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„Der Entzug der US-Zollvorteile wird uns hart treffen“

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Was unternimmt ein Entwicklungsland wie Bangladesch, um an internationale Investorengelder zu kommen?

Quader:
Für uns sind globale Investoren enorm wichtig. Wir erachten deren Investments als einen der Schlüsselfaktoren für Bangladeschs Entwicklung. Ähnlich wie andere Schwellenländer hatte Bangladesch nach seiner Unabhängigkeit 1971 versucht, mit einer Strategie der Industrialisierung und Importsubstitution Erfolg zu haben.

Seit Mitte der Achtziger Jahre hat sich die Strategie zu einer Export-orientierten gewandelt. Daher werden gerade Direktinvestments aus dem Ausland vom Staat Bangladesch mit einer der liberalsten Investment-Politik unterstützt. Dazu gehören Steuerbefreiungen, zollfreie Sonderwirtschaftszonen und einen vereinfachten sowie entschärften Zugang zum Arbeitsmarkt.

Bangladesch ist vom ehemaligen Vorsitzenden von Goldman Sachs Asset Management zur Ländergruppe der sogenannten Next-11 gezählt worden. Das kommt einem Ritterschlag gleich. Hat das sehr geholfen?

Quader:
Zu den Next-11 zu zählen, hat gewaltig geholfen. Nun gilt Bangladesch nach den Bric-Ländern zu den elf größten und bedeutendsten Volkswirtschaften der  Schwellenländer. Ähnliches erfuhr uns bei J.P. Morgan mit ihren Frontier Five. Solche Einordnung hilft uns enorm bei Gesprächen mit internationalen Investoren.

Letztendlich legt die Zugehörigkeit Zeugnis für die gut funktionierende Wirtschaft Bangladeschs heute und in der Zukunft ab. Die meisten Investoren bekräftigt es, dass unsere Wirtschaft auch bei auftretenden globalen Krisen robust ist.

Kommt die Finanz- und Schuldenkrise in Europa und den USA eigentlich auch in Bangladesch an?

Quader:
Die größte Rezession seit der Great Depression in den Dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts hat natürlich auch Auswirkungen auf Bangladeschs Wirtschaft. Die Globalisierung bedeutet zwangsläufig, dass wir zunehmende über den Welthandel, Direktinvestments und den allgemeinen Zahlungsverkehr mit Ländern wie Deutschland und den USA verbunden sind.

Allerdings ist unser Land relativ glimpflich davon gekommen. Unsere Wirtschaft hat sich als sehr stabil und widerstandsfähig gegenüber dem Schock der Finanzkrise erwiesen. Erfolgsfaktoren waren, dass der Staat in der Zeit der Not der Exportindustrie unter die Arme gegriffen hat und die Unternehmen ihre Produktivität steigern konnten. Entsprechend konnte Bangladesch statt sinkender oder stagnierender Exportzahlen, steigende vorweisen. Seit dem Jahr 2007 stiegen die Exporte von 14,1 auf 27 Milliarden US-Dollar. Fast eine Verdopplung.

Um für weitere Schocks aus den Industriestaaten gewappnet zu sein, versuchen wir die Wirtschaftsverflechtung mit anderen Schwellenländern voranzutreiben. Das senkt die Abhängigkeit vom Konsum der entwickelten Welt.


Über den Interviewten: Ghulam Muhammed Quader sitzt für die Jatiyo-Partei bereits seit 1996 im Parlament. Bei der Regierungsbildung 2009 wurde der heute 65-Jährige zunächst zum Minister für Luftfahrt und Tourismus. 2011 wechselte er dann auf den Chefposten im Wirtschaftsministerium.

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