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Depotanalyse „Zeichen einer defensiveren Ausrichtung vieler Anleger“

Rudolf Geyer, Sprecher der Geschäftsführung der European Bank for Financial Services (Ebase)

DAS INVESTMENT: Welche wesentlichen Trends sind aus der Depotanalyse für Juli 2017 zu erkennen?

Rudolf Geyer: Es scheint, als habe die Verunsicherung der Anleger in Bezug auf die zukünftige Kapitalmarktentwicklung zugenommen. Dennoch besteht aber nach wie vor ein überdurchschnittliches Interesse an Fondsanlagen. So liegt die Handelsaktivität weiterhin 5 Prozentpunkte über dem Durchschnitt des Vorjahres. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund der traditionell eher wenig handelsstarken Ferienmonate im Sommer interessant. Allerdings macht es den Eindruck, als würde sich das Interesse an den unterschiedlichen Assetklassen aktuell etwas verschieben.

Welche Assetklassen haben in der Anlegergunst verloren?

Allgemein ist zu beobachten, dass Aktienfonds eher auf der Verkaufsliste stehen. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Anleger, die bereits seit längerer Zeit im Aktienmarkt investiert sind, haben durch die Kursanstiege in den letzten Jahren häufig bereits attraktive Renditen erzielt. Vielfach werden hier sicherlich Gewinne mitgenommen. Speziell in der Ferienzeit gibt es zudem zahlreiche Anleger, die Positionen in Aktienfonds vor dem Urlaub glattstellen. Auch Zweifel an der konjunkturellen Entwicklung können ein Treiber sein. Hier scheinen die Anleger jedoch regionale Unterschiede zu erwarten. So sind speziell bei US-Aktienfonds deutliche Mittelabflüsse zu verzeichnen, was für eine zunehmend kritische Bewertung dieses Marktes spricht. Fonds, die in europäische Aktien oder auch speziell deutsche Titel investieren, sind dagegen nach wie vor gefragt und haben Nettomittelzuflüsse.

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Die Handelsaktivität basiert auf dem Handelsvolumen und lässt unmittelbare Rückschlüsse auf den aktuellen Jahrestrend zu. Ein Wert von über 100 steht für eine überdurchschnittliche Handelsaktivität der Fondsberater im Vergleich zum mittleren monatlichen Handelsvolumen des Vorjahres; ein Stand unter 100 zeigt eine unterdurchschnittliche Handelsaktivität an. Lesebeispiel: Im Dezember 2016 betrugen die Umsätze bei aktiven Fonds 116 Prozent des Vorjahresdurchschnitts, lagen also um 16 Prozentpunkte darüber. Quelle: Ebase; Stand: 1. August 2017

Welche Anlagen sind aktuell sehr gefragt?

Während die Anleger bei Aktienfonds insgesamt Mittel abgezogen haben, wurde im letzten Monat vermehrt in Renten- sowie Mischfonds angelegt. Bei Mischfonds ist der Kaufquotient auf 1,53 gestiegen. Dies kann als Zeichen einer eher defensiveren Ausrichtung der Anlagestrategie zahlreicher Anleger gewertet werden. Auch der Trend hin zu Anlagen in Rentenfonds spricht dafür. Hier hat der Handel deutlich zugenommen und es sind ebenfalls Nettomittelzuflüsse zu verzeichnen. Anders als bei Aktien sind bei Renten US-Fonds sehr gefragt, der Kaufquotient ist auf 2,17 angestiegen. In europäische oder auch speziell deutsche Bonds investierende Fonds werden dagegen seit einigen Monaten überwiegend verkauft. Auch im Juli war diese Tendenz erneut sehr ausgeprägt. Es ist gut möglich, dass die Anleger auf einen deutlich früheren Anstieg der Leitzinsen in den USA als in Europa spekulieren.

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