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Dax hat Geburtstag: „Es bestand die Chance auf eine deutsche Aktienkultur“

Fondsmanager Christoph Bruns
Fondsmanager Christoph Bruns
Christoph Bruns managt den Aktienfonds Loys Global (WKN: 926229) seit 2005.

DAS INVESTMENT.com: Was war ihre erste Erfahrung mit dem Dax?  Gutes Geschäft?

Christoph Bruns:
Die Einführung des Dax signalisierte für mich eine Internationalisierung der deutschen Aktienkultur, weil seine Titelanzahl sich offenbar am amerikanischen Dow Jones orientierte und seine Ausgestaltung als Performanceindex Anleger orientiert modern erschien.

>> Zum Kaufbeleg des ersten Aktienkaufs von Christoph Bruns.

Auflösung auf der nächsten Seite (unten).

Der beste Dax-Tag in ihrer Karriere?

Bruns:
Als Mitte der Neunziger Jahre, das heißt gut fünf Jahre nach dem Zusammenbruch des Kommunismus in Osteuropa der Dax und deutsche Aktien große nationale und internationale Aufmerksamkeit erfuhren, bestand die Chance auf eine eigene erfolgreiche Aktienkultur in Deutschland. Man konnte seinerzeit das Erblühen dieser prächtigen Börsen-Rose geradezu fühlen. Leider ist es nicht gelungen, die Deutschen zu einem Volk von Aktionären zu machen. Der volkswirtschaftliche Schaden ist beträchtlich.

Der schlimmste Dax-Tag in ihrer Karriere?

Bruns:
Die großen Börsengänge von Deutsche Telekom und Infineon haben im Nachhinein dem Dax und seiner Reputation schweren Schaden zugefügt. Der Neue Markt tat sein übriges.

Ich ahnte, dass Alan Greenspan 1996 mit seinem Wort von der „irrational Exuberance“ Recht behalten könnte und der Dax im Überschwang seines Erfolges langfristigen Schaden nehmen würde. Im Hochgefühl des Triumphes ist oft das Risiko am größten.

Welche Hauptversammlung werden sie nicht vergessen?

Bruns:
Hauptversammlung sind ihrem Charakter nach schrecklich langweilige Veranstaltungen. Als  in den Neunziger Jahren die Forderung nach „Shareholder Value“ laut wurde, wehte für einige Jahre ein neuer Geist. Leider ist es um die wahrhaftige Eigentümer-Orientierung in den großen Dax-Gesellschaften nicht immer vorzüglich bestellt. Meine Besuchsfrequenz von Hauptversammlungen ist deutlich zurückgegangen.
 
Frisieren Sie mal den Dax. Wer muss rein, wer muss raus?

Bruns:
Naturgemäß spielt Größe beim Dax die entscheidende Rolle. Wenn es aber um Wachstum und Profitabilität geht, dann steht der Mdax weit besser da. Interessehalber sollte man sich den Dax einmal in seiner Ausgangsaufstellung  ansehen. Die vielen Veränderungen der Zusammensetzung entkräften die Aussagefähigkeit des Dax ganz eindeutig.

Sind Länder-Indizes noch zeitgemäß in einer globalen Welt?

Bruns:
Ja, Länderindizes sind noch zeitgemäß um einen Gradmesser für Ländervergleiche zu besitzen. Um der Globalisierung Rechnung zu tragen müssen sie um internationale Indizes ergänzt werden.

Ihr Kind/Enkel hat Taufe/Geburtstag. Schenken Sie dem Kind mal ihren „Lieblings-Index“ mit dem der/die Kurze in 25 Jahren ein solides Finanzpolster haben wird? Warum diese Wahl?

Bruns:
Ein Weltindex wie der MSCI World dürft sich für meine Kinder aufdrängen. In vielen Ländern gibt es attraktive Unternehmen. Zwei Drittel der Erdbevölkerung lebt in Asien. Es wird darauf ankommen, an den internationalen Wachstumschancen vieler verschiedener Industrien teilzunehmen.

Welche derzeitigen Dax-Unternehmen sind auch in 25 Jahren noch im Dax?

Bruns:
Deutsche Post, wenngleich  unter dem Namen DHL. Die Post wird angesichts ihrer Größe und ihres wachsenden internationalen Geschäfts auch in einem Vierteljahrhundert zu den größten unabhängigen deutschen Unternehmen zählen.  Die Deutsche Telekom dürfte in 25 Jahren als größter europäischer Technikdienstleister mit Sitz in Deutschland noch dabei sein. Volkswagen wird ebenfalls dabei und für Fresenius dürfte dasselbe gelten.

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