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Der Kampf um Sekunden

Uwe Zimmer
Uwe Zimmer
Sie sind schnell. Mehr als schnell. Sie messen Ihre Leistungsfähigkeit in Nanosekunden und rutschen den Börsen auf die Pelle: die Schnellhändler, Algotrader, Blitzzocker. Sie mögen Geld verdienen – nachhaltig aber ist das alles nicht.

Egal ob institutioneller Investor, Vermögensverwalter oder Privatanleger: schneller als die Algotrader zu handeln und so Informationsvorsprünge zu kapitalisieren, indem man dem breiten Markt voraus ist, geht nicht. Sie sitzen mit ihren Hochleistungsrechnern den Börsen auf dem Schoß, wollen selbst die Zeit minimieren, die der Rechner für die Informationsübermittlung an die Börse braucht. Schließlich bewegt sich auch ein Bit mit einer messbaren Geschwindigkeit durchs Netz – und je geringer die zurückzulegende Entfernung desto weniger Zeit braucht es dafür.

Zumal ja auch manche Trader noch dafür bezahlt haben, bestimmte marktbeeinflussende Daten einige Sekunden vor allen anderen zu bekommen. Es ist faszinierend, wie schnell sich offenbar aus dem Stand eines Einkaufsmanagerindex Entscheidungen ableiten lassen. In den zwei Sekunden Vorsprung, die er hat, muss der Händler die Zahlen analysieren, einordnen und in eine entscheidungsreife Anlageidee umsetzen. Der Computer kann das, auf Basis von Vorgaben, die irgendwann einmal ein Mensch gemacht hat.

Bis der „normale“ Anleger auch nur die Ordermaske geöffnet hat, haben die Computer der Schnellhändler bereits die Transaktionen in kleine Teile gesplittet, angefragt und abgeschlossen. Hier lässt sich durch Schnelligkeit also nichts reißen.

Das ist aber auch gar nicht notwendig. Statt einen Informations- sollte man immer besser einen Erkenntnisvorsprung zu nutzen suchen. Nachdenken hilft bei der Geldanlage. Aber Nachdenken kostet Zeit. Natürlich mag es den ein oder anderen geben, der eine geniale Eingebung hat, sie umsetzt und damit in kurzer Zeit Millionen macht.  Es mag auch den ein oder anderen geben, dem das zweimal gelingt. Das aber sind schon wenige. Und ich bin sicher, es gibt niemanden, der auf Dauer als professioneller Anleger nur von Geistesblitzen leben kann.

Geldanlage ist nun mal eher langsame Kopfarbeit, dafür viel davon. Lesen und Reden sind nützliche Tätigkeiten. Daraus kann sich eine eigene Meinung bilden. Dieser zu vertrauen und sie in konkretes handeln umzusetzen erfordert immer noch Mut.

Denn es ist ja nicht (nur) das eigene Geld, das ins Risiko gestellt wird, mit jeder Entscheidung immer wieder. Es ist das Geld der Kunden, das nicht leichtfertig angelegt werden darf. Da lohnt es sich doch, einmal etwas länger nachzudenken. Dadurch werden zwar nie die Profite im Sekundenhandel entstehen. Aber eine langfristige Anlagestrategie, die ohne große Hektik auskommt. Sowohl beim Vermögensverwalter wie bei seinen Kunden.

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