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Dax hat Geburtstag: „Die Hauptversammlung der Dresdner werde ich nie vergessen“

Wolfgang Köbler, Vorstand der KSW Vermögensverwaltung aus Nürnberg
Wolfgang Köbler, Vorstand der KSW Vermögensverwaltung aus Nürnberg
DAS INVESTMENT.com: Was war ihre erste Erfahrung mit dem Dax?  Gutes Geschäft?

Wolfgang Köbler: Die erste Erfahrung war der Auftritt von Friedhelm Busch zur Einführung des Dax 1988 auf der Besuchertribüne der Börse in Frankfurt. Damals gab es noch einen richtigen Präsenzhandel mit echten Menschen. In der Mittagspause ging ich nach Hause zum Essen, machte den Fernseher an und Friedhelm Busch grinste von der Tribüne.

Damals ging die Börsenzeit noch von 11.30 Uhr bis 13.30 Uhr. Er berichtete in einer Lebendigkeit, die mir bis heute im Gedächtnis geblieben ist. Damals gab es noch kein n-tv oder N24. Vor kurzem konnte ich mit ihm auf der Invest in Stuttgart auch einmal bei einem Round Table diskutieren. Das hätte ich mir 1988 als junger Banker nicht erträumt. Es ist toll, dass uns dieser Mann in der Finanzmedienlandschaft als Börsendino immer noch erhalten ist.

Eines meiner besten Geschäfte machte ich mit Infineon, als zum Zeitpunkt der Zeichnung bereits klar wurde, dass der Wert aus dem ehemaligen Spin-Off in den Dax aufgenommen werden würde. Das war im Juni 2000 in einer Phase, in der der Dax bereits seine Höchststände vom März 2000 gesehen hatte. Infineon rückte damals für VIAG in den Index nach.

DAS INVESTMENT.com: Der beste Dax-Tag in ihrer Karriere?

Köbler: Das war am 13. März 2003. Ich war Skifahren in Garmisch. Es war die Zeit des zweiten Irak-Krieges. Damals mutmaßte man, dass irakische Militärs von einer Kapitulation überzeugt worden seien. Die Märkte waren vorher in einem wahren Abwärtssog. Der Dax notierte auf einem Niveau von 2.200 Punkten. Der Anstieg an diesem Tag aber betrug knapp 7 Prozent. Gerüchte machten schon immer Kurse – nach oben wie nach unten.

DAS INVESTMENT.com: Der schlimmste Dax-Tag in ihrer Karriere?

Köbler: Das war definitiv der 11. September 2001. Die Anschläge in den USA lösten an den Finanzmärkten eine Panik aus. Während die in unmittelbarer Nähe des World Trade Centers liegende Wall Street geschlossen blieb, fiel unser Dax um 8,5 Prozent. Im Handelsverlauf war der Index um mehr als elf Prozent eingebrochen.

Und danach waren die Börsen erst einmal fünf Tage lang geschlossen. Der Mix aus zusammenbrechenden Türmen mit Blick auf die Börsenbarometer war schauderhaft. Wir standen alle im Büro schauten CNN und der Markt tauchte ab, ohne dass man etwas tun konnte – es war irreal.

DAS INVESTMENT.com: Welche Hauptversammlung werden sie nicht vergessen und warum?

Köbler: Die der Dresdner Bank im Jahr 1999. Damals war Bernhard Walter Vorstandssprecher. In der Hauptversammlung wurde das Investmentbanking mit Zuwächsen vom Vierfachen gefeiert. Angeblich brach eine neue Ära in der Geschichte der Bank an. Man sei bestens für das neue Jahrtausend vorbereitet, sehe sich jeder Aufgabe gewachsen.

Was dann gerade mal drei Jahre später, insbesondere ab 2002 zuerst mit der geplatzten Fusion mit der Deutschen Bank, danach mit der Übernahme durch die Allianz und zuletzt durch das Verschwinden der Bank in der Commerzbank geschah, ist ein Trauerspiel per excellence. Ein solch etabliertes Unternehmen mit Tradition und Geschichte an die Wand zu fahren, bleibt mir unbegreiflich.

Ich vergesse diese Hauptversammlung deshalb nicht, weil ich dort über 20 Jahre gearbeitet und mein Handwerk erlernt habe. Ich war 1999 noch bei der Dresdner Bank beschäftigt. Wir von der mittleren Führungsebene waren schon damals von der Strategie absolut nicht überzeugt. Gerne hätte ich Unrecht behalten.

DAS INVESTMENT.com: Frisieren Sie mal den Dax. Wer muss rein, wer muss raus?

Köbler:
Raus muss die Commerzbank und rein gehört MTU Aero Engines. Das verändert den Index weg von einer gewissen Finanzlastigkeit und würde der Gewichtung gut tun.  

Meine Begründung: MTU gehört zu den führenden Herstellern von Triebwerken und Industrieturbinen. Das Unternehmen ist derzeit richtig gut im Geschäft. Bei einem Umsatz von 3,3 Milliarden Euro hat das Unternehmen auf Jahre hinaus dicke Auftragsbücher – nämlich für 11 Milliarden Euro. Wenn man die Medien derzeit verfolgt, so ist klar festzustellen, dass die Airlines momentan dabei sind ihre Triebwerke auf deutlich Kerosinsparende umzustellen. Das stellt für MTU ein riesiges Geschäft dar.

DAS INVESTMENT.com: Sind Länder-Indizes noch zeitgemäß in einer globalen Welt?

Köbler: Ja absolut. Für uns als Vermögensverwalter sind Länderindizes in der Allokation mit eines der wichtigsten Kriterien. Sieht man die Chancen rund um den Globus, gibt es mittlerweile eine Vielzahl an passiven Produkten, die es uns leichter machen, risikodiversifiziert einzusteigen.

DAS INVESTMENT.com: Ihr Kind/Enkel hat Taufe/Geburtstag. Schenken Sie dem Kind mal ihren Lieblings-Index mit dem der/die Kurze in 25 Jahren ein solides Finanzpolster haben wird?

Köbler: Leider keinen Dax, Dividende-Dax oder Segment-Dax. Der Dax spiegelt auf Sicht der nächsten 25 Jahre, trotz der Exportlastigkeit vieler Unternehmen, nicht die Entwicklung der Weltwirtschaft wieder. Wenn ich einen Index schenken würde, dann den langweiligen MSCI, weil hier automatisch die Schwellenländer in den nächsten Jahren höhere Gewichtung finden. Mein Lieblingsindex ist der MSCI aber dennoch nicht.

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