Griechenland geht wohl noch in diesem Jahr

Wenn Brüsseler Eurokraten jetzt behaupten, dass das Wahlergebnis in Griechenland eine Pro-Euro-Entscheidung und damit als „Vernunftwahl“ positiv zu werten sei, biegen sie die Wahrheit mit arg heißem Eisen. Denn zum einen sind mit Samaras und Co. genau jene wieder an der Macht, die den Karren aus politischem Kalkül in den Dreck gefahren haben. Zum anderen haben 58 Prozent der Griechen eben nicht für Pro-Euro-Parteien gestimmt. Nur dank des gesetzlich festgelegten Bonus von 50 Plätzen für die stärkste Partei haben Neo Demokratia und Sozialisten die Mehrheit. Unter diesen Umständen sollte man keine grundlegenden Änderungen erwarten. Eher dürfte das Land den Austritt aus der Währungsunion erklären, vermutlich noch in diesem Jahr.

Der Elefant in der Euro-Zone

Ein Austritt Griechenlands und anderer kleinerer Länder wäre teuer, aber zu verkraften. Doch mit Spanien wankt ein Koloss mit über einer Billion Euro an Wirtschaftsleistung. Und es sind nicht die angeblich „bösen Spekulanten“, die die Renditen für zehnjährige Staatspapiere auf sieben Prozent treiben und ihr Geld dann nach Deutschland, Finnland und Luxemburg schaffen. Nein, es sind die konservativen Investoren, die die Risiken eines Landes nicht mehr tragen wollen, das nicht nur eine Banken- und Immobilienkrise hat, sondern auch unter sehr hoher Verschuldung der privaten Haushalte und des Staates leidet. Und die öffentlichen Schulden werden weiter wachsen, denn Madrid eilt mit Säcken voller EU-Geld von Bankrettung zu Bankrettung. Addiert man die nicht eben überbordende Wettbewerbsfähigkeit hinzu, sind die Aussichten - gelinde gesagt - eher mau.

Erste Großinvestoren werfen Bunds aus den Depots
Inzwischen dämmert Angela Merkel wohl, dass sich Deutschland mit der Rettung des Rajoy-Reiches überheben könnte. Auch Investmenthäuser erkennen die Sprengkraft. Während bis vor kurzem Bundesanleihen trotz Minizinsen als „sicherer Hafen“ angelaufen wurden, wirft mit Pimco einer der weltgrößten Anleiheinvestoren deutsche Staatstitel aus dem Portfolio. Die Renditen seien schlicht zu niedrig, so Pimco. Auch die Fondsgesellschaft Carmignac macht Kehraus, begründet dies aber mit der Furcht vor einer Überforderung Deutschlands durch die Euro-Krise. Übrigens: In unseren Fonds halten wir aus strategischen Überlegungen seit längerer Zeit keine Bundesanleihen mehr.

Satte Kursverluste für deutsche Staatsanleihen

Die Folgen der Neuorientierung im Bondsektor waren deutlich zu spüren: Die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen schoss von 1,12 auf über 1,5 Prozent. Was vielleicht als nicht viel erscheinen mag, ist faktisch ein Zuwachs von über 30 Prozent in nur wenigen Tagen oder ein Kursverlust der Anleihe in Höhe von vier Prozent! Für Privatanleger, die sich noch immer vom Sirenengesang der Sicherheit einlullen lassen, dürfte dies vermutlich eine der letzten Anstöße sein, um rechtzeitig aufzuwachen. Sonst könnten Staatsschulden aus dem Euro-Raum im Portfolio bald ebenso viel „Spaß“ bereiten wie die Aktien europäischer Banken seit 2008.

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