LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in RentenfondsLesedauer: 6 Minuten

„Der Markt für Mittelstandsanleihen muss sich weiterentwickeln“

Seite 2 / 2


Fünf Maßnahmen zur Etablierung von Mittelstandsanleihen

Wie geht es mit den Mittelstandsbonds in Zukunft weiter, und welche Maßnahmen sind erforderlich, um diesen Bereich des deutschen Kapitalmarktes erfolgreich weiterzuentwickeln und dauerhaft zu stärken?

Unserer Überzeugung nach hat das junge Bond-Segment gute Chancen, sich sowohl bei privaten Investoren, aber auch zunehmend bei professionellen Anlegern zu etablieren. Denn jedes neue Marktsegment hat zunächst seine Kinderkrankheiten zu überwinden, um sich zu einer etablierten Asset-Klasse entwickeln zu können.

Hierzu ist aus heutiger Sicht sowohl der regulatorische Rahmen als auch das Verhalten der Marktakteure einer kritischen Prüfung zu unterziehen. Ohne einen Anspruch auf Vollständigkeit erheben zu wollen, sind unserer Erfahrung nach folgende Maßnahmen erforderlich:

  1. Erstens sind bei der Vorbereitung der Emission erheblich verbesserte Prüfprozesse der Rating-Agenturen und Emissionshäuser essenziell. Wie einige der jüngsten Schadensfälle eindeutig belegen, hätte eine strengere Überprüfung der Kennzahlen der Gesellschaften, deren Jahresabschlüsse und Geschäftsmodelle einschließlich der bereitgestellten Sicherheiten Schlimmeres verhindern können.

    Die Einführung von Mindeststandards für die Prüfung der Kapitalmarktfähigkeit eines Unternehmens ist daher eine unserer zentralen Forderungen. Diese sollten einerseits den zumeist kapitalmarktunerfahrenen Unternehmen eine höhere Flexibilität bieten als zum Beispiel börsennotierten Gesellschaften.

    Andererseits muss der Schutz der Gläubiger aber so ausgestaltet sein, dass sich der Investor ein klares Bild über die tatsächliche Situation des Unternehmens machen kann und auch hinreichend über die zugrunde liegenden Fundamentaldaten informiert ist.

    Der in diesem Jahr feststellbare Trend zu Emissionen mit einem geringen Volumen und von Unternehmen mit einem schlechteren Rating geht jedenfalls in die falsche Richtung. Weniger Mittelstandsanleihen mit besserem Rating und einem niedrigeren Kupon sind die eindeutig bessere Alternative im aktuellen Umfeld.

  2. Zweitens ist seitens der Emissionshäuser auf ein Mindestmaß an Liquidität am Sekundärmarkt (market making) zu achten. Viele der begebenen Anleihen sind nach Börsenstart nahezu nicht oder nur in einem sehr geringen Umfang handelbar. Dies schreckt institutionelle Anleger ab und führt in der Folge selbst bei geringen Transaktionsvolumina zu erratischen Kursbewegungen.

    Eine hohe Volatilität wiederum ist für viele Investoren, insbesondere aus dem institutionellen Bereich, ein weiterer Grund, diese Anleihen aus Risikoaspekten und damit einhergehend aufgrund höherer Kapitalanforderungen zu meiden. So könnten zum Beispiel sogenannte „designated sponsors“ für eine höhere Liquidität sorgen und damit allzu starke Kursbewegungen eindämmen.

  3. Drittens ist aus Anlegersicht eine erhöhte und verbesserte Transparenz bezüglich der Informationspflichten der Emittenten von ausschlaggebender Bedeutung. Hierbei ist durchaus eine angemessene Regulierung in Abhängigkeit von der Unternehmensgröße zwar wünschenswert, um sozusagen das Kind nicht gleich mit dem Bade auszuschütten.

    Diese Flexibilität darf aber schlussendlich nicht zulasten der Investoren gehen. Die bislang unterschiedlichen Anforderungen der Börsenplätze in Deutschland sollten diesem Aspekt künftig besser Rechnung tragen und daher möglichst nach dem Prinzip „best practice“ vereinheitlicht werden.

  4. Viertens ist seitens der Emittenten und Investmentbanken bei der Festlegung der Anleihekonditionen zukünftig auf eine ausgewogenere Berücksichtigung der Risiken zu achten. Die Preissetzung der Bonds einschließlich der Rahmenbedingungen der Emissionen (zum Beispiel der Covenants) muss dauerhaft zu einem verbesserten Chance-Risiko-Profil für die Kapitalanleger führen, welches auch einen Vergleich mit internationalen Standards nicht scheuen muss.

  5. Fünftens wäre aus Sicht institutioneller Investoren durchaus mehr Kreativität bei der Ausgestaltung der Bonds wünschenswert. Die Auflegung von variablen verzinslichen Anleihen oder die Begebung von Wandelanleihen mittelständischer Emittenten in diesem Segment des Rentenmarktes könnte durchaus zur Etablierung und Festigung der Asset-Klasse beitragen.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion