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Aktualisiert am 27.01.2020 - 17:25 Uhrin MärkteLesedauer: 3 Minuten

„Das Vertrauen in die Märkte kehrt zurück“

Kerry James
Kerry James

DAS INVESTMENT.com: Sie sagten im Februar, dass sich der Aktienmarkt seiner Talsohle nähert. Seitdem zogen die Kurse kräftig an. War es das nun mit dem Abwärtstrend? Kerry James: Das kann man nie genau sagen, ob wir den Tiefststand nun gesehen haben. Ich weiß es einfach nicht. DAS INVESTMENT.com: Aber es gibt sicherlich Gründe, weshalb Sie von einem nahen Tief ausgehen. James: Genau. Einer davon ist die Volatilität des Aktienmarktes. Immer wenn sich der Aktienmarkt in vergangenen Rezessionen seinem Tiefststand genähert hat, erreichte die Volatilität extreme Höchststände. Auch vor kurzem haben wir solche extremen Schwankungen erlebt. Sie waren fast so hoch, wie beim Aktien-Crash 1987. DAS INVESTMENT.com: Und nun wird es wieder ruhiger? James: Ja, die Volatilitäten sind schon deutlich zurückgegangen. Und wir beobachten, dass die Unsicherheit abnimmt und etwas Vertrauen in die Märkte zurückkehrt. DAS INVESTMENT.com: Sie sprechen von der Talsohle, während andere noch von heftigen Rückschlägen, Bärenmarkt-Rallys, Weltuntergang und Hyperinflation reden? James: Ja, unsere Studien haben gezeigt, dass sich Aktienkurse bereits knapp nach der Hälfte der Rezession zu erholen beginnen. Da kann man von einem Aufschwung noch nichts sehen, nur erste Erholungszeichen. DAS INVESTMENT.com: Wer garantiert denn, dass wir die Hälfte der Rezession ganz sicher durch haben? James: Niemand. DAS INVESTMENT.com: Aber Sie hoffen es? James: Richtig. Und einige Frühindikatoren bestärken uns in dieser Ansicht. DAS INVESTMENT.com: Der US-Konsument ist noch immer hoch verschuldet. Wie soll dabei ein Aufschwung entstehen? James: Der Entschuldungsprozess läuft. Im ersten Quartal ist die US-Sparquote von Null auf 8 Prozent gestiegen. Zudem ist das Verschuldungsproblem stark an die Immobilienpreise in den USA gekoppelt. Denn die Amerikaner haben für viele Kredite aus dem täglichen Leben ihre Häuser als Sicherheiten hinterlegt. Und hier signalisieren bereits einige Immobilien-Indikatoren eine erste Stabilisierung. Das wird auch den Konsumenten helfen. DAS INVESTMENT.com: Was können wir Ihrer Meinung nach vom Aktienmarkt erwarten? James: In vergangenen Rezessionen legten US-Aktien ab ihren Tiefs stets um knapp unter oder über 40 Prozent zu. Das erwarte ich auch diesmal. DAS INVESTMENT.com: Wie sind Sie positioniert, um das mitzunehmen? James: Wir haben uns im Frühjahr mit einigen Konsumwerten eingedeckt. Hier waren die Nachrichten wie beispielsweise über die Arbeitslosenzahlen so schlecht, dass eine Menge Angst im Markt war. Aber der Erfolg gibt uns recht, inzwischen haben sich die Aktienkurse zum Teil verdoppelt. Auch einige Bankenwerte haben wir im Frühjahr erstmalig wieder angefasst, sodass wir die Branche jetzt sogar leicht übergewichtet haben. Hier steht der Stresstest durch die US-Regierung demnächst an. Anschließend werden sich die Banken wohl mit neuem Kapital versorgen müssen. DAS INVESTMENT.com: Wann wird dieses Trauerspiel denn endlich abgeschlossen sein? James: Ich denke, bis Ende des Jahres. DAS INVESTMENT.com: Was meiden Sie tendenziell? James: Wir haben beispielsweise Versorgeraktien untergewichtet. DAS INVESTMENT.com: Andere Fondsmanager mögen die, weil sie so schön defensiv sind. James: Das sind eher die Dividendenfondsmanager, die auf die hohen Ausschüttungen aus sind. Versorger betreiben ein sehr kapitalintensives Geschäft. Außerdem suchen wir hauptsächlich nach Unternehmen, bei denen wir Chancen für hohes Gewinnwachstum erkennen. Und das ist bei den Versorgern einfach nicht der Fall.

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