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Der große China-Check Teil 1: Läuft Chinas Wirtschaft zu heiß?

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China Check 1: Läuft die Wirtschaft zu heiß?

Natürlich drängt sich der Gedanke auf, wenn sich eine Volkswirtschaft allein in den vergangenen zehn Jahren fast vervierfacht. „Ich habe kein vergleichbares Phänomen in der jüngeren Geschichte gesehen, und wir werden auch in den kommenden Dekaden keines entdecken“, sagt Volkswirt-Legende Jim O’Neill (Foto) von Goldman Sachs.

Bisher hat China nur eine Menge nachgeholt, viel bleibt noch zu tun: So steuert ein einziger Chinese derzeit im Schnitt zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) 3.678 Dollar pro Jahr bei. Ein Amerikaner bringt es auf 46.381 Dollar.

Der wichtigste Grund: Fast zwei von drei Chinesen leben noch immer auf dem Land und müssen mit vergleichsweise schlechten Produktionsbedingungen klar kommen. Wenn sie überhaupt Arbeit haben. In den USA wohnen dagegen zwei Drittel in der Stadt. Bis 2025 sollen weitere 300 Millionen Chinesen in Städte ziehen, schätzt Morgan Stanley. Durch diese größte Völkerwanderung in der Geschichte der Menschheit wächst das Heer an neuen Arbeitskräften weiter und damit auch das der Konsumenten. Sie wollen Wohnungen, Fernseher, Autos.

Die Regierung hat das erkannt. Sie will China von der Werkbank der Welt zum Supermarkt der Welt entwickeln und damit von den Launen und Krisen des Exportgeschäfts lösen. Das versucht sie über Geschenke an den Bürger. So halbierte sie beispielsweise 2009 die Steuer beim Kleinwagenkauf von 10 auf 5 Prozent.

Doch der Weg ist noch weit: Ein Drittel des BIP kommt derzeit aus dem Konsum. Üblich ist anderswo die Hälfte oder mehr. Zudem wachsen die Einkommen langsamer als die Wirtschaft und sind noch immer ungleich verteilt. „Deshalb haben viele Provinzen inzwischen Mindestlöhne eingeführt“, sagt Richard Wong, China- Fondsmanager bei HSBC. Das werde die Lohnschere schließen.

8 Prozent Wachstum bei 3 Prozent Inflation peilt Premierminister Wen Jiabao dieses Jahr an. Wird schon klappen.

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