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Degussa-Chefvolkswirt erklärt Warum das Wort „Währungskrieg“ Anleger in die Irre führt

Thorsten Polleit, Chefvolkswirt der Degussa Goldhandel GmbH
Thorsten Polleit, Chefvolkswirt der Degussa Goldhandel GmbH

Der griechische Philosoph Parmenides lehrte, dass Sprache Denken ist. Sprachverwirrung steht demnach für Denkverwirrung – und verwirrtes Denken wiederum (ver)führt zu falschem Handeln und ungewollten Ergebnissen. Deshalb ist es wichtig, Worte richtig zu gebrauchen. Das ist bei dem Wort „Währungskrieg“ nicht der Fall. Auch wenn man vielleicht dramatisieren möchte, was sich in den weltweiten Devisenmärkten abspielt: Mit Krieg hat das nichts zu tun.

Das Wort „Währungskrieg“ schürt zum einen marktfeindliche Ressentiments, weil der Eindruck vermittelt wird, in den Währungsmärkten ginge es gewalttätig zu. Das trägt dazu bei, in der breiten Öffentlichkeit das System der freien Märkte als etwas Anrüchiges zu diskreditieren. Zum anderen vernebelt das Wort „Währungs-krieg“ auch noch die Kernursache der Probleme, die es unbenommen im weltweiten Finanz- und Wirtschaftssystem gibt. Doch der Reihe nach.

Was diejenigen, die das Wort „Währungskrieg“ gebrauchen, vermutlich zum Ausdruck bringen wollen, ist, dass einige Länder den Wechselkurs ihrer Währungen gegenüber anderen Währungen schwächen wollen, um sich dadurch wirtschaftlich besser zu stellen. Sie wollen ihre Exporte auf den Weltmärkten verbilligen und Marktanteile gewinnen; gleichzeitig wollen sie Importe verteuern und so die heimische Wirtschaft zu Lasten des Auslandes begünstigen.

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Erinnerungen an Abwertungswettläufe

Dass Länder versuchen, sich mittels Wechselkursabwertung auf Kosten anderer Länder besserzustellen, zeigte sich schon einmal in der Geschichte. Mit Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 zerstörten vielen Nationen in Europa den Goldstandard: Sie hoben das Recht auf, Banknoten und Giroguthaben in physisches Gold einzu-tauschen. Das führte nachfolgend zu hoher Inflation, zuweilen auch Hyperinflation wie zum Beispiel in Österreich, Ungarn und im Deutschen Reich.

Die Währungen der Länder, in denen die Inflation besonders schlimm tobte, werteten besonders stark ab. Das brachte ihnen zwar kurzzeitige Handelsvorteile. Doch es veranlasste andere Länder mit der Inflation nachzuziehen. Es kam zu Abwertungswettläufen („Beggar Thy Neighbor Policy“). Die eigentliche Ursache für die Abwertungswettläufe waren die Regierungen und ihre Zentralbanken mit ihrer ungezügelten Geldmengenvermehrung.

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