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David C. Saunders im Interview „Einen Oliver Kahn in der Defensive“

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Das aktuelle Marktumfeld ist ein recht schwieriger und unangenehmer Gegner.

Saunders: Keine Angst. Unsere Defensive ist stark aufgestellt. Schon seit sechs bis acht Monaten, weil mein Team attackiert wird. Aber wir werden kein Gegentor zulassen. Aber nun mal weg vom Fußballfeld: Wir haben eine Herausforderung derzeit. Ein Großteil der Asset-Klassen ist nicht mehr preiswert. Einige sind schon recht teuer, und Auslöser dieser Entwicklung ist die Politik der Zentralbanken. Aktien sind rasant gestiegen, Renten standen selten höher, Immobilien ebenfalls. Die große Frage ist, ob diese Entwicklung nachhaltig ist und ob sie anhält, wenn die Zinsen weiter steigen. Sie sehen ja an der rasant gestiegenen Volatilität, wie unsicher viele Marktteilnehmer sind.

Wie haben Sie darauf reagiert?

Saunders: Wir haben in unserem Portfolio Strategien mit einem hohen Aktienanteil reduziert, insbesondere im Bereich der Nebenwerte. Im Gegenzug haben wir die Position eines Global-Macro-Managers verstärkt.

Sie justieren lediglich die Gewichtungen, statt auch einmal einen Manager auszuwechseln?

Saunders: Das machen wir eher selten – im Durchschnitt der vergangenen 22 Jahre höchstens einmal oder zweimal pro Jahr. Natürlich muss ich auf Feinheiten achten. Kann mein Pool an Stammspielern eine gewünschte Ausrichtung nicht erfüllen, muss ich ein weiteres Talent finden und einen „alten Hasen“ vielleicht auch mal ersetzen. Das gilt auf jeder Ebene, für Aktien, Renten und Währungen ebenso wie für einzelne Sektoren.


Warum ist der Franklin K2 eigentlich kein Dachfonds?


Saunders: Wir vertrauen unseren Managern, aber wir möchten täglich 24 Stunden und völlig transparent überprüfen, welche Anlageentscheidungen getroffen werden. Die Entscheidungen finden daher auf einer Plattform statt, einem Managed Account, der in das Risikomanagement von K2 und Franklin Templeton integriert ist. So ist jede Aktivität sofort nachvollziehbar.

Sie waren Mitglied des legendären Tiger-Teams, einer Talentschmiede für Hedgefonds-Manager. Wo finden Sie heute junge Talente?

Saunders: Praktisch überall. Im institutionellen Geschäft sind wir mit etwa 1.000 Managern im Gespräch. Rund 500 Manager interviewen wir jährlich. Das ist unser originäres Geschäft, ich liebe es. Man trifft die schlausten Köpfe der Finanzwelt. Wissen Sie, wer hier zwei Räume weitersitzt?

Nein.

Saunders: Doug Ostrover, das O von GSO, dem Kreditgeschäft von Blackstone. Er hat Blackstone verlassen und präsentiert uns gerade sein neues Portfolio. Er ist supersmart und wir wollen wissen, was er künftig macht.

Wie hat sich das Hedgefonds-Geschäft in den vergangenen 25 Jahren weiterentwickelt?

Saunders: Es gibt in diesem Geschäft eine Konstante – den Wandel. Dieses Geschäft verändert sich ständig. Am auffälligsten ist dies bei Investoren. In meinen Anfängen haben wir nur mit den Superreichen gearbeitet. Ende der 90er Jahre kamen erste institutionelle Anleger, die erkannten, dass Hedgefonds inzwischen mit einer klassischen Infrastruktur, etwa im Reporting, arbeiteten. Das macht sie für Institutionelle interessant. Als 2001 der staatliche Pensionsfonds Calpers öffentlich verkündete, in Hedgefonds zu investieren, war das ein Weckruf. Auf einmal wollten Institutionelle handgemachte Lösungen aus der Hedgefonds-Industrie. Eine schwedische Pensionskasse, die nach einem Nachhaltigkeitsprodukt suchte, war damals einer unserer ersten Kunden. Da ging eine Welle los und die Nachfrage nach unkorrelierten Produkten zog massiv an. Ende 2008 kam der nächste Wandel.