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Degussa-Chefvolkswirt Polleit „Euro-Banken haben Liquiditätslücke von 4.761 Milliarden Euro“

Chefvolkswirt bei Degussa Goldhandel: Thorsten Polleit
Chefvolkswirt bei Degussa Goldhandel: Thorsten Polleit
Die Banken in der Eurozone haben eine Liquiditätslücke von 4.761 Milliarden Euro, sagt Thorsten Polleit, Chefvolkswirt des Goldhändlers Degussa. „Die täglich fälligen Kundenverbindlichkeiten der Euro-Banken belaufen sich auf 5.380 Milliarden Euro. In der Kasse halten sie aber nur 617 Milliarden Euro“, so Polleit.

Mit dieser rechnerischen Lücke wäre der Euro-Bankensektor einem sogenannten Bankensturm, bei dem viele Kunden auf einmal ihre Konten leerräumen wollen, nicht gewachsen. Die Europäische Zentralbank habe sich vermutlich bereits darangemacht, diese Liquiditätslücke mit ihren Anleihekäufen zu schließen, meint Polleit.

Damit bezieht er sich auf das Anleihekaufprogramm in Höhe von 1.140 Milliarden Euro durch die EZB. Doch wollte die EZB die Lücke so schließen, müsste sie ihr bisher angekündigtes Programm gut und gerne vervierfachen. Mögliche Folgen einer Ausweitung der Anleihekäufe Die fortgesetzten Anleihekäufe würden Polleits Meinung nach die Zinsen künstlich herabdrücken. Das erleichtert zwar kurzfristig die Lage der Schuldner. Doch es kommt gleichzeitig auch zu volkswirtschaftlichen Fehlentwicklungen. So verzerren die niedrigen Zinsen die (Finanzmarkt-)Preise, ihre Signalfunktion leidet. Fehlbewertungen auf breiter Front stellen sich ein, wie zum Beispiel Fehlinvestitionen, überzogene Risikoneigung und Preisblasen. Der Anreiz, sich zu verschulden, würde zunehmen. Und nicht zuletzt lassen die niedrigen Zinsen den Reformeifer der Staaten schwinden, mit negativen Folgen für Wachstum und Beschäftigung.

Teilreserve übliche Praxis

Der Dreh- und Angelpunkt von Polleits Argumentation ist der heute übliche Umgang der Banken mit Kundeneinlagen einerseits und Bargeld andererseits. Das Guthaben auf Giro- oder Tagesgeldkonten ist für Kunden prinzipiell täglich verfügbar und kann jederzeit abgehoben werden.

Doch die Geschäftsbanken gehen davon aus, dass das nie alle Kunden gleichzeitig tun werden. Deshalb kann das angelegte Geld weiter verliehen werden. Nur ein kleiner Teil der Kundeneinlagen ist aus Sicht der Bank ständig verfügbar, kann also bei Bedarf sofort in bar ausgezahlt werden.

Dieses System der "Teilreserve" gibt es schon seit Jahrzehnten, es hat jedoch seine Tücken, schreibt die Welt. Komme es in einer Krisensituation doch einmal zu einem Sturm auf die Bankschalter, ist ein Geldhaus im Handumdrehen pleite.

So erging es im Jahr 2007 beispielsweise der britischen Northern Rock. Auch in anderen europäischen Ländern sahen sich Regierungen während der damaligen Finanzkrise gezwungen, eine staatliche Garantie für alle Bankeinlagen auszusprechen, um einen Run auf die Geldhäuser zu verhindern.
 

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