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„Der Süd-Süd-Handel wird der Wachstumstreiber der Schwellenländer sein“

Vincent Strauss, Fondsmanager vom Comgest-Fonds Magellan C
Vincent Strauss, Fondsmanager vom Comgest-Fonds Magellan C
DAS INVESTMENT.com: Welche Frühindikatoren für die Schwellenländer sind aktuell besonders vielversprechend?

Vincent Strauss: Aus unserer Sicht sind die Unternehmen selbst die besten Frühindikatoren. Da wir in regelmäßigem und intensivem Austausch mit den Unternehmen stehen, die sich in unserem Portfolio befinden, haben wir alles in allem einen sehr guten Einblick in Konsum- sowie Investitionsverhalten, die für die wirtschaftliche Entwicklung der Emerging Markets ausschlaggebend sind.

Zurzeit sind die Aussagen einer Vielzahl von Unternehmen vorsichtig. Eine Besserung des konjunkturellen Umfelds wird von vielen Unternehmen etwa im zweiten Halbjahr 2013 erwartet. Unser auf Qualitätswachstum basierender Investmentansatz bedeutet jedoch, dass ein Großteil der Unternehmen in unserem Fonds weniger konjunkturanfällig ist.

DAS INVESTMENT.com: Was sind künftig die entscheidenden Wachstumstreiber der Schwellenländer?

Strauss: Der Süd-Süd-Handel, das heißt der Handel zwischen Schwellenländern, wird in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen. Die Weltbank schätzt, dass dieser Handel bis 2015 35 Prozent des globalen Handels ausmachen wird.

Das Wachstum einer kaufkräftigen Mittelschicht ist für die Stärkung des Binnenkonsums einiger Schwellenländer wichtig – insbesondere in China. Kurzfristig sehen wir jedoch keine Entkopplung von der Konjunkturschwäche in den entwickelten Ländern. In einigen Ländern gibt es Reformbedarf. Indien ist hierfür ein gutes Beispiel. Nach den Wahlen in 14 Monaten sollten diese endlich in Angriff genommen wird.

DAS INVESTMENT.com: Wo sehen Sie 2013 noch größere Überraschungen – positiv oder negativ?

Strauss: In positiver Hinsicht glauben wir, dass Chinas wirtschaftliches Comeback stärker ausfallen kann als vom breiten Markt nach der Veröffentlichung der BIP-Zahlen für das  erste Quartal 2013 noch erwartet wird. Auf der negativen Seite sehen wir nach wie vor das Problem der Zahlungsbilanzdefizite in einigen Schwellenländern als schwelendes Problem. Beispiele sind Indien, Südafrika und Indonesien. Sollte die reichlich vorhandene internationale Liquidität abflauen, so kann es hier zu erheblichen Wechselkursbewegungen sowie Finanzierungsengpässen kommen.

DAS INVESTMENT.com: Welche Länder/Sektoren der Emerging Markets gewichten Sie derzeit über, welche unter?

Strauss: Sämtliche Über- oder Untergewichtungen von Ländern oder Sektoren sind das Ergebnis unseres Bottom-Up-Stockpicking-Ansatzes. Comgest hat keine in den Investmentprozess integrierte Länder- oder Sektorallokation. Aufgrund der sehr starken Konzentration der Portfolios – wir haben im Schnitt zwischen 35 und 45 Werte – kann es zu erheblichen Abweichungen kommen.

Aufgrund unseres Qualitätswachstumsansatzes sind wir jedoch traditionell stark in nichtzyklische Konsumgüter investiert. Mit zurzeit 28 Prozent des Portfolios ist dies unser stärkstes Übergewicht. Wir investieren nicht in Banktitel, deren Bilanzen wir als unvorhersehbar einschätzen, sowie in Rohstofftitel, da wir die Prognose von Rohstoffpreisen als ebenso schwierig ansehen. Diese Sektoren sind demnach traditionell untergewichtet.

In Ländern mit überdurchschnittlich guter Corporate Governance sowie einer weit entwickelten Unternehmenskultur wie etwa in Brasilien oder Südafrika, sind wir traditionell übergewichtet. In Ländern mit schwacher Corporate Governance beziehungsweise Ländern mit starkem sogenanntem Family Capitalism, oft vor dem Hintergrund autoritärer Regime wie etwa in Südkorea oder China, sind wir tendenziell untergewichtet.

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