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Dax hat Geburtstag: „An das Dax-Jahr 2003 erinnere ich mich gerne“

Claus Walter
Claus Walter
DAS INVESTMENT.com: Was war Ihre erste Erfahrung mit dem Dax?  Gutes Geschäft?

Claus Walter:
In meinen ersten Jahren als junger Banker war die Hochphase von Optionsscheinen. Ich kann mich noch an den ersten Kauf von Dax-Puts erinnern, mit dem wir auf fallende Kurse setzten. Anfänglich lief das gut – später weniger. Das ist vielleicht ein Grund, weshalb wir in unserem Hause von solchen  Instrumenten und Anlagen die Finger lassen.

Die beste Dax-Entwicklung  in Ihrer Karriere?

Walter:
Das war die Entwicklung des Jahres 2003, als der Dax im März nach drei zermürbenden Verlustjahren von seinem Tief bei 2.200 Punkten endlich zur Trendwende ansetzte.

Der schlimmste Dax-Tag in Ihrer Karriere?

Walter:
Ganz klar der 11. September 2001. Damals verwoben sich die fürchterlichen Bilder der einstürzenden Türme in New York mit den einbrechenden Kursen. Die Märkte gingen vor dem Terror in die Knie.

Welche Hauptversammlung werden Sie nicht vergessen?

Walter:
Die wenigen Hauptversammlungen, die ich besuchte, vergesse ich lieber gerne. Denn es waren eher formelle Pflichtveranstaltungen mit geringer Substanz.

Frisieren Sie mal den Dax. Wer muss rein, wer muss raus?

Walter:
Ich würde mir viele toll geführte deutsche Familienunternehmen im Dax wünschen, die aber leider nicht börsennotiert sind. Hier fallen mir klangvolle Namen wie Bosch, Dr. Oetker oder Miele ein. Den Rausschmiss überlasse ich lieber dem Komitee der Deutschen Börse, die dafür klare Spielregeln formuliert hat und damit letztendlich den Dax-Anleger schützt.

Sind Länder-Indizes noch zeitgemäß in einer globalen Welt?

Walter:
Aber ja – im Fußball begeistert uns doch auch weiter die Weltmeisterschaft als Wettbewerb der  Nationen, obwohl in den Vereins-Mannschaften längst Spieler aus aller Welt kicken.

Ihre Kinder haben Geburtstag. Schenken Sie ihnen mal Ihren „Lieblings-Index“, mit dem sie in 25 Jahren ein solides Finanzpolster haben werden.

Walter:
Nehmen wir den Dax als fixe Ausgangsbasis, so würde ich hierfür gerne zwei Konstruktionsänderungen  vornehmen: Erstens eine homogenere Gewichtung nach Branchen und zweitens die Einzeltitel in gleicher Höhe gewichten. Mit diesen Maßnahmen soll schlichtweg die Abhängigkeit von einzelnen Branchen und Unternehmen reduziert werden, die dem Dax in der Vergangenheit eine hohe Volatilität bescherten. Ich glaube aber, dass es mir die Kinder danken würden, wenn ich über den Tellerrand der deutschen Unternehmen hinwegschaue und international investiere.

Welche derzeitigen Dax-Unternehmen sind auch in 25 Jahren noch im Dax?

Walter:
Ich gehe davon aus, dass wir nach weiteren 25 Jahren wiederum etwa die Hälfte der aktuellen Unternehmen vorfinden werden. Viele unserer Vorzeigeunternehmen haben sich frühzeitig global ausgerichtet und gehören in ihren Branchen zu den Weltmarktführeren. Am Anfang des Alphabetes würde ich Unternehmen wie Allianz, BASF oder Bayer nennen und vom Ende der Liste würde ich mich auf SAP, Siemens und Volkswagen festlegen.

Wo steht der Dax im Jahr 2038?

Walter:
Vorsichtig geschätzt bei 27.090 Punkten. Das wäre von heute eine Wertentwicklung von 5 Prozent pro Jahr. Übrigens: Würde man die Performance der vergangenen 25 Jahre fortschreiben, so käme man auf Indexstände von gut 60.000 Punkten.

Mit welchem Lied kann man am besten auf 25 Jahre Dax anstoßen?

Walter:
Wenn ich mir den Chartverlauf so anschaue, fällt mir leider unweigerlich das Schunkellied „Auf und nieder, immer wieder“ ein. Belassen wir es also lieber beim traditionellen „Happy Birthday, lieber Dax“.

Durchstöbern Sie mal Ihren Haushalt und Ihre Garage: Wie viele der 30 Dax-Werte sind durch Produkte oder Dienstleistungen bei Ihnen vertreten?

Walter:
Die „Haushaltsabläufe“ können wir bislang noch ohne Software von SAP steuern, aber darüber hinaus greifen wir natürlich gerne auf die hochwertigen Produkte der deutschen Unternehmen zurück, wie zum Beispiel die Sportschuhe von Adidas oder Pflegeprodukte von Beiersdorf. Genau mit diesem Argument versuche ich übrigens Mandanten angesichts der sich in Deutschland verbreitenden Aktienskepsis immer wieder zu verdeutlichen: Warum schenken wir den Produkten der deutschen Unternehmen Vertrauen, nicht aber den Unternehmen, indem wir deren Aktien kaufen?

25. Hochzeitstag: Von welchem Dax-Unternehmen bekommt Ihre Ehefrau ein Geschenk? Und was gibt es?

Walter:
Ich denke, ein Ticket der Deutschen Lufthansa mit einem schönen Reiseziel wäre ein tolles Geschenk. Angesichts der steigenden Preise wäre ein Sack Strom von E.On ein sinnvolles Präsent, das lässt sich leider nur so schlecht verpacken – und Gutscheine mag ich nicht.


Alle bisher erschienen Interviews der Serie, unter anderem mit Max Otte, Anja Kohl und Christoph Bruns, finden Sie hier.

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